Fontane, Theodor 1819-1898

Heinrich Theodor Fontane war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint zu Fontane:

Interessant die zentrale Rolle der „Zerstreuung“ spielt: gerade  was der Heilige Basilius in den kurzen Mönchs-Regeln kritisiert.

Allgemein ist Fontane

  1. Ein wunderbarer Menschen- und Seelenkenner, nicht immer psychologisch stimmig bei den Frauen, aber Stil-sensibel bei den Männern.
  2. Ein moralischer Lehrer in den Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen. So lernt man Herzensbildung.
  3. Ein Verfechter der letztlichen Überholtheit des Adels, der zwar noch prächtige Charakterblüten treibt, aber entweder militaristisiert oder verbeamtet oder verprovinzialisiert ist und am Dünkel erstickt. Das wird am Thema der Liebe zwischen Mann und Frau deutlich, wo regelmäßig Frauen der unteren Schichten mehr Leben, Liebe, Linie und Charakter haben als die Adeligen.
  4. Ein Verteidiger der Frauen gegen das Zwangssystem der adeligen Ehe, oder überhaupt der Ehe, in der Männer Frauen nicht verstehen, frustrieren, sie somit in die Arme von Liebhabern treiben und zur Sünde verleiten, die dann allein den Frauen zugeschoben wird.
  5. Ein Verteidiger auch der Unabhängigkeit der Frau, auch durch eigene Berufstätigkeit, die eine eigene Würde schafft.
  6. Ein Advokat des Fortschritts in der Gleichberechtigung, der aber nur streift das Leid der verlassenen Kinder (in Cécile). Von allen Mutter-Kind Beziehungen finde ich wenig gesunde. Selbst die Mutter von Effi Briest ist kindisch dem charme ihrer Tochter erlegen und wundert sich dann. Da spielt natürlich Respekt vor dem Kind eine große Rolle, denn das Erziehen hat Fontane eh nicht gern: Da hat er von seiner recht un-weisen Mutter genug gelitten. Aber die Art, wie im Adel die Frauen dumm gehalten werden, stellt er gut heraus. Besonders interessant seine Erziehungs-Ablehnung in Das Bild des Vaters, und der ungelöste Konflikt über die Kinder in Unwiederbringlich.
  7. Bei den frühen Werken wunderte ich mich immer über die Rolle des Spuks. Warum braucht der so was? An Stechlin wird mir klar (wo der See halt geologisch spukt), dass es wohl ein gefühltes Defizit sein muss, das einer rein immanent verfassten Welt anhaftet. Der Spuk hat somit die Rolle eines Ersatzes von Transzendenz, gerade wie in Master und Margarita die Teufeleien.
  8. Das ärgste ist die fallacy of excluded middle: alle Gläubigen sind intolerant und unmenschlich, alle Ungläubigen können zu wahrer Menschlichkeit finden.

Wenn man ihn also zu lesen gibt den jungen Leuten, muß man sie auf diese Gefahren aufmerksam machen.

 

Kommentare

Kommentar zu: Fontane, Theodor 1819-1898.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert