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Deutsche Erstausgabe mit Unterstützung der DOM-Gesellschaft

Ein langgehegtes Projekt unserer AG Publikation hat einen erfolgreichen Abschluss gefunden. Mit freundlicher Genehmigung des Moskauer Alexander-Solschenizyn-Hauses der russischen Emigration ist soeben das Spätwerk des russischen Schriftstellers Sergej Fudel „An den Mauern der Kirche“ in deutscher Sprache beim Verlag Hagia Sophia erschienen. Der Verfasser ist Zeitzeuge einer Epoche geworden, in der die Russische Orthodoxe Kirche ungekannten Verfolgungen ausgesetzt war. Seine ganz persönlichen Einsichten in die Situation einer vom Unglauben bedrängten Kirche sind keineswegs nur historisch interessant. Wie geht Glaube unter solchen Umständen?

Dies ist kein Buch, das man durchliest und dann in die Ecke legt. Dazu ist diese Mischung aus Tagebuch, Zeitdokument, schriftstellerischer Tiefe und theologischer Reflexion viel zu facettenreich.

Eine ganze Epoche, die so leidvolle Geschichte der Russischen Kirche in der Sowjetzeit, wird anhand vieler Einzelepisoden deutlich. Die großen Namen der nachrevolutionären Verfolgten und Neumartyrer werden lebendig – Sergej Fudel war mit vielen von ihnen bekannt, teilte ihr Schicksal der Verbannung und Haft.

Aber das ist nicht der Kern des Buches, denn es geht um etwas noch Tieferes: Was bleibt von Kirche, wenn die Pforten der Hölle sich anschicken, sie zu „überwinden“ – und was ist damals wirklich untergegangen, vielleicht unwiderbringlich verloren? Was lässt sich auch mit viel Geld, Gold und Farbe nicht mehr zurückholen?

Sergej Fudel ist ein genauer Beobachter, und in kurzen, scheinbar zusammenhanglosen Episoden malt er ein Bild, das zu jedem von uns spricht: Es ist das Bild einer Kirche, nicht wie sie sein sollte, nicht wie wir sie uns vorstellen, sondern wie sie ist: mit Licht, das man suchen muss, mit Schatten, der ins Auge springt, mit einem ungebrochenem inneren Kraftquell.

Einmal in den zwanziger Jahren war in einer Kirche nahe bei Moskau gerade die Liturgie zu Ende gegangen. Alles verlief wie gewohnt, der Priester sprach den Schlusssegen. Dann kam er aus dem Altar heraus zu den Umstehenden und begann, sich vor ihnen zu entkleiden. In die bedrückende Stille hinein, die daraufhin eintrat, sprach er: „Ich habe Sie zwanzig Jahre lang betrogen, und jetzt lege ich diese Kleider ab.“ Im Kirchenvolk erhob sich Unruhe, Geschrei, Weinen. Die Menschen waren schockiert und beleidigt: „Warum hat er dann heute gedient?“ Es ist schwer zu sagen, wie das hätte ausgehen können, wenn nicht plötzlich ein junger Mann auf die Altarstufen gestiegen wäre und gesagt hätte: „Warum seid ihr so beunruhigt und weint? Schließlich war es schon immer so. Denkt daran, wie Judas sogar beim Letzten Abendmahl dabeisaß.“ Und irgendwie wirkten diese Worte, die Erinnerung an die Existenz des dunklen Doppelgängers der Kirche in der Geschichte, beruhigend auf viele oder halfen, es zu verstehen. Auch des Judas Anwesenheit beim Abendmahl konnte dem Mysterium keinen Abbruch tun.

Es ist ein warmherziges, ein wärmendes Buch, trotz (oder dank?) seiner Schonungslosigkeit. Es geht um Unglauben in der Kirche, Gleichgültigkeit gegenüber den Gläubigen, rituellen Formalismus, staatliche Kontrolle. Die schwindende Hoffnung auf ein inneres Wiedererblühen der Russischen Kirche (Fudel starb 1977), ihr scheinbar unaufhaltsamer Rückzug aus der Realität der Gesellschaft bewegte den Verfasser tief. Und dennoch: Immer wieder Hoffnung, immer wieder Vertrauen auf die Zeichen der Präsenz Gottes, der Wirkung des Heiligen Geistes: Nein, wirklich überwinden kann der Hades die Kirche nicht. Fudel zeichnet ihre dunklen Schatten, und vor diesem Hintergrund erstrahlt auch ihr Licht umso heller.

Ein Mädchen aus unserer Zeit erklärte einmal beiläufig in einem Gespräch, das sich um das künftige Leben drehte, das Verderbliche der Bosheit gegenüber den Menschen wie folgt: Schließlich müsse man dort einem jeden freudig begegnen, sagte sie. – Lernt nicht nur von den heiligen Vätern, sondern auch bei den Mädchen von heute.

„Verfolgte Kirche“ stellt sich bei Fudel nicht vordergründig als Opfer von Gewehrsalven und Sprengsätzen dar: Es ist zugleich der Schatten der Kirche selbst, von dem sie verfolgt wird, so schwer diese Erkenntnis fällt. Das war auch schon vor der Revolution von 1917 so.

Mein Vater war ein sehr frommer Priester, ein Schüler der Altväter von Optina und von Leontjew, doch ich weiß noch, wie er in der stickigen, gewitterschwangeren Luft der vorrevolutionären Kirchlichkeit gelitten hat. Es genügt zu erwähnen, dass Tolstoj vom Synod exkommuniziert wurde, Rasputin dagegen nicht nur der Exkommunikation entging, sondern im Mittelpunkt der höchsten orthodoxen Hierarchien stand.

Unter Verhältnissen, die erschreckende Parallelen zur Säkularisation unserer Tage aufweisen, erblüht bei Fudel das, was Kirche auch ist: die für die Mächtigen und Verfolgern nicht greifbare Gemeinschaft der Gläubigen im Heiligen Geist, die sich zuweilen auf ganz unerwartete Weise manifestiert.

