//FOCS - Seite 2 von 2 - Deutschsprachige Orthodoxie

Am Samstag, den 3. Juli 2021 fand in der rumänischen Nikolauskirche Offenbach das 32. FOCS-Treffen statt.

Thema:

Die Kultur der Achtsamkeit und die Wachsamkeit (Nepsis) bei den Vätern der Kirche: Passt das oder hakt es? Und wo?

In vier Vorträgen mit jeweils anschließender Diskussion wurde über die unterschiedlichen Ziele und Praktiken der modernen „Achtsamkeit“ wie auch der patristischen Nepsis (gr.: Wachsamkeit und Nüchternheit) referiert.

Rodica bekochte die anwesenden Teilnehmer wie gewohnt hervorragend.

Im einführenden Vortrag erklärte Patrick Bradley, wie derzeit durch die Achtsamkeitsbewegung eine im 19. Jahrhundert radikal modernisierte Form des Buddhismus im Westen Einzug hält, welche mittels Meditationstechniken die durch den Sündenfall geschehene Zerstreuung der Geistkraft nicht heilen kann, sondern lediglich verstärkt. Als Folge einer ausgiebigen Praxis dieser Methoden wurden sogar psychische Erkrankungen beobachtet. Patrick zeigte durch den Kontrast zu den Schriften von Nikodemus, dem Hagioriten, warum solche fernöstlichen Methoden einen schlechten Ersatz bieten für die patristische Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Nüchternheit („Nepsis“). Diese hat zum Ziel, zusammen mit den heiligen Mysterien und in der eigenen Gebetspraxis angewandt, das Herz durch die Bewachung der Sinne zur Fokussierung auf das Jesusgebet zu bringen und somit die Empfänglichkeit für die göttliche Gnade zu wecken. So wird der „Patient“

im „Krankenhaus“ der Kirche auf dem Weg der Zerknirschung und Reue („Metanoia“ als Umgeisten) zur „Genesung“ gebracht, und zur Einsicht, auf die Hilfe Gottes in allen Belangen des eigenen Lebens angewiesen zu sein.

Tatjana Kühne-Khrissanfova leitete mit ihrem Vortrag „Erfahrungen und Anfragen zur christlichen Behutsamkeit im Umgang mit sich selbst und miteinander“ eine Diskussion über vier Themen mit einem „Achtsamkeits“-Bezug ein. Zunächst ging es um die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu Gott, in die sich stets der Stolz einmischt. Um diesen loszuwerden, ist die Antwort der Väter, dass man alles als von Gott gegeben betrachten und Ihm ständig dafür danken soll, was mit Gottes Hilfe zur Demut führt. Die moderne Psychologie hat allerdings damit ein Problem, da sie versucht, beim Menschen das Selbstwertgefühl, also das alte Ego, zu erhöhen in der Meinung, damit psychische Probleme heilen zu können.

In diesem Zug fällt mir das orthodoxe gelebte Paradox der Trost spendenden Selbstverurteilung zahlloser Heiliger ein, welche es tunlichst vermeidet, in die Verzweiflung zu fallen. Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die Fähigkeit der Kirche, einladend zu wirken angesichts vieler kirchlicher Menschen, die im Gottesdienst nicht gerade glücklich aussehen. Da sich im geistlichen “Krankenhaus” normalerweise “Patienten” verschiedener Stadien der Heilung (= Heiligung) befinden, erkennt man bei genauerem Hinsehen i.d.R. auch Menschen, welche eine tief empfundene innere Freude ausstrahlen, sowie zahlreiche Menschen in einem Stadium innerhalb dieses Spektrums an Ausstrahlung. Bei der Frage nach Eigenwillen und Gehorsam konnte am  Beispiel der kirchlichen Suchtprävention in Russland gesehen werden, wie durch Gehorsam (sakramentales Leben, gelebte Nepsis) erst ein wahrhaft freies Leben (ohne Abhängigkeit) erlangt werden kann. Die abschließende Frage war, wie zwischenmenschliches Geben und Nehmen so gestaltet werden kann, dass man dazu kommt, “uns selbst und einander und unser ganzes Leben Christus Gott” anzubefehlen (wie es in der Göttlichen Liturgie oft heißt). Auch hierbei spielt die orthodoxe Nepsis eine tragende Rolle.

