Brentano, Clemens – Vom braven Kasperl und schönen Annerl

Eine Übung in falschen Alternativen. Aber doch sehr bewegend zu lesen.

 

Meinung

(Cornelia meint:) Die alte Großmutter, die alles zusammenhalten will mit ihrer wahren Herzensdemut und Liebe, stellt die klare Alternative: Ehre für die Menschen – das muß schiefgehen. Gott die Ehre geben, das allein klappt. Allerdings wird nicht klar, wie das gehen soll. Der französische Offizier, der, gezwungen, die Prügelstrafe zu vollziehen, sich nachher eine Kugel in den Kopf schießt (mit dem Ergebnis, daß diese Strafe wieder abgeschafft wird), hätte als Christ die Option gehabt, einfach die Uniform auszuziehen und den Dienst zu quittieren. Kasperl hat es zum Offizier gebracht, aus miesen Verhältnissen hochgearbeitet, aber sein Vater und Bruder sind Raubmörder geworden, die er an die Polizei ausliefert, damit Gerechtigkeit geschieht. Dann erschießt er sich auch, wegen der Ehre. Wir billigen sowas nicht. Annerl, irregeführt daß er nicht mehr lebe, hat sich vor lauter Ehrgeiz von einem Adeligen verführen lassen und erwürgt das Kind. Sie akzeptiert ihre Hinrichtung als Strafe. Das ist in Ordnung – wenn auch hart. Immerhin, der Herzog ist erschüttert von Großmutters Bitte um ehrliches Grab für die beiden, beschließt, seine Geliebte zu fürsten und zu heiraten. Immerhin ist da einer zur Besinnung gekommen.

Eine Übung in falschen Alternativen. Aber doch sehr bewegend zu lesen.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 1. Hälfte
AutorBrentano, Clemens

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Kommentar zu: Brentano, Clemens – Vom braven Kasperl und schönen Annerl.

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