Eine rechtschaffene alte Frau aus dem Dorf lag im Sterben und bat ihre Tochter immer wieder, den Priester zu holen, um die Kommunion zu empfangen. Aber es war sehr weit bis zur Kirche und tiefster Winter, und die Tochter blieb daheim. Und dann sagte die Sterbende eines Nachts zu ihrer Enkelin, einem etwa sechsjährigen Mädchen: „Gib mir zu trinken.“ Und als diese ihr einen Krug brachte, konnte sie den Gesang hören: Nehmet den Leib Christi …

***

Es war dann wohl am 40. Tag, die Blumen auf dem Grab von Vater Nikolaj waren noch nicht ganz verwelkt, da kamen wir wieder zusammen, einander zwar unbekannte, aber doch irgendwie eng miteinander verbundene Menschen … Eine Panichida schien undenkbar, aber unverhofft hören wir jemanden sie lesen, selbstbewusst, geübt, mit gedämpfter Stimme. Wir erblickten einen abseits von allen, direkt am Grab stehenden Mann, den ich nicht kannte, in einem Ledermantel, glattrasiert, in gesetztem Alter, wenn auch kein Greis. Da rückte uns der Himmel noch näher, und die Menschenschlange rückte noch enger zusammen. Als dieser Mann fertig war, sich vor dem Grab verneigte und zum Ausgang an uns vorbeiging, sagten wir alle leise zu ihm: „Danke.“

Fudel ist kein Kirchenvater, seine Schriften sind vielmehr Ausdruck aufrechten Glaubens und des persönlichen christlichen Zeugnisses in Zeiten großer Bedrängnis. „An den Mauern der Kirche“ ist zugleich ein wunderbares Buch über das, was Kirche nicht ist, und was wir doch so oft dafür halten. Es erinnert uns in unserer heutigen geistlichen Wüste daran, dass es stets auch Oasen gibt, mehr noch: dass diese Wüste für uns auch zur Sketis werden kann, zur geistlichen Heimat – durch jene Sorte von Liebe, die nun wirklich von keiner Hadespforte besiegt werden kann. Wer zuweilen an der Kälte unserer pharisäischen Welt zu verzweifeln droht, der lese dieses Buch.

Und wieder stand ich an einem riesigen Fenster in einem neuen Stadtteil von Moskau. Es war Nacht, und die Sterne kamen wie Leuchtfeuer zwischen den Wolken hervor. Die Last wurde mir von der Seele genommen, als ob ein Lebensfaden, gewebt aus Hoffnung und Freude, der sich irgendwo in der Dunkelheit verloren hatte, plötzlich wiedergefunden worden wäre, und die Stadt erschien nicht mehr wie eine Fremde, sondern als die Wohnstätte leidender Menschen. Wir sind in diesen fünfzig Jahren nicht verbittert geworden und beten auch jetzt in dieser Stadt – wie am Bett eines Schwerkranken. Dies ist das Land Deines Volkes, Herr!

HP Arnold (alle Zitate: S. Fudel „An dern Mauern der Kirche“)

Über Sergej Fudel

(Biografische Angaben aus russ. Wikipedia)

Buchvorstellung „Die Philosophie des Kults“ von Vr. Pawel Florenski

DOM-Mitglied Hans-Peter A. hat die Neuerscheinung nicht nur gelesen, sondern vorher auch übersetzt, und beantwortet in seiner nachfolgenden Buchvorstellung (vorhersagbar) die Frage, ob es das spürbare zusätzliche Gewicht im Urlaubskoffer wert ist.

Pawel Florenski: Die Philosophie des Kults

Versuch einer orthodoxen Anthropodizee

536 Seiten︱Broschur︱32 €

„Einen Versuch“ nennt der Verfasser sein Werk, und dafür ist es ganz schön dick. Lohnt es sich?

Ein „Versuch“ ist es, weil der Kult für die russische Religionsphilosophie bis dato eher terra incognita war – wie will man umgehen mit dem Anspruch, das „Metaphysische“ mit Händen und Herzen zu ergreifen, das „Physische“ damit zu durchdringen, das zu vereinen, was die Mode streng geteilt hat? Aber für den russischen Priester und Gelehrten Pawel Florenski ist das Unvereinbare tägliches Brot, das Antinomische die Grundlage allen (geistlichen) Lebens, aller Liebe. Wo die Entropie ihr Werk schon verrichtet hat, hält er sich nicht lange auf.

Wenn sich deine Tage kraftlos dahinziehen, „ohne Gottheit, ohne Inspiration“, dann ist ein Liebeserweis ohne Wert.

Aber der Reihe nach: Das Ganze ist Manuskript einer Vorlesungsreihe, die F. im Jahr 1919 in Moskau gehalten hat. Die Dokumente in seinem Nachlass zeigen, dass er eine Buchausgabe plante und auch nach 1919 weiter dafür Material sammelte. Aufgrund der Lebensumstände konnte er sein Vorhaben jedoch nicht mehr realisieren. Veröffentlicht wurde der Text erstmals (zensiert) in den Siebzigern, viele Jahre nach seinem Märtyrertod 1937.

Zum Inhalt:

Vorlesung I: Die Gottesfurcht

F. definiert den Kult als denjenigen Teil der Realität, in dem Zeitliches und Ewiges sich begegnen. Die Furcht vor dieser Begegnung ist natürlich – alles andere wäre Anmaßung. Ein ausführlicher Exkurs in dieser Vorlesung widmet sich dem Kreuz als Symbol und Typos – es ist DAS Beispiel schlechthin für die Berührung von Unten und Oben, von Holz und Herrn. Danach geht es unter dem nämlichen Aspekt der Gottesfurcht um Opfer: um das alltägliche Blutbad am früheren Jerusalemer Opferaltar (Ariel faucht, Expressionismus pur!) und um die gebotene ebensolche Furcht auch gegenüber dem unblutigen, eher impressionistischen Opfer in der Eucharistie.

Vorlesung II: Kult, Religion und Kultur

F. beschäftigt sich mit den ideologiebildenden Grundlagen der Gesellschaft, nämlich dem Verhältnis von materiellen (Instrumenta, I) und geistigen (Notiones, N) Produkten menschlicher Schöpferkraft, sowie deren Synthese, sozusagen geheiligter Materie, inkarnierter Heiligkeit (Sacra, S). Erstaunlich, was F. aus den verschiedenen denkbaren Hierarchien von S-I-N alles ableitet. Nach den Zeitaltern von Idealismus und Materialismus erhoffte sich F. den Anbruch einer sakralen Ära (übrigens mit überraschender Beweisführung mittels der englischen und französischen soziologischen Schule).