In ihrem Vortrag zum Thema „Orthodoxe Quellen zur Wachsamkeit“ referierte Cornelia Hayes über einen protestantischen Versuch, den von den Kirchenvätern beschriebenen „mystischen Weg“ außerhalb der Erfahrung eines wahrhaft kirchlichen Lebens in einen psycho-therapeutischen Ansatz zu integrieren.

So soll sich der in der Orthodoxie bewahrte Zugang zur noetischen Erfahrung Gottes auch innerhalb des westlichen Christentums wieder eröffnen lassen.

Am Vergleich mit den Schriften des Heiligen Sophrony von Essex wurde klar, dass es nicht genügt, sich einfach nur (irgendwie) auf Jesus Christus zu beziehen, wenn man glaubenstreu leben möchte: Auch das kirchliche Leben ist kein Produkt autonomer Entscheidung, sondern ein Geschenk und Angebot des lebendigen Gottes, das aktiv wahrgenommen werden muss. Ohne solche Wahrnehmung bleibt selbst der Rekurs auf patristische Texte nicht hilfreich. Für orthodoxe Christen bedeutet dies, dass sie auch bei nicht-orthodoxen wissenschaftlichen Einführungen in patristische Texte, wie auch bei deren Übersetzung durch nicht-Orthodoxe, auf der Hut sein müssen. Zudem zeigte sich am behandelten Beispiel, dass Kompilationen von Kirchenvätertexten oft gerade darum zuweilen irreführen, weil jeder der Autoren seine eigene Erfahrung mit der göttlichen Selbst-Offenbarung einbringt, auf die er seine geistlichen Ratschläge gründet.

Das Problem mit nicht-kirchlichen Techniken der Achtsamkeit liegt, wie der Heilige uns einprägt, darin, dass bereits in der Wahrnehmung eigener Hilfsbedürftigkeit ein Angebot göttlicher Gnade enthalten ist, das man dankbar, d.h. im zugleich personalen und kirchlichen Miteinander mit Gott annehmen sollte. Selbst „Yoga als Gymnastik“ lenkt von solcher dankbaren Annahme dieser Gnade ab. Eine bloße “Wohlfühlmystik” mithilfe aus dem Buddhismus und der Patristik abgeleiteten “Techniken” steht im Gegensatz zum harten, aber wahren Trost spendenden Schock der Selbsterkenntnis, wenn einem die götzenhaften Phantasiegebilde, die man von sich selbst macht (und anbetet!) zerschlagen werden. Ohne Bußfertigkeit ist kein geistliches Leben möglich.

Aus den abschließenden Überlegungen von Vater Stefan (Anghel) zum inneren Zusammenhang zwischen der Kultur der “Achtsamkeit” und der Angst der Menschen sind mir einige, auf die heiligen Väter zurückgehende Gedanken im Gedächtnis geblieben:

– Gott liebt uns bereits. Alles was wir selbst tun können und sollen, soll unsere Empfangsbereitschaft für diese Liebe erhöhen.

– Die Freude, die Gott gibt, ist wahrhaftiger als die Freude der Welt.

– Jeder, der dir etwas Böses antut, kann dir im Kampf gegen die Leidenschaften zum Arzt werden.

– Angst macht blind.

– Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, jeder Sünder eine Zukunft.

DOM-Mitglied Patrick Bradley hat den Tag für uns zusammengefasst.

Die Kultur der Achtsamkeit und die Wachsamkeit (Nepsis) bei den Vätern der Kirche: Passt das oder hakt es? Und wo?

Einladung

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Die Kultur der Achtsamkeit und die Wachsamkeit (Nepsis) bei den Vätern der Kirche: Passt das oder hakt es? Und wo?

Unsere moderne Kultur ist eine Kultur des Wandels. Das Alte gilt nicht, es wird ständig vom Neuen und noch Gültigeren überholt. Weil in den Familien keine Traditionen mehr weitergegeben werden, und weil überall Kreativität verlangt wird, entsteht ein Druck auf die Selbst-Definition jedes Einzelnen, die ebenfalls immer neu zu leisten ist. Das ist anstrengend, weil dabei auch immer wieder um Anerkennung neu gerungen werden muss. Und so florieren die Ratgeber.

