Der Videoblog eines schottischen Mönchs, und was DOM damit zu tun hat.
Als Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, orthodoxe Informationen und Inhalte in deutscher Sprache anzubieten, freuen wir uns besonders, wenn in vielen Richtungen Menschen sich aktiv daran beteiligen, solche Inhalte für Deutschsprachige zu erschließen. Im Folgenden wollen wir den Videoblog-Kanal des Mull Monastery vorstellen. Dank der Unterstützung unserer Freundin Maja Speranskij gibt es die wunderbaren und tiefgründigen Video-Homilien von Fr. Seraphim nun auch mit deutschen Untertiteln – und bei uns zusätzlich die Transkripte, denn die sind durchaus lesenswert!
Das Mull Monastery Of All Celtic Saints
An einem verlassenen Ort auf der schottischen Insel Mull, wo schon im 6. Jahrhundert keltische Mönche nahe einer Heilquelle siedelten, gründete Fr. Seraphim im Jahre 2010 das Mull Monastery. Die Klostergemeinschaft heißt sowohl Brüder als auch Schwestern willkommen. Die Schwestern leben in Oran na Mara, einem Haus in der Nähe der Insel Iona, während die Brüder in Kilninian, dem Ort des Klosters selbst, in einem Haus in der Nähe wohnen. Es ist eine multinationale Gemeinschaft – die Brüder und Schwestern kommen aus Kanada, Rumänien und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die gemeinsame Sprache, auch im Gottesdienst, ist Englisch.
Nachdem Fr. Seraphim bereits seit 5 Jahren einen beliebten Audio-Podcast führt, gibt es seine kurzen Botschaften seit einigen Wochen auch auf Youtube als Video-Blog „zu sehen“.
Unsere gute DOM-Freundin Maja hat nun begonnen, diesen Videoclips mehrsprachige Untertitel hinzuzufügen – auch in Deutsch, Gott sei Dank. Nachfolgend seien drei der Videos kurz vorgestellt, wie gesagt, exklusiv bei uns mit den Transkripten zum Mitlesen oder Ausdrucken.
Christus ist auferstanden!
Ein Beitrag, entstanden zu Ostern, dem Fest der Auferstehung des Herrn – eines Ereignisses, das den Horizont menschlicher Erkenntnis übersteigt, das „den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit“ war und ist, für uns aber Fixpunkt aller Hoffnung. Halten wir fest an dieser Hoffnung!
Transkript
Hier als PDF zum Mitlesen
Christ ist erstanden Christ ist erstanden! Christ ist erstanden! Ich wollte noch etwas zur Auferstehung sagen, solange wir uns noch nicht zu weit vom historischen Ereignis entfernt haben:
Wir vergessen, dass in Wirklichkeit jeder Sonntag, ja jeder Tag unseres Lebens darauf beruhen und davon genährt werden, dass Christus auferstanden ist. Der Heilige Seraphim von Sarov, ja alle Heiligen, wussten sehr genau, dass es ohne die Wirklichkeit der Auferstehung Christi unser Leben nicht geben würde. Wir würden einfach in das Nichts zurückkehren, aus dem heraus wir erschaffen sind.
Und noch eines möchte ich sagen: Setzt immer, setzt immer alles, wirklich alles daran euren Glauben an die Hoffnung auf die Auferstehung zu bewahren! Verwässert diese absolute Hoffnung auf die Auferstehung mit überhaupt gar nichts ! Haltet fest an eurem Glauben, an diesem absolut verrückten, absolut absurden, skandalösen, idiotischen – im Verständnis dieser „vernünftigen“ Welt – Glauben, an dieser Hoffnung auf die Auferstehung: zu hoffen, dass eines Tages, wenn wir längst zu Staub geworden sind, zu jenem Staub, aus dem wir gemacht sind, wir in Christus auferstehen werden, Wir werden in Christus auferstehen, unser Leib, unsere Seele, wir als ganzer Mensch werden in ihm in aller Fülle auferstehen. Verwässert euren Glauben nicht! Baut euren Glauben auf nichts anderem als auf dieser verrückten, absolut verrückten, irrwitzigen Hoffnung auf die Auferstehung.