Vorlesung III: Kult und Philosophie

Eine erfrischend persönliche Auseinandersetzung mit dem „Philosophen des Protestantismus“ Kant, dem „Gegenstück zu Platon“ und Verderber aller Kategorien, wenn man F. glauben will (und die Polemik ist so symphatisch, dass man es gerne tut). Ein Hohelied auf platonische Weltsicht zugleich. An der Quelle aber steht der Kult, dessen „flüchtige Töchter“ sowohl Philosophie als auch Kultur letztlich sind.

Vorlesung IV: Sakramente und Riten

Hier ist es wieder, das Lob der Leidenschaftlichkeit aus der ersten Vorlesung: Kult ist höchste Sinngebung für die blinde, formlose „titanische“ Urkraft. Jede Halbherzigkeit verbietet sich, ist quälende Epoche, Tod. Am Ende aber steht die Vereinigung von Absolutem Sinn und Absolutem Sein – der Gottmensch. Doch: Ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Erlösung (übrigens Hebr 9,22). Der Karfreitag ist der mystische Mittelpunkt aller Sakramente und der ihnen nachgeordneten rituellen Handlungen.

Vorlesung V: Die sieben Sakramente

Als Menschen sind wir nicht imstande, an dem Einen Übersakrament – dem Kreuzopfer – adäquat zu partizipieren. Daher entfaltet es sich in einem mysterialen Spektrum von sieben Sakramenten, die alle in innerer Dynamik (thetisch, antithetisch und synthetisch) miteinander verbunden sind. Sieben sind es und sollen es sein, F. liefert den schlüssigen Beweis im Anhang zu dieser Vorlesung. Das synthetischste von allen übrigens – die Ehe. (Und solche Perlen lässt F. dann einfach so im Raum stehen und beendet die Vorlesung … )

Vorlesung VI: Die Phänomenologie des Kults (ein Abriss)

Im Sakrament verbindet sich das Höchste mit dem Niederen, und dies geschieht nicht abrupt, sondern in schrittweiser Annäherung (für den Mathematiker: iterativ, in einem Grenzübergang). Denn wir würden Schaden nehmen ohne solche Schritte weg von der Welt, hin zum Heiligen, „denn ein Feuer ist es.“ F. nennt diese Annäherungen „Schalen“ des Sakraments, „Isolationsstufen“: Um sich dem Ewigen zu nahen, muss man aus dem Gewöhnlichen heraustreten, Schritt für Schritt, so gut es eben geht. Den unendlichen Rest des Weges kommt uns der Herr aus Gnade entgegen. So gut es eben geht, das heißt: die Kommunionsgebete, das Fasten, das Beichten, die Türen, die Türen!, die Altarstufen, Teppiche, Ikonostase, Kopf- und Altartücher, Priestergewänder, Waschungen … Man geht anders, bewusster zum Gottesdienst nach diesem Kapitel.

Vorlesung VII: Die Heiligung der Realität

Sakramente sind nur Gipfel von Eisbergen. Wo wir zum Beispiel überall Brot weihen und segnen … Ein langes Kapitel, wie von Wanja „aus dem heiligen Moskau“ Schmeljow verfasst, ein Galopp durch alle Bereiche der (damaligen, bäuerlichen) Realität und deren Heiligung durch unendlich viele Rituale, vom Zaren bis zum Ziehbrunnen – und beinahe ein Abgesang. The night they drove old dixie down wäre die passende Musik dazu. Aber nicht dazu hat F. es aufgeschrieben, sondern um das Feuer nicht verlöschen zu lassen! Ohne Inspiration ist ein Liebesbeweis ohne Wert

Vorlesung VIII: Zeugen

Das Problem des Thomas: Wir haben Sakramente, die niemand von Nicht-Sakramenten unterscheiden kann, wir haben einen umfassenden Ritus, der uns anzeigt, dass da etwas geheiligt wird – aber wer garantiert, dass es auch so ist? Doch, diese Garanten gibt es. Es sind die Martyrer. Eines der seltenen Worte mit zwei Wurzeln – mär oder mort, Zeuge oder Leidensdulder (F. neigt auch zu sprachwissenschaftlichen Exkursen). Das sind Menschen, die der Verleugnung des Glaubens den Tod vorgezogen haben – keine Religion hat so viele davon wie unsere. Sie hatten wie Thomas den Gottmenschen berührt oder standen in der Nachfolge Seiner Apostel und bezeugten uns mit ihrem Blut, dass es „so ist.“ (Auch F. hat sein Priesteramt nach der Revolution nie verleugnet, den Priesterrock getragen bis zum Schluss – bis titanische blinde Wut auch ihn erhöhte.)

Vorlesung IX: Das Gebet

Die letzte Vorlesung widmet F. der Frage, wodurch das Sakrament und jede Heiligung der Realität überhaupt bewirkt wird. Es ist dies das Gebet, die sakramentale oder rituelle Formel. F. betrachtet die einzelnen Bestandteile eines Gebets, geht auf das Anti-Gebet ein (den kirchlichen Bann, die Verfluchung des Bösen). Gebet ist das dem Menschen mögliche Höchstmaß an vernünftigem Gebrauch der Sprache. Es bringt letztlich den Menschen als Ganzes zum geistigen Opfer dar, es verwandelt uns durch die noetische/geistliche Erneuerung (Röm 12,2).

Dieser Schluss ist ganz auf Väterlinie, zwischendrin gibt es auch schon mal ein paar verstörende Abschnitte. F. hatte keine Hemmungen, mit theosophischen Begrifflichkeiten zu operieren; manches klingt manichäisch, und auch einige Aussagen zum Totengedenken (die Bienen!) sind honeypots für rechtgläubiges Misstrauen.

Das ist aber alles nicht so wichtig wie die Tatsache, dass F. hier einen dicken Pflock einschlägt: gegen die Verkopfung des Gottesdienstes, seine Verkürzung, „Privatisierung“ und Entmystifizierung. Während etwa am Theophaniefest dem bloß Gläubigen nach der elften, zwölften Paremie (wenn nicht früher) so langsam Beine und Gehirn einschlafen, wird am „Fest des Wassers“ bei F. die Kirche mit jeder dieser Lesungen mehr und mehr geflutet: Es ist …

zu spüren, wie sich die himmlischen und irdischen Schleusen öffnen und von überall Wasserströme hereinbrechen; sie überschwemmen und füllen alles mit sich, schäumen und zerschneiden überall die Luft. Wasser, Wasser, Wasser … und noch mehr Wasser, das die ganze Welt durchdringt, unseren Körper durchströmt – der Geist des Wassers, angerufen mit machtvollen Worten. Der ganze Altar ist angefüllt mit Wasser und einem wasserblauen kühlen Licht …

Der Geist des Wassers … wer hierdrüber gestolpert ist, sollte das Buch kaufen.