„Achtsamkeit“ ist dabei eine Art Grund-Norm. Sie hat ihren Ursprung in fernöstlichen Religionen. Wir wollen als orthodoxe Christen diese Kultur ein wenig genauer prüfen, wie sie sich unterscheidet von dem, wozu wir berufen sind, und an welchen Stellen sie auch hilfreich sein kann. Was lassen wir an uns ran und was wehren wir ab? Und welche Rolle spielt dabei die Unterscheidung von Gut und Böse, und wie läßt die sich fördern?.

Gemeinsam mit Vater Stefan und Vater Georg freue ich mich schon auf unser Treffen und hoffe auf frühe Anmeldungen, die es möglich machen könnten, Fahrgelegenheiten zu koordinieren. Wegen der weiterhin möglicherweise geltenden Corona-Schutzmaßnahmen müssen wir die Teilnehmerzahl begrenzen, – also bitte melden Sie sich bald!

Gesprächspartner:

  • Erzpriester Stefan Anghel, Offenbach
  • Priester Georg Poloczek, Frankfurt

Ort und Zeit:

Samstag, den 3. Juli 2021
Rumänische Nikolauskirche Offenbach, Backstraße 16 
Beginn: 10.00 Uhr – Ende: ca. 18.00 Uhr,

18.00 Uhr Deutsche Vesper              

Programm:

10.00 Uhr: Kaffee/Tee/Kekse  

10.30 Uhr:
I. – Patrick Bradley: Religiöse und säkulare Quellen der „Achtsamkeit“ 
(anschließend Diskussion)

12.30 Uhr: Mittagessen

13.30 Uhr:
II Tatjana Kühne-Khrissanfova: Erfahrungen und Anfragen zur christlichen Behutsamkeit im Umgang mit sich selbst und miteinander
(anschließend Diskussion)

15.00 Uhr:
III Cornelia Hayes: Orthodoxe Quellen zur Wachsamkeit
(anschließend Diskussion)

16.00 Uhr: Herzhafter Imbiss

17.00 Uhr:
IV Vater Stefan: Achtsamkeit und Angst
(anschließend Diskussion)

18:00 Uhr: Ende, oder

18.00 Uhr:
Deutsche Vesper für alle, die noch dableiben können

Die FOCS-Gespräche werden von unserem DOM-Mitglied Cornelia Hayes organisiert, sie wird gern alle eventuellen weiteren Fragen beantworten.
Anmeldung an Cornelia bis spätestens 30. Juni 2021, oder auch über die DOM-Gesellschaft: kontakt@dom-hl-michael.de

Unkostenbeitrag: € 40 (für Familien nur ein Beitrag!)
Vorbereitungstexte erhalten Sie per Mail!


Über FOCS:

Ungeachtet aller Konfessions-Grenzen wissen sich Menschen, denen der auferstandene Christus am Herzen liegt, miteinander im Heiligen Geist verbunden. Diese Verbundenheit sollen halb-jährliche Gespräche und die Verbreitung der Zeitschrift Christian Bioethics, Non-Ecumenical Studies in Medical Morality reflektieren und vertiefen. Die Gespräche lassen die gemeinsame Tradition der frühen Kirche als für die Gegenwart lebendig und lebbar erkennen; die Zeitschrift betont in kontroverser Diskussion die Verschiedenheiten Konfessions-gebundener Interpretationen dieser Tradition, um diese Unterschiede am Gemeinsamen der Überlieferung zu überprüfen. Im Gegensatz zum ökumenistischen Zeitgeist (der traurigen Wirklichkeit hinter dem, was sich als „Ökumene“ ausgibt) sucht FOCS die Einheit aller Christen in der einen Kirche Christi nicht durch menschliches Sozialhandeln oder Konsensbilden voranzubringen sondern bekennt, dass diese nur von der Gnade Gottes erbeten werden kann. Unsere unverzichtbare Mitarbeit an dieser wirkenden Gnade liegt im Bemühen, in Treue zur Kirche der Apostel unser Leben in Christus zu vertiefen. Angesichts eines „Christentums“, das sich immer mehr zur säkularen Kultur-Einrichtung degradiert, möchte das Forum, über das Trennende der verschiedenen Glaubens-Richtungen hinweg, dazu beitragen, dass Christen einander bei dieser Vertiefung beistehen.                                  

