Fontane, Theodor – Schach von Wutenow

(1882 | 160 S.)

Schach von Wuthenow – Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes ist eine Erzählung von Theodor Fontane, die, in den Jahren 1878 bis 1882 entstanden, erstmals 1882 in der Vossischen Zeitung veröffentlicht wurde. Die Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in Leipzig im Verlag von Wilhelm Friedrich. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Eine Bankerotterklärung der Friedrizianischen Kultur um 1806. Von Bülow – obwohl desavouiert als bloß in seinen Karrierehoffnungen enttäuscht, drückt die Armut, Überholtheit, Sterilität und Hybris dieser Kultur am klarsten aus. Er befürwortet die Verbindung mit Napoleons Revolutionsheer. Beklemmender, wie einer der besten, moralisch aufrechtesten und ritterlichsten Vertreter dieser Kultur, Schach, der auf die Kraft der preußischen Armee vertraut (die Monate später in Austerlitz scheitern wird), daran scheitert, eine unvorsichtig eingegangene Liebschaft mit der Tochter der von ihm verehrten Witwe und ex-Geliebten durch die Ehe zu legitimieren: Sie hat die Blattern gehabt und ihre Schönheit verloren. Eine Kampagne von Witzblättern auf seine Kosten unter Kameraden (denen er ansonsten schon wegen seiner Integrität auf die Nerven ging) belastet ihn so sehr, daß er flieht und sich vom König, den die Mutter zur Hilfe angerufen hat, zur Hochzeit verdonnern lassen muß. Da er aber seine Karrierehoffnungen und sein Selbstbild nicht opfern kann, erschießt er sich nach der ihm aufgedrungenen Hochzeit. Ein Glück, daß dem armen Mädel, einem Inbild der Integrität, Liebe und Feinfühligkeit, immerhin das Söhnchen bleibt. So hat sie doch was.

Nervtötend ist die causerie-Darstellung. Alles immer im Salon-Ton. Muss wohl.

Das Ganze Buch ist deprimierend, weil man nicht glauben kann, daß ein so feiner, so positiv und edel dargestellter Kerl so elend scheitern kann. Vielleicht aber für junge Leut, die sich sehr abhängig machen vom Urteil der anderen in ihrer Unsicherheit, und vielleicht auch mobbing erlebt haben, eine gute Therapie: man sieht, daß die Ursache für das Leiden jene mangelnde Charakterstärke ist, die z.B. die Lene in den Irrungen auszeichnet.

 JG-

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

Kommentare

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