Denn die große Gefahr ist, dass wir, ohne uns dessen bewusst zu sein – ohne unser Zutun – dass wir unseren Glauben verwässern und an anderen Dingen auszurichten beginnen, wie zum Beispiel: Erfolg, Anerkennung in der Welt, dem Gefühl von Glück, Gemeinsamkeit, Zugehörigkeit, einer bestimmten Stellung, Karriere, ja sogar der Familie, oder Geltung. Alles, was die Hoffnung auf die Auferstehung als Mittelpunkt und Grundstein unserer Hoffnung ersetzt. Alles, gleich wie gut oder positiv es oder jemand auch sein mag, wird zum Götzen, und ohne dass wir es wirklich merken oder verstehen, passiert dann folgendes: Wir verlieren die Auferstehung als einzige Hoffnung unseres Glaubens aus dem Blick; Dann ersetzen wir unseren Glauben durch etwas Nachgemachtes, und statt dem Einen Lebendigen Gott treu zu sein, hängen wir einem Götzen an.
Aber es besteht eine noch weit größere Gefahr: Denn in dem Moment, in dem wir von Christus ablassen – wiederum ohne uns dessen bewusst zu sein – in dem selben Augenblick, in dem wir unseren absoluten und reinen Glauben und Hoffnung auf die Auferstehung unseres Herrn verlieren, suggerieren uns diese neuen Götzen, hinter denen sich natürlich der Böse verbirgt, plötzlich irgendwelche außerordentliche Versprechen und deren Erfüllung, bis hin zu Wundern. Vergesst nicht meine Lieben, dass Christus uns selbst gewarnt hat, dass in den letzten Tagen mehr Wunder geschehen werden, Wunder, die sogar größer sein würden als die, die Er selbst in seinen Erdentagen vollbracht hat, und dass der Teufel selber sich sogar in einen Engel des Lichts verwandeln kann, nur um jeden zu belügen und durcheinander zu bringen und auszutricksen, sogar die Auserwählten, wie Christus selbst sagt, nur damit sie dem Bösen nachfolgen anstatt Christus.
Jetzt ist nicht die Zeit an Wunder zu glauben. Jetzt ist nicht die Zeit, sichtbare Zeichen zu erwarten. Wir sind die letzte Generation und wir müssen allein auf Grund unseres Glauben überleben. Denkt an die Worte der Wüstenväter, als die neue, die junge Generation sie fragte: „Wenn wir schon um so vieles schwächer sind als ihr, wenn wir schon so schwach sind, wie werden dann die letzten Christen sein? Was werden sie tun? Wie werden ihre Kämpfe sein?“ Und diese außergewöhnlichen Heiligen der Ägyptischen Wüste gaben ihnen zur Antwort: „ Am Ende aller Tage werden jene letzten Christen, keine Wunder sehen, sie werden auch keine Wunder vollbringen. Sie werden keine Taten um Christi willen und für Christus vollbringen. Sie werden einzig und allein dank ihrer Ausdauer errettet, für ihre Geduld, dafür, dass sie an ihrem Glauben festgehalten haben, so wie sie ihn empfangen haben, ohne ihn an die Bedürfnisse dieser Welt anzupassen, auch nicht an die eigenen, ohne ihn zu adaptieren, sondern einzig und allein im blinden Festhalten an diesem Glauben, der sich oft so tot anfühlt, einzig und allein, weil es die Worte des Lebendigen Gottes sind. Verwässert nicht euren Glauben.
Baut euren Glauben auf die völlig unverwässerte Hoffnung, auf diese irrsinnige, unerhörte Hoffnung auf die Auferstehung! Wie wir selbst in den letzten Monaten erlebt haben, sind auch wir allzu schnell bereit, eingeschüchtert, schikaniert, verängstigt zu sein. Wir sind allzu schnell bereit, jedwede Stimme als die Stimme Christi anzunehmen. Wir sind allzu bereit, jedwedes Wunder anzunehmen, dass uns sagt, in welche Richtung wir uns bewegen, was wir tun sollen. Aber wir wissen ja, was zu tun ist. Christus hat uns gesagt, was wir zu tun haben. Wenn alle Zeichen sichtbar sind, wenn die Kriege, die Seuche, die Krankheiten und die Zerstörung dieser Welt sichtbar werden: dann brauchen wir nichts zu ändern – nichts! Wir müssen nur an unserem Glauben festhalten, an unserer Hoffnung festhalten, zulassen, dass uns dieser Glaube, diese irre Hoffnung zu Narren in dieser Welt macht, nicht weil wir die Welt hassen, sondern weil wir sie lieben und weil die Welt uns braucht so wie Hefe, so wie Salz. Wenn Hefe ihre Kraft, wenn Salz seinen Geschmack verliert – wer gibt ihm den Geschmack zurück?