Am 17. Oktober 2020 fand in der Offenbacher rumänischen Nikolauskirche das 31. Treffen des Forum für orthodoxe Spiritualität in Kultur und Bioethik statt. Thema diesmal: „Christentum oder Kirche“.

Cornelia

Nachfolgend ein Bericht unseres DOM-Mitglieds Cornelia, die diese halbjährlichen Treffen immer wieder mit interessanten Gästen und Beiträgen organisiert.

Ganze zwei Tage vor dem Inkrafttreten der strengeren Corona-Regeln im Offenbacher hotspot konnte Focs gerade noch „legal“ zusammenkommen. Im kleinen Kreis von 12 Teilnehmern wurde nicht nur der geratene Abstand mühelos gewahrt. Auch das anspruchsvolle Thema neuzeitlicher, und dabei zugleich Traditions-treuer Ansätze zur orthodoxen Ekklesiologie ließ sich durch entspannte Gespräche vertiefen. Es blieb sogar Zeit für einen persönlichen Austausch über die kleinen Dinge des kirchlichen Lebens. Hier wurde wieder einmal die pastorale Ausrichtung orthodoxer Theologie faßbar: Jeder orthodoxe Christ muß entscheiden, an welchen Schwachpunkten seines eigenen Mühens welche theologischen Argumentationslinien eher hilfreich oder hinderlich sind, und diese Entscheidungen müssen wir im Gespräch miteinander klären und respektieren. Glücklich, wer dabei unter guter geistlichen Leitung steht! Und glücklich die Focs-Gemeinde, die sich immer auf ihren Gastgeber, Vater Stefan, verlassen kann!

Das Programm drehte sich um zeitgenössische Formen jenes Etikettenschwindels, den der Heilige Hilarion von Wereja in seiner Schrift „Christentum oder Kirche?“ bloßgestellt hat. Obwohl diese Schrift (inzwischen auch als DOM-Broschüre erhältlich!) noch vor dem ersten Weltkrieg verfaßt wurde und sich gegen die Verächter der Kirche unter den Anhängern Leo Tolstojs wendet, trifft sie auch unsere Gegenwart. Aktuelle Beispiele boten die Forderungen der Veranstalter des ökumenischen Kirchentags 2021 nach eucharistischer Gastfreundschaft zwischen den Konfessionen und die ansonsten durchaus eindrucksvolle Mahnschrift eines kürzlich zur Orthodoxie Konvertierten (Rod Dreher: Benedikt Option) aus den USA. Für Europäer relevant ist unter Drehers Quellen ein zeitdiagnostischen  Briefwechsel zwischen dem damaligen Kardinal Josef Ratzinger und dem Präsidenten des italienischen Senats und Philosophieprofessor Marcello Pera (Ohne Wurzeln): Beide fordern darin eine „über-konfessionelle Zivilreligion“, – also den Versuch, neben dem, was der Kardinal weiterhin  als seine Kirche festhält, eben jenes „Christentum pur“ als Heilmittel gegen den säkularistischen Relativismus der Moderne zu empfehlen, das der Heilige Hilarion verurteilt.

Erklärlich wird die innere Widersprüchlichkeit einer solchen Position durch die zerstörerischen Folgen nahe, die das 2. Vatikanische Konzil für den Römischen Katholizismus zeitigte. H.T. Engelhardts Analyse dieser Folgen (in After God) hebt unter den Ursachen eine liturgische Reformbewegung innerhalb des vatikanischen Katholizismus hervor. In einer für orthodoxe Christen höchst beunruhigenden Weise nahm hieran ein prominenter orthodoxer Theologie teil. Nikolai Afanasiev, allseits anerkannter Kirchenhistoriker am Institut St. Serge in Paris, hat die Ekklesiologie des zweiten Vatikanum tiefgreifend beeinflußt. Ein Blick auf sein Werk über die Kirche des Heiligen Geistes (die allerdings auf Deutsch nicht vorliegt) erlaubt es, die guten Absichten jener katholischen Reformbewegung aus Afanasievs Kritik eines Klerikalismus herzuleiten, die auch das Leben der orthodoxen Kirche beeinträchtigt.

