Dostojewski, Fjodor – Der Idiot

Der Idiot gehört zu den bekanntesten Romanen Fjodor Dostojewskis. Er wurde von Dostojewski in Genf 1867 begonnen, in Mailand 1868 beendet und erschien erstmals von Januar 1868 bis Februar 1869 in der Zeitschrift Russki Westnik. Die deutsche Erstausgabe erschien 1889 im S. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Fürst Myschkin ist für mich eine Idealgestalt, wie Aljoscha. Er urteilt nicht, sondern versteht und deckt die Schwächen anderer zu. Dazu ist er imstande, weil ihm aller Eigennutz abgeht. Er ist selbstlos ohne doch seine Würde zu beschädigen. Das heißt, wo es sein muß, verteidigt er sich mit der Sanftmut Christi vor dem Synhedrion. Er reicht auch die andere Wange dar. An Gawrila wird sein Edelmut zur Läuterung, das ist schön zu sehen. Natürlich wird diese Idealgestalt durch die Idiotie, die aus seiner Epilepsie hervorgeht, außer Geltung gesetzt. Dennoch ist die Gegenwart eines solchen Idioten für die Gesellschaft gut, um ihr eine Gelegenheit zu Bewährung oder Scheitern zu geben. Das ist fast eine säkularisierte Version von einem Narren Gottes.

Naja, das waren meine Gedanken in der Mitte des Buchs. Jetzt, vom Ende her, moniere ich die Überforderung bei der Christusnachfolge. Das Schiefe bei der Sache wird schon daran klar, daß erst bei der Beerdigung des Problemgenerals Myschkin eine „Messe“ erlebt. Also – Christentum ohne Kirche, ganz wie der Heilige Hilarion Troitzky moniert. Wie schief das geht, wird klar, als sich der Fürst in zwei Frauen gleichzeitig verliebt und diesen Konflikt nicht lösen kann. Die eine, dämonisch Verletzte und Irrsinnige, liebt er mit Mitleid, die andere, die viel zu junge Aglaija, mit Begeisterung für ihre Schönheit, Kindlichkeit, Geradheit. Leider läßt er sich einen showdown der Damen aufzwingen, bei dem seine kleine Aglaija einen so bösen Blick bekommt, daß er sich fürs Mitleid mit der Problemfrau entscheidet.

Natürlich hätte er auch ohne das als Ehemann nix getaugt. Dazu ist er einfach zu passiv. Die Fragen, wie er wohl seine Frau glücklich machen wolle, hat er gar nicht kapiert. Am Ende tröstet er den Mörder der Problemfrau.

Gewiß ist Christusnachfolge nicht von dieser Welt. Aber wenn man ans Heiraten geht, d.h. sich Verliebtheit leistet, dann muß man liefern. Der Fürst hätte einen guten Mönch abgegeben. Aber auf die Idee kam niemand. Alles in Allem sehe ich nicht, für welchen guten Zweck ein junger Mensch das lesen soll, oder auch ein älterer, außer wenn er eh Dostojewski liebt – was ja ein legitimer Grund ist.

Info

Erscheinungsjahr1868
Seiten460
AutorDostojewski, Fjodor

Kommentare

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