Überhaupt ist es ein Buch, das frische Einsichten verspricht und zum Weiterdenken anregt, vor allem aber sehr ernsthaft mit der kultischen Überlieferung unserer Kirche umgeht. Das absolute Fehlen von Leichtsinn im Umgang mit dem scheinbar Überholten und Irrelevanten des orthodoxen Ritus färbt auf den Leser ab – und damit ist schon viel gewonnen, vor allem für den Leser selbst.

Am Anfang meiner Übersetzungsarbeit gab es noch den Verlag „Edition Kontext“. Der hat leider zwischendurch seine Tätigkeit eingestellt, aber dank Herrn Fernbach von Edition Hagia Sophia konnte das Projekt gerettet werden. Spuren hat Edition Kontext gleichwohl hinerlassen, etwa mit dem Anspruch, eine Florenski-Werksausgabe „in literarisch ansprechendem Deutsch und ohne viele Fußnoten“ auf den Markt zu bringen. Nun kann F. zwar auch sehr poetisch sein, aber meistens ist er es nicht – das Kapitel über Kant etwa liest sich leichter, wenn man wenigstens einen LK Philosophie besucht hat. Hinzu kommt, dass F. zunächst Mathematik studiert hatte und sich auf einer abstrakten, metalogischen Ebene mühelos über die Grenzen unseres gewohnten relativistischen Denkens hinwegsetzt. (Als Christen sollten wir da eigentlich folgen können, schließlich nimmt F. lediglich Gottes Unermesslichkeit ernst – aber insgeheim wünschen wir uns eben doch lieber sicheren Boden unter den theologischen Füßen.)  

Die Vorgabe von Edition Kontext nach Lesbarkeit war also eine Herausforderung. Sie ist auch der Grund, warum die Lexik in diesem Buch zuweilen nicht so präzise orthodox ist. Und Fußnoten sind es nur deshalb wenige, weil wir um die vierhundert Quellenangaben in die Endnoten und über hundert weitere ins Internet ausgelagert haben.

Auslagern mussten wir nämlich viele der Notizen und Quellenauszüge, die F. in seinem Manuskript lose zu jeder Vorlesung beigelegt hatte, und die in der russischen Werksausgabe aufgenommen wurden. Sonst wären wir bei fast 800 Seiten gelandet. So ist die Materialsammlung auf der Website Florenski.de entstanden – da findet man den Großteil wieder und darf erstaunt sein, welchen Wust an völlig unterschiedlichen Informationen der gelehrte Priester für seine Vorlesungsreihe verarbeitet hat. Vieles ist dort auf die Originaldokumente verlinkt – feine Sache eigentlich, so ein Internet …

Auf der Site gibt es auch die Vita des Verfassers, daher sei hier auf weitere Ausführungen dazu verzichtet und nur am Rande erwähnt, dass F. fünffacher Familienvater war. Was man bei ihm daher eher nicht findet, ist Rückzug, Hesychia und Herzensgebet. Als Mönch muss man womöglich andere Bücher lesen.

Zu Risiken und Nebenwirkungen dieses Buches fragen Sie bitte ihren geistlichen Vater. Es besteht ein gewisses Suchtpotenzial, und manches verträgt sich nicht so ganz mit der Schulorthodoxie. Wirksam ist es aber zweifellos, und preislich liegt es immer noch im Bereich einer Familienpizza. Urlaubslektüre! Auf der Website Florenski.de gibt es einige Leseproben.

Ob als interessanter Einstieg in die Beschäftigung mit dem Thema, zur Information über wichtige ikonografische Motive oder für das Verständnis der Rolle von Ikonen im orthodoxen Glauben – das knapp einstündige Video, das DOM in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Nikolauskirche erstellt hat, wird in jedem Fall Ihr Interesse wecken.

Erzpriester Dimitri Ignatiew von der Russischen Auslandskirche führt seine Besucher in diesem Video in einer spontan organisierten kleinen Führung durch „seine“ dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche in Frankfurt und erläutert Geschichte und Aussage der Ikonen dieses Gotteshauses. Begleiten Sie ihn einfach. Viel Freude!

Eine orthodoxe Antwort auf Blasphemie unter Bedingungen der „Kunstfreiheit“

von Cornelia Hayes

Vom 4. bis zum 24. Dezember 2021 hatte der jährlich neu platzierte „Superladen“ der Offenbacher Wirtschaftsförderung einer Designerin Gelegenheit gegeben, unter dem Motto „Wer interessieren will, muss provozieren“ ihre Objekte, genauer: mit pornographischen Bügelperl-Motiven überklebte orthodoxe Ikonen, auszustellen und zu verkaufen.

Video auf Youtube: https://youtu.be/z3YfSNOh-IE

Vater Georg, der Befreier (Klick auf das Bild führt zum Video)

 Diese Ausstellung stieß auf vielfache Kritik. Seine Eminenz, Erzbischof Tichon von der Berliner Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche veröffentlichte eine Protestnote an den Offenbacher Bürgermeister. Auch unser DOM-Vorstand beriet über eine sinnvolle Antwort.

(Zitat aus: „An den Mauern der Kirche“)

Öffentliche Aktionen schienen uns allerdings nicht hilfreich: Rechtlich war angesichts einschlägiger Gerichtsurteile zur Kunstfreiheit in vergleichbaren Fällen keine Handhabe gegeben. Ein öffentliches Bekenntnis (Demonstration, Gebete und Kerzen vor dem Lokal) hätte, so vermuteten wir, entweder wenig Wirkung gezeigt, oder, wenn mediale Verbreitung erfolgt wäre, unerwünschte Nebeneffekte riskiert: Der Ausstellung wäre zusätzliche „Werbung“ geschenkt worden, in der Offenbacher multi-religiösen Bevölkerung wären alte Dissense (man denke an die Jahrhunderte des Ikonoklasmus und der Bilderstürmer) wiederbelebt worden, die Künstlerin hätte sich durch solche Aktionen als viktimisiert ansehen und öffentliche Solidarität gewinnen können. Wie also sollten wir DOMniten, als kirchliche Gesellschaft, ein nicht-zweideutiges, nicht-Eigentor-gefährdetes Zeugnis für den Schmerz ablegen, den diese Verunglimpfung von Gegenständen für all jene bedeutet, die Ikonen als „Fenster zur Ewigkeit“ und somit als verehrungswürdig ansehen?

