Gorki, Maxim – Wassa Schelesowa (Drama)

Bd. 22 aus: Eva Kosing (Hrsg.), Edel Mirowa-Florin (Hrsg.): Maxim Gorki: Gesammelte Werke in Einzelbänden. Aufbau-Verlag, Berlin 1974

Meinung

Cornelia meint:

Wenn man jemals die Grenzen der „family values“ klar sehen möchte, dann ist dies ein gutes Buch. Mama Wassa hat zwar alles ertragen, erarbeitet, erduldet und sich dabei auch noch Liebe bewahrt und die Liebe zum Gärtnern., aber das Ehemann-Ekel stirbt einfach zu lange nicht – immerhin kriegt man noch ein Testament unterschrieben, das sie zur Alleinerbin einsetzt. Was gut ist, denn die beiden Söhne (im Unterschied zur Tochter) taugen nichts. Aber auch die Eltern taugten nichts, denn sie haben alle anderen gnadenlos dem Familienwohl geopfert: Dem einen Sohn wurde das Dienstmädchen ausgeliefert, und weil sie das Kind getötet hatte, kann man sie damit erpressen. Die Frau des Tüchtigen ist biestig und die Frau des Krüppels schläft mit dem Onkel – ist aber sonst eine liebe Gute. Man nimmt mindestens zwei Morde auf sich, um das Geld in der Familie und in Wassas Hand zu halten, bevor die Söhne ihr alles wegnehmen. Der eine wird ins Kloster geschickt, der andere, der den Aufstand geplant hatte, arm und in die Welt. Die liebe Ludmila soll sich einen gescheiten Mann suchen, und Wassa wird die Kinder als Enkel anerkennen, genau wie die von Tochter Anna.

Unabhängig von alledem herrscht eine perfekte Hölle gegenseitigen Misstrauens. Jeder will dem anderen den Mord am Onkel zuschieben, der sein muss, weil Onkelchen sein Geld aus dem Geschäft ziehen will.

Berührt hat mich aber, wie bei alledem ein kirchlicher Hintergrund doch geblieben ist. Wie Wassa Natalya anfährt, weil diese, dass sie etwas Unangenehmes mitteilen konnte, zugleich genossen hat! Jeder weiß um das Gericht. Das ist, obwohl sie alle schrecklich sündigen, ein Trost. Also harter Toback für Jugendliche, die ihre eigenen nervigen Eltern hinterher etwas milder beurteilen könnten.

Jg

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 1. Hälfte
Seiten< 100
AutorGorki, Maxim

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