Christ ist erstanden, meine Lieben, und in Ihm ist auch unser Glaube an die Auferstehung mit erstanden. Lasst nicht zu, dass er durch irgendetwas ersetzt wird, lasst nicht zu, dass eure Herzen, euer Verstand, euer Gehirn, eure Ängste, eure Gefühle, eure Erfahrungen in dieser Welt, eure Freunde, absolut nichts , dass absolut nichts sich je zwischen euch und diese absolut unverwässerte Hoffnung stellen kann, dass auch wir, wenn wir wieder zu Staub geworden sind, zum gleichen Staub wie der, aus dem dieser Fels hier gemacht ist, dass an einem glorreichen, gesegneten und freudvollen TAG auch wir unser Pas’cha, unsere eigene Auferstehung sehen werden.
So sei es. So sei es. Amen!
Der heilige Brendan
In diesem Beitrag geht es um einen der wichtigsten irischen Heiligen – und um viel mehr: nämlich, warum dieser Seefahrer für uns heute so nah und so wichtig ist.
Das Thema „Authentizität“ hat in der Followerschaft von Fr. Seraphim viel Interesse gefunden. Deshalb greift er es auch im nachfolgenden dritten Video (unten) noch einmal auf.
Transkript
Christ ist erstanden!
Bald ist der 16.Mai, sprich, das Fest des heiligen Brendan steht bevor; und weil ich den heiligen Brendan so mag, und weil er außerdem einer der Schutzheiligen unseres Kirchleins ist, so wie auch der heilige Sisoes der Große von Ägypten, möchte ich heute ganz kurz über den heiligen Brendan sprechen. Was ich will, ist ein Gespräch von Herz zu Herzen mit Euch, darüber, wieso ein Herz, mein Herz, noch immer einen Heiligen so lieben kann, der doch vor so langer Zeit gelebt hat – im 5. / 6.Jahrhundert – und in einer so völlig anderen Lebenswelt als unserer heute.
Aber vorher möchte ich mich noch bei allen für Eure Unterstützung für das Kloster bedanken. Wir haben sie so sehr nötig, deshalb vielen, vielen Dank! Vielen Dank auch für das Abo auf diesem Kanal, dafür, dass Ihr dies Video mit Freunden teilt, dass Ihr unsere Ikonen, unsere Gebetsketten kauft, solche wie die schöne hier, die hier “rein zufällig” herumliegt, hier am Ufer der Insel, ebenso wie die kleine Ikone hier.
Es sind der heilige Brendan und die heilige Ita. Ich will später noch etwas kurz dazu sagen – denn man kann nicht über den hl. Brendan sprechen, ohne auch ein Wort über die heilige Ita zu sagen, seine Ziehmutter.
Es gibt drei Gründe, wieso ich diesen Heiligen so mag, und ich teile sie gern mit Euch und hoffe, dass es Eure Herzen anrührt, und das Gebet des hl. Brendan dann auch das Eure wird. Der Hauptgrund für meine Verbundenheit, für die besondere Nähe ausgerechnet zu diesem wunderbaren Heiligen ist, in welch hohem Maße er sein ganzes Leben hindurch er selbst war, seine völlig eigenständige Person in Christus, ohne je zu versuchen, etwas zu verwässern, irgendetwas anderes darzustellen oder zu werden, nur weil es die Welt um ihn herum von ihm erwartet hätte. Das tun wir doch bis zu einem gewissen Grad alle. Spielen wir nicht alle eine Rolle, machen anderen was vor, allzu häufig leider auch uns selbst?
Jeder stellt sich so dar, wie er gerne wäre, also geben wir vor, tatsächlich so zu sein, bis wir am Ende selbst der eigenen Lüge glauben. Und es gibt nichts Schrecklicheres als das. Denn das macht alles zum Schwindel – das Gebet ist nicht mehr Euer eigenes Gebet. Hoffnungen und Ängste, Freude und Traurigkeit sind nicht mehr eure eigenen. Sie gehören dieser Scheinperson, die wir uns ausgedacht haben.