Nun berichtete Vater Georg von einem Gespräch mit Vater Dimitri und Lektor Philip Beljajew in der Frankfurter russischen Nikolaus-Kirche. Philip erinnerte dabei an die Weise, in der im 20. Jahrhundert die verfolgte russische Kirche auf die De-Sakralisierung kirchlicher Gebäude und Geräte durch die atheistischen Behörden reagiert hatte: Sobald die Übeltäter außer Sicht waren, oder sobald man die zerstörten Gebäude wieder betreten konnte, reinigte man, was beschmutzt war, reparierte, was beschädigt war, und unterzog die wiederhergestellten Objekte einer liturgischen Neu-Weihe.

Natürlich würden wir hier und heute nicht die gesamte Ausstellung aufkaufen können, um die verunstalteten Ikonen zu „retten“.

Aber wir wollten, was unsere Kirche vorschreibt, wenigstens exemplarisch befolgen.

Vater Stefan schickte ein Gemeindemitglied in die Ausstellung, um eines jener Objekte zu erwerben.

Dies erwies sich überraschend als schwierig. Die Ikonen waren aus der Ausstellung selbst verschwunden. Hatten sie so großen Anklang gefunden? Oder hatte ein opferbereiter orthodoxer Christ sie durch schlichten Aufkauf aus dem öffentlichen Blick entfernt? Nur in einem Nebenzimmer, in einer Schublade, fand sich noch eine verunstaltete Darstellung der „Verkündigung“ von Simone Martini auf „altem Holz.“ Diese entsprach zwar nicht dem Kanon orthodoxer Ikonen, kommt ihm aber als Verehrungsbild doch relativ nahe.

Nun hatte der DOM-Vorstand für den 4. Januar (nach Beendigung der Ausstellung) sowieso eine Präsenz-Sitzung in der Offenbacher Trapeza der rumänischen Nikolauskirche anberaumt. Und wie wir nun hin und her berieten, welchen Ikonen-Restaurator wir mit der Reinigung des Bildes betrauen sollten, begann Vater Georg, an den Bügelperlen zu reiben und stellte fest: Die lassen sich leicht entfernen.

Ein scharfes Messer war schnell gefunden, und so ging er ans Werk, auch die Klebespuren, soweit möglich, abzukratzen.

Dies gelang so einigermaßen: Das Marienbild war von seiner Verunstaltung befreit. Und ja, natürlich, besaß Vater Stefan die deutsche Textversion einer Ikonen-Weihe und brachte sein Epitrachelion gleich mit.

Elena formte aus den singfähigen Vorständen einen kleinen Chor, und der Gottesdienst konnte in der soeben im Rohbau fertig gewordenen, aber schon funktionsbereiten neuen „Fabrikhallen“-Kirche beginnen.

Einige von uns haben das Ereignis auf Video aufgenommen. Nikolay Kocher aus der rumänischen Gemeinde Vater Stefans hat aus alledem einen kleinen Film gebastelt, den wir hier präsentieren wollen.

Dabei wird am Text des Weihe-Gottesdienstes schon das Wesentliche über die orthodoxe Verehrung von Ikonen deutlich.

Wir hoffen, demnächst diesen Film durch weitere katechetische Beiträge und Videos über die Ikonen der rumänischen und der russischen Kirche in Offenbach und Frankfurt ergänzen zu können.

Einige Weihegebete

(Quelle: A. v. Maltzew: Bitt-, Dank- und Weihegottesdienste)

nach griechischer Tradition

Priestergebete nach russischer Tradition

Segnung und Weihe eines Bildes Christi oder eines Herrnfestes

Merke, Herr, mein Gott, aus der heiligen Wohnung und von dem Throne der Herrlichkeit deines Reiches, und sende gnädig deinen heiligen Segen auf dieses Bild (diese Bilder) herab, und durch die Besprengung mit diesem Weihwasser segne und weihe es (sie), und gieb ihm (ihnen) Kraft, zu heilen und zu verjagen allerlei Krankheiten und Übel, und allerlei teuflische Ränke von Allen, die zu ihm (ihnen) gläubig sich flüchten, und vor ihm (ihnen) dich anbeten, dich anflehend und Schutz suchend, und immerdar lass ihr Gebet von dir erhört und dir angenehm sein.

Segnung und Weihe eines Bildes der allheiligen Gottesgebärerin

Gebieter, Gott, Vater, Allherrscher, der du geruht hast, die Einzige vom ganzen Menschengeschlecht, die reine Taube und das unbefleckte Lamm, die Immerjungfrau Maria zur Mutter für deinen einziggezeugten Sohn zu erwählen und ihm zur Wohnstätte durch das Überkommen des allheiligen Geistes zu weihen, die Höchste und Geehrteste über die Cherubim und Seraphim und die Herrlichste von allen Geschöpfen, zur Fürsprecherin und Fürbitterin hast du sie dem Menschengeschlechte gemacht; durch ihre Gebete und ihre Fürsprache wolle dieses Bild, das zu ihrer Ehre und ihrem Gedächtniss lind zum Ruhme des aus ihr Geborenen, deines einziggezeugten und einwesentlichen Sohnes, und zu deinem (Ruhme), seines anfanglosen Vaters, und deines allheiligen und lebendigmachenden Geistes angefertigt ist, in deiner Gnade durch die Besprengung mit diesem Weihwasser segnen und weihen, und erweise es Allen, die im Glauben vor ihm beten, als Heilstätte von den Krankheiten der Seele und des Leibes und als Erlösung von allen feindlichen Nachstellungen und als mächtigen Schutz und lass die Gebete bei dir wohl angenommen sein.