Daß aus einem legitimen theologischen Anliegen (der Rückkehr zur Urkirche) in seiner Umsetzung durch die vatikanische Liturgiereform ein so großer Verlust an Berufungen und beim Gottesdienstbesuch erwuchs, bedarf der Erklärung. Dies gilt auch deshalb, weil Afanasiev selbst eine gegenseitige Anerkennung der Mysterien zwischen Orthodoxen und Vatikanern für unproblematisch hält: Die eine Kirche habe sich eigentlich nie wirklich getrennt. Denkt man diese These zu Ende, kann man dem oben bedachten Bemühen des Ökumenischen Kirchentages um eucharistische „Gastfreundschaft“ zumindest im Hinblick auf vatikanische Katholiken und Orthodoxe nicht mehr mit dem Argument begegnen, hier werde „Kirche“ zugunsten von „Christentum“ vernachlässigt. Das wichtige Anliegen des Heiligen Hilarion muß im Licht neuerer historischer Erkenntnisse präzisiert werden: Es genügt nicht, das Bekenntnis zur (nur überhaupt) „Kirche“ dem Bekenntnis zum bloßen „Christentum“ entgegenzusetzen. Der Begriff der „Kirche“ muß überdies recht verstanden werden.

Zwei Umstände wurden hierzu bedacht: Zum einen fehlt dem Katholizismus ein Verständnis für jenes „heilige Gottesvolk“, das die Orthodoxie, ungeachtet aller Lehr-Verzerrungen, über die Jahrhunderte hinweg im kirchlichen Leben bewahrt hat. Zum anderen bedarf auch Afanasievs rein eucharistischer Kirchenbegriff der Ergänzung. So hat Vater Peter Plank in seiner Dissertation (Die Eucharistieversammlung als Kirche) den Hinblick auf die Einmütigkeit christlicher Lehre eingefordert. Und Georg Florovsky (Die Grenzen der Kirche) setzte dem ökumenistischen Anliegen (für das er von nicht-Orthodoxen gerne vereinnahmt wird) eine Besinnung auf das von der Kirche verantwortbar Sagbare über eucharistische Gnade jenseits der durch dogmatische Einmütigkeit gezogenen kanonischen Grenzen entgegen.

Die wesentliche take home message für uns Focs-Gesprächspartner orientiert sich allerdings an  Afanasievs heute unbestrittener Lehre vom Charisma der Unterscheidung und Prüfung im allgemeinen Gottesvolk: Wir alle sind herausgefordert, diese Gabe des Heiligen Geistes mit eifriger Treue zu bewahren und zu entwickeln.

Zum Weiterlesen empfiehlt sich die Schrift „Christentum oder Kirche?“, heute aktueller denn je, des heiligen Erzbischofs Hilarion von Wereja, erschienen in der Edition DOM.

Einladung

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„Christentum oder Kirche?“ Der hl. Hilarion von Wereja als Wegweiser für Orthodoxe von heute

Gesprächspartner:

  • Erzpriester Stefan Anghel, Offenbach
  • Priester Georg Poloczek, Frankfurt
  • Priester Ioan Ovidiu Ioan, Kassel

Ort und Zeit:

Samstag, den 17. Oktober 2020
Rumänische Nikolauskirche Offenbach, Backstraße 16 
Beginn: 10.00 Uhr – Ende: ca. 17.00 Uhr,

18.00 Uhr Deutsche Vesper              

Programm:

10.00 Uhr: Kaffee/Tee/Kekse  

10.30 Uhr:
I. – Einleitung: Vom DOM-Treffen im Juni: Hinführung zum Hilaron-Text                                                                                            

11.00 Uhr:
II. – Hilarion von Wereja: Kirche als Leben und Wahrheit

11.30 Uhr:
III. – Rod Drehers Benedikt-Option: christliche Lebensformen ohne Kirche (anschließend Diskussion)

12.30 Uhr: Mittagessen

13.30 Uhr:
IV. – Kardinal Ratzingers „nichtkonfessionelle Minderheiten“ als Nährboden einer Zivilreligion ohne Wahrheitsanspruch (anschließend Diskussion)

14.30 Uhr:
V. – H.T. Engelhardt über Kirche ohne Wahrheit: Liturgiereform durch Vatikan II (anschließend Diskussion)

15.30 Uhr:
VI. – Fußangeln einer nicht-kirchlichen Liebe (Metr. Joannis Zizoulas‘ pastoraler Ansatz) (anschließend Diskussion)

16.30 Uhr: Herzhafter Imbiss

17:00 Uhr:
Ende

18.00 Uhr:
Deutsche Vesper für alle, die noch dableiben können

Die FOCS-Gespräche werden von unserem DOM-Mitglied Cornelia Hayes organisiert, sie wird gern alle eventuellen weiteren Fragen beantworten.
Anmeldung an Cornelia bis spätestens 14. Oktober 2020, oder auch über die DOM-Gesellschaft: kontakt@dom-hl-michael.de

Aus bekannten Gründen ist die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt, um rechtzeitige Anmeldung wird gebeten!

Unkostenbeitrag: € 40 (für Familien nur ein Beitrag!)
Vorbereitungstexte erhalten Sie per Mail!


Über FOCS:

Ungeachtet aller Konfessions-Grenzen wissen sich Menschen, denen der auferstandene Christus am Herzen liegt, miteinander im Heiligen Geist verbunden. Diese Verbundenheit sollen halb-jährliche Gespräche und die Verbreitung der Zeitschrift Christian Bioethics, Non-Ecumenical Studies in Medical Morality reflektieren und vertiefen. Die Gespräche lassen die gemeinsame Tradition der frühen Kirche als für die Gegenwart lebendig und lebbar erkennen; die Zeitschrift betont in kontroverser Diskussion die Verschiedenheiten Konfessions-gebundener Interpretationen dieser Tradition, um diese Unterschiede am Gemeinsamen der Überlieferung zu überprüfen. Im Gegensatz zum ökumenistischen Zeitgeist (der traurigen Wirklichkeit hinter dem, was sich als „Ökumene“ ausgibt) sucht FOCS die Einheit aller Christen in der einen Kirche Christi nicht durch menschliches Sozialhandeln oder Konsensbilden voranzubringen sondern bekennt, dass diese nur von der Gnade Gottes erbeten werden kann. Unsere unverzichtbare Mitarbeit an dieser wirkenden Gnade liegt im Bemühen, in Treue zur Kirche der Apostel unser Leben in Christus zu vertiefen. Angesichts eines „Christentums“, das sich immer mehr zur säkularen Kultur-Einrichtung degradiert, möchte das Forum, über das Trennende der verschiedenen Glaubens-Richtungen hinweg, dazu beitragen, dass Christen einander bei dieser Vertiefung beistehen.                                  

Einladung

„Kirche“ im Glaubensbekenntnis: Was (genau) gilt es da zu „glauben“? Und warum?

Gesprächspartner:

  • Erzpriester Stefan Anghel, Offenbach
  • Priester Georg Poloczek, Frankfurt
  • Priester Vladimir Bayanov, Würzburg

Ort und Zeit:

Samstag, den 20. Juni 2020
Rumänische Nikolauskirche Offenbach, Backstraße 16 
Beginn: 10.00 Uhr – Ende: ca. 17.00 Uhr,

18.00 Uhr Deutsche Vesper              

Programm:

10.00 Uhr: Kaffee/Tee/Kekse  und Austausch über aktuelle Probleme

10.30 Uhr:
I. Weltgeschichte – Heilsgeschichte: Wo kommt Kirche her? Wo geht sie hin?                                                                                            

11.15 Uhr:
Diskussion (biblische Texte, Hermas, Clemens, Irenäus, Chrysostomos, Kanones)

12.30 Uhr: Mittagessen

13.30 Uhr:
II. Wer gehört zur Kirche und wie? „Klerus,“ „Laien“ als Einheit und Vielheit im Heiligen Geist

14.15 Uhr:
Diskussion (vorige + Didache, Cyprian, Ignatius, Basilius, Justinian, Popovic)

15.00 Uhr:
III. Berufung und ihre Umsetzung a): Die Autorität der Hirten und die Pflicht zum Frieden

15.45 Uhr:
Diskussion (vorige + Meyendorff, Hausammann, Pheidas)

16.30 Uhr: Imbiß

17:00 Uhr:
IV. Handlungsfelder der alten Kirche als Problem-Ansagen für heute

17:20 Uhr:
Diskussion (vorige Texte)

18.00 Uhr:
Deutsche Vesper für alle, die noch dableiben können

Die FOCS-Gespräche werden von unserem DOM-Mitglied Cornelia Hayes organisiert, sie wird gern alle eventuellen weiteren Fragen beantworten.
Anmeldung an Cornelia bis spätestens 17. Juni 2020, oder auch über die DOM-Gesellschaft: kontakt@dom-hl-michael.de

Aus bekannten Gründen ist die Teilnehmerzahl diesmal eng begrenzt, um rechtzeitige Anmeldung wird gebeten!

Unkostenbeitrag: € 40 (für Familien nur ein Beitrag!)
Vorbereitungstexte erhalten Sie per Mail!


Über FOCS:

Ungeachtet aller Konfessions-Grenzen wissen sich Menschen, denen der auferstandene Christus am Herzen liegt, miteinander im Heiligen Geist verbunden. Diese Verbundenheit sollen halb-jährliche Gespräche und die Verbreitung der Zeitschrift Christian Bioethics, Non-Ecumenical Studies in Medical Morality reflektieren und vertiefen. Die Gespräche lassen die gemeinsame Tradition der frühen Kirche als für die Gegenwart lebendig und lebbar erkennen; die Zeitschrift betont in kontroverser Diskussion die Verschiedenheiten Konfessions-gebundener Interpretationen dieser Tradition, um diese Unterschiede am Gemeinsamen der Überlieferung zu überprüfen. Im Gegensatz zum ökumenistischen Zeitgeist (der traurigen Wirklichkeit hinter dem, was sich als „Ökumene“ ausgibt) sucht FOCS die Einheit aller Christen in der einen Kirche Christi nicht durch menschliches Sozialhandeln oder Konsensbilden voranzubringen sondern bekennt, dass diese nur von der Gnade Gottes erbeten werden kann. Unsere unverzichtbare Mitarbeit an dieser wirkenden Gnade liegt im Bemühen, in Treue zur Kirche der Apostel unser Leben in Christus zu vertiefen. Angesichts eines „Christentums“, das sich immer mehr zur säkularen Kultur-Einrichtung degradiert, möchte das Forum, über das Trennende der verschiedenen Glaubens-Richtungen hinweg, dazu beitragen, dass Christen einander bei dieser Vertiefung beistehen.                                  

Am 23. November 2019 fand in der Offenbacher rumänischen Nikolauskirche das

29. Treffen des Forum für orthodoxe Spiritualität in Kultur und Bioethik

statt. Thema war die „Glaubens-Erziehung in der Familie“.

Cornelia

Nachfolgend ein Bericht unseres DOM-Mitglieds Cornelia, die diese halbjährlichen Treffen immer wieder mit interessanten Gästen und Beiträgen organisiert.

Vater Stefan, unser Gastgeber, legte zur Begrüßung gleich die wesentliche Grundlage: Er verwies nämlich – im Kreis der „wirklichen Gastgeber“, die als Fresken ringsum an den Wänden bereitstanden – insbesondere auf den Heiligen Fürsten Constantin Brânceanu. Dieser bezahlte sein Bekenntnis zu Christus gegenüber den Unterdrückern der Kirche nicht nur selbst mit dem Leben, sondern ermunterte zugleich seine vier Söhne sowie deren Lehrer zur Annahme desselben Martyriums. Für uns bildete diese Erzählung dem Hintergrund, der unsere eigenen (deutlich harmloseren) Nöte in ein angemessenes Licht rückte.