Der heilige Brendan war immer er selbst. Sie wissen, die Kelten kannten Pilgerfahrten für Christus oder Pilgerfahrten ohne Ziel. Kein anderer Heiliger ist je so weit gegangen in dieser Tradition wie er. Er diente der Kirche sein ganzes Leben lang, er gründete Klöster, wurde von wunderbaren Heiligen wie der heiligen Ita oder dem heiligen Finnian erzogen. Er selbst war Meister für andere Heilige, ein Heiliger hat ihn getauft, ein Heiliger ihn geweiht, und doch hat ihn keiner von ihnen bestimmt. Zeit seines Lebens kämpfte er, versuchte, der zu bleiben, der er in Christus ist. Er kämpfte sein Leben lang, damit nichts, kein Ort, keine Stellung, keine Beziehung eingrenzt, wer er ist. Er wollte, dass seine Wurzeln, die Wurzeln seines Seins, allein von Christus, seiner Lehre, seinem Königtum genährt würden.
Nichts anderes spricht mich beim heiligen Brendan so an wie dieser Kampf um bis auf die Haut ehrlich vor Christus zu sein, vor dem eigenen Gewissen und vor der Welt, denn je näher Ihr Euch selber seid, umso wirklicher, umso echter, umso fester – so fest wie dieser Felsen hier – werden Eure Gebete, Eure Gefühle sein, umso besser werdet Ihr Euch selbst und Eure Erfahrungen verstehen.
Wenn wir Dinge vortäuschen, wird alles, was wir fühlen, was wir erfahren, alle unsere Gebete auch falsch sein. Sein Wunsch nur so zu sein, wie Gott ihn haben wollte, hielt ihn davon ab, dass persönliche Beziehungen ihn bestimmen konnten. Für uns mag das nach einer sehr hartherzigen Einstellung zur Welt aussehen, aber nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt.
Das ist auch der Grund, warum ich diese Ikone heute dabeihabe. Die heilige Ita war die Heilige, die ihn als Kind unterrichtet hat. Wir wissen, dass die heilige Ita bis heute als “Ziehmutter der Heiligen Christi” gilt, weil sie so viele Kinder erzogen und für sie gesorgt hat. Einige davon – sieben oder acht – sind von der Kirche als Heilige kanonisiert worden. Der Heilige Brendan der Seefahrer war einer davon, und er hat die Heilige Ita geliebt und verehrt, solange sie beide lebten.
Wenn Ihr genau hinschaut, dann seht Ihr, dass der Heiligenschein des heiligen Brendan und der der heiligen Ita mit Christus ein einziger Gnadenkreis ist. Das ist Absicht: ich wollte darstellen, wie tief ihre Liebe ist, die sich hier, in dieser Welt, nicht ausdrücken lässt, wohl aber im Einssein in ihrem Schöpfer. Die beste Art, die Welt zu lieben, ist es, sich selbst nicht zu vergeuden, sich nicht von den vielen Sorgen dieser Welt auffressen zu lassen – sondern zu werden, wer man ist.
Es gibt kein größeres Geschenk, das der heilige Brendan, das Ihr, das ich der Welt geben kann, außer zu jenen Heiligen zu werden, als die Gott uns sehen will. Als Christus den heiligen Brendan schuf, schuf er diesen wunderbaren Heiligen, und als Christus mich oder dich, jeden von uns schuf, da machte er solch zumindest potenziell wunderbare Wesen, die in die Welt so viel Heiligkeit, so viel Liebe, so viel Vergebung bringen könnten. Wenn wir also jene Heiligen werden, als die Gott uns wollte, dann bringen wir in diese gefallene Welt einen Tropfen Heiligkeit, und diese Heiligkeit kann die Welt verändern, da wir eins mit Christus sind, wir sind eins in Christus, und Erfolg wie Misserfolg in meinem geistlichen Leben, so wie Erfolg und Misserfolg im Leben eines jeden von uns, beeinflussen die ganze Welt. Es gibt keine größere Liebe zur Welt und es gibt kein größeres Geschenk, das wir der Welt und denen, die wir lieben, machen können, als christusähnlich zu werden, als die Heiligen zu werden, als die Er uns gemacht hat.