Segnung und Weihe verschiedener Ikonen

Herr, Allherrscher, Gott unserer Väter, der da in der heiligen Dreifaltigkeit gepriesen und angebetet wirst, den kein Verstand erfassen kann, sowie auch kein Wort auszusprechen vermag, den keiner der Menschen jemals irgendwo gesehen, sondern, wie wir aus den heiligen Schriften gelernt haben, so glauben wir und so bekennen wir dich, Gott, den anfanglosen Vater und deinen einwesentlichen Sohn und deinen mitthronenden Geist, der du im alten Testamente dem Abraham unter der Gestalt der drei Engel; und am Ende der Tage, nach der Fleisch werdung des einziggezeugten Sohnes Gottes, unsers Herrn Jesus Christoß, von der Jungfrau Maria, bei der Taufe von Johannes im Jordan, in der glanzvollen Verklärung auf dem Tabor, in der hochherrlichen Himmelfahrt vom Oelberge, ein Bild der heiligen Dreifaltigkeit uns gezeigt hast; feiner aber das nicht mit Händen gemachte Bild unsers Herrn Jesus Christos, das in wunderbarer Weise von demselben auf ein Tuch geprägt und dem Fürsten Abgar von Edessa übersandt ward, durch dasselbe ihn und viele andere, mit verschiedenen Gebrechen behaftete Kranke geheilt hast, uns dasselbe zu verehren unterwiesen; der du ebenso auch die Bilder deiner heiligen Wohlgefälligen nicht verwirfst, sondern sie annimmst, so siehe jetzt herab auf diese Bilder, welche deine Knechte zu deiner Ehre und Verherrlichung des einigen, in der heiligen Dreifaltigkeit gepriesenen Gottes und deines einziggezeugten Sohnes Jesus Christos, seiner allreinen und hochgepriesenen Mutter, unserer Gebieterin, der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, und zum Gedächtniss deiner Heiligen N. N. angefertigt haben, segne and weihe dieselben, und gieb ihnen Kraft zu heilen, alle teuflischen Anschläge zu vertreiben, und lass Alle eifrig vor denselben Betenden erhört werden, und die Gnade deiner Menschenliebe auf sich herabziehen.

Denn du bist unsere Heiligung, und dir senden wir die Lobpreisung empor; dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, jetzt und immerdar, und in die Ewigkeiten der Ewigkeiten.

Die Idee

Gründungsmitglied Cornelia Delkeskamp-Hayes

(von Cornelia Hayes) Ich gehöre zu den Leuten, die ihr ganzes Leben lang Bücher geerbt und gekauft haben. Jetzt bin ich alt und sehe mit Schrecken, dass meine Kinder auch schon volle Schränke führen. Wo soll das alles mal hin?

So kam die Idee, mit meinen Enkeln ein posthumes Gespräch zu beginnen, als orthodoxe Großmutter, mit deren Geschichten und Späßen sie alle aufgewachsen sind. Ich wünsche mir natürlich zuallererst, dass sie in der Kirche heimisch bleiben. Sie sollten sich aber zugleich, wie Vater Alexander Schmemann uns ermutigt, allem (wahrhaft) Schönen öffnen, denn auch darin zeige sich die Herrlichkeit Gottes.

Meine Empfehlungen (für jüngere und auch ältere Leser) nehmen also eine orthodoxe Perspektive ein. Die Anregung kommt vom Heiligen Basilius, der über den richtigen Gebrauch der griechischen Literatur einiges zu sagen hat: Er sieht sie als hilfreich zur Belehrung über die Tugenden, die auch im orthodoxen Leben wichtig sind,  und zur Einübung von Unterscheidung zwischen dem Guten und dem Schein-Guten.

Diese Perspektive setzt mich in kritische Distanz zum literarischen Kanon, den ich als Germanistik-Student kennen und lieben lernte. Meine Ehrfurcht vor – zum Beispiel – Faust I und anderen berühmten Großwerken ist durch mein kirchliches Leben geschwunden. Gerade bei einem so großen Genie wie Goethe bin ich erstaunt, wie läppisch mir vieles vorkommt, insbesondere die Spielerei mit den griechischen Pseudogöttern. Andererseits fand ich einiges Abseitige, und ganz besonders seine (nicht absseitige) Dichtung und Wahrheit ungeheuer faszinierend und lohnend. Und so geht es mir mit vielen Büchern, die heute zum literarischen Schulprogramm gehören. Meine Enkel sind noch klein, aber ich hoffe, dass ich all die Gespräche noch werde mit ihnen führen können, für die ich passendes Lesefutter bereitstelle.

Eine Einschränkung ist mir wichtig: Ich habe zwar auch Gedichte ausgesucht, die mir lohnend schienen. Aber sowohl bei Lyrik und Prosa halte ich mich von allen Liebesdingen fern: Hier muss jeder für sich selbst und ganz privat das ihn Berührende erschließen, und da funkt eine alte Großmutter nicht dazwischen.

Nun möchte ich meine Überlegungen der DOM-Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Vielleicht regen sie auch andere zum Lesen und Kommentieren an, so das das erhoffte Gespräch weitere Kreise zieht. Wenn andere Gernleser mitmischen und eigene Werke auswählen – umso besser. Ich freue mich schon auf solche Mitarbeit.

Die Umsetzung

(Vom Website-Admin:) Seit einem Jahr bin ich nun dabei, immer mal wieder eine Regalreihe Bücher mit Cornelias Buchbewertungen in einen Baustein unserer Website zu schaufeln. Ganz fertig bin ich immer noch nicht, zwischen den Anfangsbuchstaben G und L gibt es noch eine Lücke von vielleich zwei Regalmetern 😉 …

Um das gutsortiert und ohne großen Programmieraufwand auf die Website zu bekommen, haben wir ein „Shopping-Modul“ aktiviert (und entsprechend angepasst – verkaufen wollen wir ja nichts). An ein paar Ecken hapert das ein wenig, aber im Großen und Ganzen ist man über die Suchfunktion recht schnell bei den Ergebnissen.

Damit das Ganze nicht zu einseitig wird, ist Mithilfe der DOM-Mitglieder (oder anderer Interessierter) dringend geboten. Abgesehen von Cornelias durchaus streitbaren Meinungen, die gern kommentiert werden dürfen, ist in unserem „Buchclub“ natürlich Platz für viele weitere Meter Literatur – über 90 GB im aktuellen Hosting-Tarif, wer es genau wissen will ;).

Wer also sein Lieblingsbuch hier wiederfinden (oder auch vor einem Fehlkauf warnen) will, schickt einfach seine Rezension an die Kontakte auf der Website (im Impressum).