Das FOCS-Gespräch in der rumänischen Kirche in Offenbach

Den Anfang machte Katerinas Darstellung der Schwierigkeiten beim Bemühen, sich als Mutter in die Nachfolge Christi zu stellen.

Fragestellungen

  • Was bedeutet es, wenn heute Eltern und
    Großeltern oft nicht mehr als Vorbild geachtet werden?
  • Geht es nur darum, allerlei psychologisch
    Unterdrückendes beiseitezuräumen? Oder existiert noch irgendwo die ungebrochene
    Tradition: so wie Oma es machte, finden auch die Enkel noch richtig? Andere
    Gesprächsteilnehmer bejahten das.
  • Was bedeutet es (und ist es wirklich
    erstrebenswert) „bedingungslos zu lieben“?
  • Wie gehen Erziehende mit eigenen seelischen
    Verletztheiten um? Behindert unsere eigene strenge Erziehung unseren Weg zu
    Christus?
  • Was ist „sündhafte Natur“, was
    entwicklungsbedingte Unreife?
  • Ist die Erfahrung von Angst bei Kindern immer
    nur negativ zu werten?
  • Wie sorgen wir für äußeres Wohlverhalten, ohne
    die innere Authentizität des Kindes zu gefährden?
  • Wie gehen wir mit unserem eigenen Mangel an
    Glauben um? Erfahren wir uns manchmal als „Pharisäer“?
  • Ab wann und wie sollten Kinder Verantwortung
    übernehmen für das, was sie unbedingt wollten?
  • Wo müssen wir als Eltern auf unsere Bedürfnisse
    achten und wo „den anderen an die erste Stelle setzen“?

Vor diesem Horizont der Fragen und Zweifel konnten die Gäste ihre eigenen Erfahrungen mit Trotz bei Kleinkindern und Mediennutzung bei größeren Kindern zur Diskussion stellen.

Familie zwischen Kirche und Gesellschaft

Nach dem Mittagessen gab Vater Alexej Tereschenko aus Hannover einen Überblick über seine Dissertation über religiöse Erziehung in der Familie. Er stellte die Familie als Zwischenglied zwischen Kirche und Gesellschaft in einen Freiraum, der durch keine traditionalen Vorgaben gefüllt werden kann:

Wir alle waren selbst keine orthodoxen Kinder. Und trotzdem sollen wir unseren Kindern beibringen, wie man ein orthodoxes Kind ist.

Seine Haupt-These: wir können nicht Glauben oder Religion „beibringen“, sondern nur Gläubigkeit, Religiosität. Neben Werten oder Normen geht es hierbei um Handlungen und Beziehungen. So wie die Liturgie ihre eigene Ordnung hat, müssen auch Familien als kleine Kirchen sich ihre eigene Ordnung unter geistlicher Anleitung selbst erarbeiten: wann wird gebetet, gefastet, der Haushalt gemeinsam bewältigt, wie werden die Feste im Jahresrhythmus mitgestaltet? Entscheidend hierbei, daß jede Familie eine gemeinsame „Sache“ verfolgt – nicht eine Familien-Datscha wie vielleicht bei weltlichen Familien, sondern ein kirchliches Leben.

Inna S. ergänzte diesen Vortrag durch eine Zusammenfassung der neurologischen Hintergründe. Sie betonte die Schwierigkeiten, psychologische Erkenntnisse angemessen in die Pflege eines geistlichen Familienlebens einzubeziehen. Psychologie kann einerseits Ideologie sein. Sie vergöttlicht dann bloß vorgegebene persönlich empfundene „Bedürfnisse“. Andererseits bietet Psychologie ein Instrumentarium für Selbsterkenntnis und bedachteren Umgang mit sich selbst und miteinander. Sie dient dann dem Bemühen, die richtigen Bedürfnisse (nach einem Leben in Christus) in sich und den Kindern wachsen zu lassen.

Als Abschluss gab es für Gäste, die noch nicht gleich nach Hause reisen mussten, noch eine gemeinsame deutschsprachige Vesper in der Kirche.

Im Inneren der orthodoxen Kirche Hl. Nikolaus in Offenbach

Impressionen