Der heilige Brendan hat so viel Liebe in sich, und keine Erzählung über ihn veranschaulicht das so gut wie seine Begegnung mit Judas, Judas, der Christus verriet. Es wird erzählt, dass Brendan und seine Mönche ihm begegnet seien, als sie zur Insel der Seligen segelten. Judas war verlassen auf diesem winzigen Eiland mitten im Ozean – einer finsteren, kalten, nassen, sturm- und wellengepeitschten Insel – und Judas erzählte dem heiligen Brendan, dass dies an Sonntagen und Festen sein Freigang aus der Hölle war. Und das Herz des heiligen Brendan war so erfüllt von Mitgefühl, von Liebe, sogar für Judas, dass er eine Nacht lang Nachtwache hielt und mit seinen Gebeten Judas’ Seele vor den Angriffen der Dämonen bewachte, die kamen, um ihn hinab in den Hades zu ziehen.
Und das ist der dritte Grund, warum ich den heiligen Brendan so liebe: Ich liebe ihn für seinen Kampf, immer aufrichtig, immer echt, und immer ganz er zu sein in seinem Ringen um Christus. Ich liebe ihn um der Liebe willen, die er für mich und die Welt empfindet, und weil er diese Liebe dadurch zum Ausdruck bringt, dass er der Heilige wird, wie Gott ihn wollte, und seine Heiligkeit nicht zu verschleudern.
Aber ich liebe ihn auch, weil er nicht versagt hat wie so wie viele von uns heute, obwohl er so unmittelbar er war. Obwohl er geradezu der Reklame-Heilige ist für Wahrhaftigkeit und für den Versuch, das eigene Personsein wirklich und rein zu halten, war sein Mönchsleben und sein Ringen immer in der Überlieferung der Kirche begründet. Mit anderen Worten: Der heilige Brendan war nie einer von diesen “Flower Power”, sonne- und steineanbetenden Christen, von denen die Welt heute voll ist. Sein monastisches Leben, sein Priestertum, seine Kämpfe, sie alle gründeten auf dem soliden Fundament der Kirche und der kirchlichen Tradition, die wir kennen.
Er hat gefastet. Wir wissen, dass er gebetet hat; wir wissen, dass er seinen geistlichen Lehrern gehorcht hat; wir wissen, dass er Nachtwachen hielt, so wie er in der Geschichte Judas vor Dämonen beschützte. Sein Christentum, sein Mönchtum, sein Priestertum, alles an ihm ist sicher, denn es baut auf den Lehren Christi auf und nicht auf eigenen Wünschen und Vorlieben. Sein Kampf, er selbst zu bleiben, glaubwürdig, gründet nicht auf Stolz, sondern auf Demut und auf dem, was er selbst empfangen hat. Im heiligen Brendan ist so viel Liebe, und ihn zu verehren verleiht so viel Sicherheit, zu ihm zu beten, dass mein Herz vor Freude singt. Sein Herz war so erfüllt von der Liebe Christi, er war so Christus ähnlich geworden, dass sein Herz voller Liebe und Mitleid für die ganze Welt war, für die gesamte Menschheit von Adam über Judas bis hin zu mir und Euch.
Meine Liebe zum heiligen Brendan nährt sich ganz aus seiner Liebe zu mir und der Welt; mein Herz antwortet einfach auf die Liebe, die es im Herzen dieses außerordentlichen Heiligen verspürt. Möge der heilige Brendan uns alle segnen, so dass wir die Welt genauso lieben wie er und dass wir unser Leben dafür hingeben, zu den Heiligen zu werden, als die Gott uns geschaffen hat, so dass durch diesen Tropfen Heiligkeit, den wir so in die Welt bringen, die ganze Welt gerettet werde, von Adam über Judas bis zum letzten Menschen, den Gott erschafft. Möge Gott Euch alle segnen, ihr Lieben.
Christ ist erstanden!
Der Kampf um das wahre Ich
Ein Crashkurs in geistlicher Orthopraxis – der lebenslange Kampf um das „Werde, der du bist“ – der du eigentlich sein könntest, ginge es allein nach dem Willen Gottes.
Transkript
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Christ ist erstanden, meine Lieben!
Ich denke, das wird das kürzeste und vielleicht auch das schlichteste Video sein, das ich bislang für das Kloster gemacht habe, weil ich etwas Persönliches mit Euch teilen möchte, ich möchte mich nicht in Theorien ergehen. Es soll einfach sein, wahrhaftig sein – und Wahrheit erweist sich immer in der Einfachheit und nicht in komplizierten Entwürfen oder Gedanken.