Zum Buchclub hier entlang:

Der DOM-Buchclub

Eine Idee unseres Mitglieds Cornelia Hayes, orthodoxe Leseratte: Literaturrezensionen aus orthodoxem Blickwinkel, als Empfehlung/ Warnung „von der Oma an die Enkel“. Teilen Sie ihr eigenes Bücherwissen – oder kommentieren Sie die vorhandenen Rezensionen.

Ein Youtube- Videowettbewerb mit Gewinnchance und sportlicher Terminsetzung

Unter dem Schirm des „Boten“, der Zeitschrift der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, findet derzeit ein Videowettbewerb statt, bei dem noch bis Anfang März alle Interessierten Videos einsenden und mit etwas Glück einen Gutschein für den Erwerb von Videoausrüstung gewinnen können. Mitmachen lohnt also!

Hier einige kurze Infos, die komplette Information und auch viele hilfreiche Tipps für das Erstellen ansprechender Youtube-Videos gibt es auf der gerade entstehenden Website

Die Teilnahmebedingungen sind dort veröffentlicht, thematisch soll es um eine der nachfolgenden Rubriken gehen:

Rubriken des Videowettbewerbs

Nur wichtig:

Save the date!

Am 2. März sollte das Video vorliegen – ein paar Tage später hat Bischof Hiob aber im Video für ok erklärt 😉

Hier noch der Link zum Youtube-Kanal. Das Tutorium zum Erstellen eines Videos sollte man sich auf jeden Fall anschauen, wenn man sich für das Thema interessiert:

Dahinter steckt übrigens noch mehr:

Der Bote/Вестник wird zur multimedialen Plattform!

Neben die bisherigen Rubriken, wie Hirtenbriefe, Chronik, Übersetzung des Hl. Justin usw. treten neue Rubriken, z.B.: 

– Video-Interviews mit Priestern, 

– Online-Diskussionen zu aktuellen Fragen der Orthodoxie, 

– Kurzfilme über zur Orthodoxen Theologie und

– Dokumentarfilme zur Geschichte unserer Diözese.

Es ist ein kreatives Großprojekt der ganzen Diözese. Theologen, Geisteswissenschaftler, Übersetzer und Lektoren sind genauso gefragt wie Künstler, Hobbyfilmproduzenten, Hobbyfotografen und Webdesigner

Wer sich von Anfang einbringen will, schreibt an die Mailadresse auf der Website.

Weihnachtliche Volkslieder

Orthodoxe Christen begehen in der ganzen Welt am 25. Dezember das Fest der Geburt Christi, das Weihnachtsfest. In den Kirchen, die dem julianischen Kalender folgen, fällt dieses Datum auf den 7. Januar des weltlichen Kalenders.

In allen Sprachen lobsingen die Völker dem Herrn, und dies nicht nur in Kirchen und beim Gebet, sondern auch in ihren Liedern. Besonders deutlich wird dies am Fest der Geburt des Herrn, wenn in der ganzen getauften Welt, vom verschneiten Europa bis ins grüne Griechenland und hin zu den arabischen Wüsten, weihnachtliche Gesänge und Volkslieder erklingen, in denen das Gotteskind und Seine Allreine Mutter verherrlicht werden.

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Eine kleine Auswahl davon aus allen Enden der Welt soll hier dargeboten werden, um Ihnen diese schöne christliche Tradition möglichst umfassend näherzubringen.

Christus ist geboren!

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf dem russischen Portal pravoslavie.ru veröffentlicht.

Russische Lieder

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Христос Спаситель в полночь родился
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Днесь Христос от Девы Чистой
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Эта ночь святая
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Небо и земля
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Ночь тиха, ночь свята
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Появились над вертепом ангелы
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О, Вифлеем
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В яслях лежит Ребенок
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Ночь тиха над Палестиной
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Взошла звезда ясная
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Ukrainische

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Добрий вечер тобi
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Нова радість стала
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Ой сивая тай зозуленька
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Триславнiї царi
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Син Божий Народився
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Спи, Ісусе, спи
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Щедрівка
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Ой дивне Народження
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Відить Боже
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Що є дивноє Нарождення
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Serbische

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Божић, Божић
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Задиви се Jосиф
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O радосне вести
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Мариjo славна
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Слава во вишњих Богу
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Вси jaзици
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Ликуj днес, Сионе
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Предвjeчни родисja по љети
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Витлиjeме славни граде
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Шедше триje цари
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Три су тице с неба долећеле
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Божић иде уз улицу
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Oj, бадњаче, бадњаче
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Jeгда приде конец вeка
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Rumänische

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Sfanta Maica a lui Iisus
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Colind pentru detinuti
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O ce veste minunata
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Noi umblam si colindam
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Mos Craciun
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Florile Dalbe
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Colo sus in vremea aceea
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Buna sara lui Craciun
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Noi in seara de ajun
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Judele Domnului
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Griechische

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Καλαντα Ηπειρου
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Kάλαντα Κωτυώρων Πόντου
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Χριστουγεννιατικα καλαντα
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Καλήν εσπέραν
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Άγια Νύχτα
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In anderen Sprachen

belarussisch
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bulgarisch
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georgisch
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arabisch
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deutsch
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englisch
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GABRIELE KUBY mahnt in DIE VERLASSENE GENERATION nicht als Moralapostel vom hohen Ross herunter, sondern als Betroffene. Die Bestseller-Autorin zeigt auf, wie wir den Kindern das Lachen rauben und die nächste Generation dem Niedergang ausliefern. Dabei leuchtet im Hintergrund immer die Vision des rechten Lebens, für das sich jeder auch heute entscheiden kann…

Die verlassene Generation
fe-medienverlag
Kißlegg 2020, 17,80 €

„Ich bin hingerissen, bei meinen Enkeln zu erleben, wie das Leben neu beginnt. Hüten wir es, damit die Welt besser wird“, schreibt die Soziologin Gabriele Kuby und sorgt sich um die Zukunft der jungen Generation.
Anhand von erschütternden Fakten stellt sie dar, wie wir das Leben unserer Kinder beschädigen: Vom Nein zum Kind durch Verhütung und Abtreibung, über die künstliche Produktion von Kindern, die staatliche Kollektivbetreuung in der Krippe, die Sexualisierung in Kindergarten und Schule, die Smartphone-Epidemie mit Zugang zur Pornografie und die traumatischen Folgen von Scheidung.
Wir plündern nicht nur unseren Planeten, sondern zerlegen die Grundzellen unseres menschlichen Zusammenlebens. Eine
gefährliche Vermessenheit hat die westlichen Gesellschaften
erfasst: sein zu wollen wie Gott. Wir spielen Schöpfer und Richter, bestimmen, wer leben darf und sterben muss, und lösen so die natürlichen Lebens­bedingungen auf.

