… möglichst kurz erklärt.
Der julianische Kalender, wie er in einem Teil der orthodoxen Kirchen unverändert benutzt wird, geht auf die Zeit Caesars zurück. Aufgrund der ihm zugrunde liegenden, nicht ganz exakten Tageslänge ergibt sich eine mit den Jahrhunderten größer werdende Differenz zwischen den astronomisch zu beobachtenden Zeitpunkten der Sonnenwende und den zugehörigen Kalenderdaten.
Papst Gregor XII. hat 1582 korrigierend eingegriffen, zehn Tage ausfallen lassen und für die Zukunft neue Regeln für Schalttage festgelegt – den heute weltweit gebräuchlichen gregorianischen Kalenderstil.
In der Orthodoxen Kirche herrschte bis Anfang des 20. Jahrhunderts einmütige Ablehnung dieser Reform. Da diese tief in den Takt und Gleichklang des liturgischen Kalenders eingreift, wäre aus orthodoxer Sicht eine Konzilsentscheidung das Mittel der Wahl, hier eine Orthodoxie-weite Entscheidung zu treffen. Allerdings gibt es bislang keine.
Seit 1923 folgen daher einige orthodoxe Teilkirchen dem vom Patriarchen Meletios von Konstantinopel vorgeschlagenen Kompromiss, bei dem die Kalenderdaten den gregorianischen entsprechen, das Osterdatum dagegen weiterhin berechnet wird, als ob der julianische Kalender gelten würde. Dieser Kompromiss, der „meletianische“ neo-julianische Kalender, gewährt, dass zumindest das Osterfest von weitaus den meisten orthodoxen Christen gemeinsam begangen werden kann.
Exkurs: Die Kalenderdaten des Jahreskreises bestimmen sich nach dem Umlauf der Erde um die Sonne in 365,24usw. Tagen. Dieses „usw.“ ist schuld an dem ganzen Durcheinander… Das Osterdatum hingegen bestimmt sich nach dem Mond, genauer nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Auf den folgt das orthodoxe Osterfest am nächsten Sonntag, sofern da (kleiner Unterschied zum Westen:) das jüdische Pessachfest vorbei ist. Daher kann bei spätem Frühjahrsvollmond (nach dem 3. Apr. greg., d.i. 21. Mrz. jul.) das orthodoxe Osterdatum auch schon mal mit dem westlichen Ostern zusammenfallen, wie etwa im Jahr 2025. Meistens liegen die Daten aber eine oder einige Wochen auseinander. Noch mehr hier.
Das heißt:
Nach dem julianischen Kalenderstil feiern auch Russland, die Ukraine, Weißrussland, Georgien und Serbien Weihnachten „wie eh und je“am 24./25. Dezember. Nur aus gregorianischer Sicht tun sie es mit derzeit 13 Tagen Verspätung am 6./7. Januar.
Oder: Alle verehren den heiligen Nikolaus am 6. Dezember: in Deutschland und Griechenland am 6. Dezember (greg), in Russland am 6. Dezember (jul), der aus weltlicher Sicht (greg) auf den 19. Dezember fällt. Denn an diesem Tag steht im (jul) russischen Kirchenkalender: 6. Dezember.
In der deutschsprachigen, von Einwanderern aller Länder des Herrn geprägten Orthodoxie gibt es natürlich orthodoxe Christen aus beiden Traditionen. Sie können jeden von ihnen fragen – er wird Ihnen gern erklären, warum es so oder anders am besten ist 😉
Und in der Facebook-Gruppe schreiben wir daher jedesmal dazu, ob es sich um ein Heiligenfest nach dem heute gewohnten gregorianischen neo-julianischen Stil oder nach dem tradierten julianischen Stil handelt.