Wir haben ein Video über den heiligen Brendan den Seefahrer gepostet, dessen Gedanktag wir am Dienstag feiern, und einige von Euch, u.a. Lukas und Matt und jemand, der sich Keltischer Vagabund nennt – haben den Gedanken der Echtheit, der Authentizität, kommentiert und diese mit unterschiedlichen Arten inneren Ringens und mit schmerzlichen Erfahrungen verbunden. Ich möchte dazu wenige Worte sagen, weil ich dieses Thema ja angeschnitten habe. Ja, ich begründe es nur durch meine ureigensten Erfahrung – und nur dadurch. Ich will hier nicht über Authentizität reden oder nachdenken, es sind bloß meine persönlichen Erfahrungen, die ich mit Euch teile, nicht mehr.
Aus dieser sehr begrenzten, sehr einfachen, menschlichen Erfahrung weiß ich, dass alle Versuche ‚echt‘ zu sein, sich als schmerzhaft erweisen. Und es braucht Zeit und viel Demut, weil jeder Schritt, den man in der richtigen Richtung tut, immer mehr verdeutlicht, wie weit man in Wirklichkeit vom eigenen, wahren Selbst entfernt ist. Es fühlt sich an, als ob wir uns aufbauen, wir erkennen, wer wir sind – und wenn wir das sehen, sehen wir,dass alles so endlos falsch und unwirklich ist, dass als einziger Ausweg bleibt, alles wieder einzureißen und von vorn anzufangen. Und dies Sich-selbst-aufzubauen, dies Entdecken wer man ist und dann doch wieder loslassen: da begräbt man sich sozusagen immer wieder selbst. Du betrauerst eine Version Deines eigenen Ich, aber Du musst weitermachen und demütig bleiben ohne zu verzweifeln, um in dieser Entwicklung voranzukommen. Oft fühlt es sich dann an, als sei man an einem sehr finsteren Ort. Oft glaubt man, man lebe im Schattenreich. Aber wir alle wissen – Christus sagt es uns, dass wir nur wachsen können, nur als Mensch wir selbst werden können, wenn wir zugrunde gehen – wie das Weizenkorn aus dem Evangelium.
Keine schöne Blume kann aus einem Samenkorn entstehen, wenn dieses nicht im Dunkeln der Erde zerfällt, und bevor es Zeit ist, dass sich die Blüte zeigt. So auch wir: wir müssen diesen Weg gehen: immer neu entdecken, wer wir meinen zu sein, gefolgt von der stets neuen Entdeckung, dass auch dieses „wahre“ Selbst in Wirklichkeit nur ein falsches, scheinbares Selbst ist. Das führt zu einer schier endlosen Reihe immer neuer Begräbnisse und Abschiede von dem, was wir für wahres Selbst hielten. Aber da müssen wir hindurch, um dem näher zu kommen, was wir eigentlich sind. Nur unten im Boden kann der Same verrotten, und nur wenn wir uns ständig da halten, können wir zu dem erblühen, was wir wahrhaftig sind. Ohne das geht‘s nicht. Man kann sich das wie ein Saatkorn vorstellen, das vergehen muss, oder man stellt es sich vor wie ein Kreuz, an das man sich bindet bis zur Auferstehung, der Vorstellungsmöglichkeiten sind viele, aber all diese Bilder, all diese Beispiele verweisen auf eine sehr einfache Wirklichkeit – der Weg ins Leben führt durch den Tod hindurch.
Der Weg zum wahrhaften Selbst führt durch eine Folge sich wiederholenden Tode dessen, für den wir uns hielten. Das ist erniedrigend und demütigend. Es tut weh. Aber es ist der einzige Weg zum Leben. Ich möchte nur noch eines sagen, denn ich möchte nicht, dass Ihr mich missversteht. Ich möchte nicht, dass Ihr denkt, dass ich Euch ermutige, bloß Euer Leben zu leben, nur zu sein, wer Ihr seid, in dem Sinn, dass Ihr nichts ändert. Was ich sagen will ist, dass Euer wahres Selbst, so wie mein wahres Selbst, so wie das wahre Selbst eines jeden Menschen, der je erschaffen wurde, um so vieles schöner ist, um so vieles tiefer als unser sündhaftes Selbst.