Cornelia hat das Buch für euch gelesen und eine Rezension für DOM verfasst.


Dieses Buch ist ein Augenöffner dafür, was wir Kindern antun, wenn wir ihre Grundbedürfnisse (drei Jahre Symbiose mit ihrer Mutter und das Aufwachsen in einer intakten Familie) dem Arbeitsmarkt und der Selbstsucht opfern. Dieses Buch ent-medikalisiert die sich häufenden seelischen Leiden und Behinderungen unserer Kinder: Es stellt den Stress in den Mittelpunkt, den elterliche Rücksichtslosigkeit verursacht.

Gabriele Kuby spannt den Bogen weit. Sie moniert die Verdinglichung menschlichen Lebens bei der künstlichen Befruchtung und medizinischen Forschung. Für unsere Webseite wichtiger sind aber ihre Ausführungen zur Elternschaft: Hier kann jeder mithelfen!

Das fängt mit unserer Einstimmung in die Gott-gewollte Zweigeschlechtlichkeit des Menschen an, geht weiter mit der Wertschätzung der Frau als zur Weitergabe neuen Lebens berufen, mit einer Kritik am Wahn der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ und der Psycho-Mode, die eigene Mutter stets von ihren Defiziten her zu betrachten. Das setzt sich fort mit Kritik an einer Medien-Öffentlichkeit die von Kinder-losen Journalistinnen dominiert wird und an einem Lebenszeit-Management, das berufliche Erfüllung in Konkurrenz zur Kinder-Begleitung setzt. Bei der Erinnerung an die Bedeutung von Macht-Verzicht und Dienst an anderen Menschen hört es noch lange nicht auf.

Manche Gedanken Kubys zu den Folgen von vorehelichem Geschlechtsverkehr (hier geht es um den Mord am Ungeborenen und, wo Kinder am Leben bleiben dürfen, um die Normalisierung ihres Aufwachsens ohne den biologischen Vater) sind uns orthodoxen Christen wohl vertraut; manche philosophischen, soziobiologischen oder auch Vatikan-theologischen Argumente (der Rückgriff auf Aristoteles, die Beschränkung der Kritik auf nur die künstliche Verhütung) erscheinen uns befremdlich. Das mindert aber nicht den Wert dieses Buches: Auch für die Autorin bleibt das Kreuz zentraler Bezugspunkt, und von ihrem soziologischen Scharfblick können auch Orthodoxe lernen: Eindrücklich beschreibt sie die Routine vorgeburtlicher Diagnostik, die Eltern zu eigenmächtigen Entscheidungen über Tod und Leben zwingt, die Unverzichtbarkeit einer sicheren Mutterbindung (und das heißt: einer stabilen, sensibel interaktiven Präsenz der Mutter) für die Entwicklung des kindlichen Gehirns, die Bedeutung des elterlichen Zeit-Habens für die gesunde Entwicklung während der ersten drei Lebensjahre, die Herausforderung einer richtigen Balance zwischen Schutz und Loslassen in der Folgezeit wie auch zwischen Sorge und vertrauensvoller Zuversicht in der Pubertät, – und für die Großeltern die hilfreiche Askese im „Schweigen-Schlucken-Schenken.“

Erschreckend, aber orthodoxen Eltern ebenfalls dringend zu empfehlen sind auch Kubys Analysen der von außen an das Kind herangetragenen Gefährdungen einer heilsamen Entwicklung: Kapitel 6 richtet hierzu das Augenmerk auf die feministisch-sozialistische Kinderkrippen-Offensive zur Entfremdung bereits ganz kleiner Kinder von ihren Eltern (also ihre „Emanzipation“ von elterlicher „Bevormundung“ und auf den toxischen Dauerstress, den das für die Kinder bedeutet. Kapitel 7 erhellt die durch solchen Stress bewirkte Empfänglichkeit für Sexualisierungs-Programme  bereits im Kindergarten, die gezielte pädagogische Verunsicherung der Mütter, die letztere verführbar macht für verfrühte Angebote professioneller „Bildung,“ und auf den Mangel an Geschwistern, der das kindliche Miteinander an fremdbetreute Gruppen verweist.“ Kapitel 8 beschreibt die schulische Indoktrination in „sexueller Vielfalt,“ die damit verbundene Zerstörung von Identität und Schamgefühl und die politische Instrumentalisierung von Familien-feindlichen „Kinderrechten.“ In  Kapitel 9 geht es um staatliche Übergriffe auf die Eigenverantwortung von Eltern, in Kapitel 10 um die Risiken eines verfrühten digitalen Medienkonsums, in Kapitel 11 um die „Schändung der Kinderseele“ durch Pornografie und in Kapitel 12 um das „unblutige Kinderopfer“ bei Scheidungen.

Die Lektüre tut weh. Wie in jedem geistlichen Werk findet der Leser sich ertappt, vor sich selbst (auch in den eigenen Kindern) bloßgestellt. Kein Erwachsener, der nicht als Elternteil, Verwandter oder Freund von Eltern, als Erzieher oder Lehrer, unbeteiligt geblieben ist durch sein Handeln oder Nichthandeln, sein Wegsehen oder Kleinreden, am Leid der Kinder. Ärger noch: was wir bei unseren Kindern (oder denen, die von unserer Mithilfe abhängen) an Förderlichem versäumt und an Bösem zugelassen oder nicht verhindert haben, wird sich auswirken auf die Weisen, in denen unsere Kinder in der folgenden Generation erneut Gutes versäumen und Schlechtes zulassen: Denn wie sollen Menschen, die selbst keine Geborgenheit erfahren, keine Harmonie zwischen den Eltern, keine moralische Integrität, kein Schamgefühl, keine Opferbereitschaft kennenlernen durften, ihren eigenen Kindern schenken was deren leibseelisch heiles Aufwachsen fördert?

Gabriele Kubys Buch ist mit analytischer Klarheit und heißem Herzen geschrieben. Ihm sind viele Leser zu wünschen!