Ja, man muss sich selbst annehmen, ja, man muss die eigenen Schwächen annehmen, die eigenen Sünden, und auch das, wozu Euch diese Sünden gemacht haben, denn das ist die Grundlage, die Euch weiterträgt. Ihr seid ein sündhafter Mann, eine sündhafte Frau. Ihr könnt nicht so tun, als ob ihr das nicht wäret, ob Mann oder Frau, denn sobald ihr vorgebt, etwas zu sein, was Ihr nicht seid – dann wird auch Euer Gebet, Eure Demut und Eure Trauer um Euch selbst, wenn Ihr vorangeht, ebenfalls falsch sein. Ihr seid, wer Ihr seid, mit all Euren Sünden und all Euren Fehlern und Euren Schwächen und Ihr müsst akzeptieren, dass Ihr das alles seid. Aber das anzunehmen bedeutet keineswegs, dass man für den Rest des Lebens hier verharren sollte. Es heißt nicht, dass es nichts gäbe, wohin man sich hinentwickeln kann. Es bedeutet lediglich, dass Ihr Eure Lebensfahrt, Euer Werden gründet auf dem Felsen wahrer eigener Demut und der Einsicht, wer ihr in diesem Augenblick wirklich seid. Aber endlich, wirklich am Ende, führt Euch diese Reise in den Himmel. Die Hoffnung, die Bitte ist, dass Gott Dich zu Dir führt, zu dem, was Du jenseits Deiner Sünde bist und jenseits deines Versagens.
Ihr müsst annehmen, wer Ihr seid. Ihr müsst es akzeptieren, denn nur so wird Euer Gebet Euer eigenes Gebet sein, Und nur dann wird diese Reise vorwärts etwas bewirken. Wir alle müssen da hindurch und deswegen ist es auch schmerzhaft, weil man einerseits akzeptieren muss, dass man ein Sünder ist, dass man so ist, und nicht so tun kann, als sei man ein anderer. Und zugleich muss man dieses Selbst loslassen können. So als lebe man in einem ständigen Prozess des Werdens, ohne je wirklich jemand Stabiles, jemand Unerschütterliches zu werden. Aber so ist die Wirklichkeit, dass wir nie unerschütterlich sind; wir werden, solange wir auf Erden sind, nie über die Veränderung hinauskommen.
Wir beginnen mit dem sündigen Selbst, das wir heute sind und bewegen uns langsam vorwärts. Je tiefer die Demut, je tiefer die Selbsterkenntnis, desto weiter schreitet man voran hin zum wahren Selbst. Und Christus holt wird Euch aus Eurer Sünde heraus. Christus befreit Euch von Euch selbst und offenbart Euch, wer Ihr in Wirklichkeit seid. Und dann sind Eure Gebete wahrhaftig die Euren; und Eure Liebe – zu Euch selbst und zur Welt und zu Christus – diese Liebe wird wahrhaftig Eure eigene sein; und all Eure Ängste, Eure Hoffnungen und Euer Leben und der Augenblick Eures Todes, die Erfahrung des eigenen Todes wird Eure eigenes sein. Der Gedanke ist schrecklich, dass die meisten von uns alles durchleben, einschließlich der Liebe, des Sterbens, ohne dass diese Gefühle wirklich ihre eigenen sind, ohne diese Erfahrung zu haben, ohne dass sie wahrhaftig unsere eigenen sind. Liebt, was Ihr in jetzt seid, akzeptiert, wer Ihr in diesem Augenblick seid umarmt Euer sündiges Selbst in diesem Moment, gleichzeitig aber bleibt euch völlig dessen bewusst, dass Ihr geistlich über Euch selbst hinauswachsen müsst, dass Ihr gegenüber Eurer Sünde sterben müsst, dass Ihr dieses sündige Selbst begraben müsst, um zu jenem Samenkorn zu werden das vergeht, um wunderbare, wunderschöne Blüten hervorzubringen.
Möge Christus uns allen helfen, in das hineinzuwachsen, was wir wirklich sind! Denn wenn IHR Ihr selbst werdet, dann werde ich auch wachsen und durch Euch ich selbst werden. Wir sind alle eins in Ihm, und wenn es einer von uns in den Himmel schafft, dann haben wir alle die Chance, dorthin zu kommen. Möge Gott uns alle segnen!
Christus ist erstanden, Ihr Lieben!
Weitere Videos auf dem Youtube-Kanal des Mull Monastery
Maja arbeitet bereits fleißig an weiteren Untertiteln 😉