//Deutschsprachige Orthodoxie % - Geistliches Leben

Wer barmherzig zu sich selbst ist, indem er Reue annimmt, der wird auch barmherzig zu seinen Nächsten sein.
(Ask. Erf. I 27)

Ein Projekt mit Unterstützung von DOM

(Update vom März 2024)

Über mehrere Jahre arbeiteten DOM-Mitglieder an diesem Projekt: der Edition wichtiger Werke des heiligen Bischofs Ignatij Brjantschaninow (19. Jh.) – eines der größten russischen Heiligen der neueren Zeit, der sich intensiv wie wenige andere der asketischen Praxis des orthodoxen Christseins gewidmet und die Lehren der Wüstenväter in heutige Verhältnisse „übersetzt“ hat.

Nun ist mit der Herausgabe des 6. Bandes die Edition vorerst abgeschlossen. Das Projekt aber geht weiter: mit Internetveröffentlichungen auf der Website und anderswo. Denn der Schatz ist zwar nun freigelegt, aber vielen nach wie vor unbekannt. Doch um ihn zu heben, muss man von ihm wissen: Die Schriften des Heiligen bekannt zu machen, wird also weiter unsere Aufmerksamkeit beanspruchen.

Mit den Bänden 5 und 6 liegen die meisten Texte aus der Sammlung „Asketische Erfahrungen“ des hl Ignatij nunmehr in deutscher Sprache vor. Diese Texte sind nach der Intention des Heiligen an fromme Christen gerichtet, die eine verlässliche patristische Grundlage für ihre geistliche (noetische) Praxis suchen. Sie wären also, wenn man sich auf den vom hl Ignatij beschriebenen Weg begibt, als erstes zu lesen.

Es sind Texte, die in verschiedener Zeit und für unterschiedliche Adressaten verfasst wurden und eine reizvolle stilistische Vielfalt besitzen. Die Anordnung in unser Edition ist dabei etwas eigenwillig, weil die Schriften zum Thema Gebet in Band 5 zusammengefasst wurden, die Schriften zu anderen Themen in Band 6.

Wie stets, so wird auch der letzte Band von Texten und Informationen auf der Website Ignatijde begleitet. Neben einigen Leseproben sowie Texten, die nicht in die Printausgabe aufgenommen werden konnten, gibt es dort auch eine Gesamtübersicht als Wegweiser, welche Texte in den russischen und deutschen Ausgaben in welchem Band zu finden sind.

Cover Band 5
Cover des 6. Bandes

Der heilige Bischof Ignatij wirkte in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zentrales Thema seiner Schriften ist das asketische, gottgefällige Leben in der heutigen Zeit nach den Lehren der heiligen Väter. Für viele russischsprachige orthodoxe Leser ist er die „erste Wahl“ auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens und dem „Wie“ der eigenen Anstrengungen zu einem christlich-orthodoxen irdischen Lebenswandel. Warum?

Wichtigster Grund ist wohl die Geradlinigkeit und Ernsthaftigkeit der Lehre, die der Heilige entwickelt: Nichts daran ist Spekulation, nichts im Widerspruch zu dem, was auch schon anderthalb Jahrtausende vor ihm Menschen auf den schmalen Weg ins Himmelreich geführt hat. Streng entlang der „Philokalie“, der „Himmelsleiter“ des heiligen Johannes Klimakos und anderer Schriften großer Kirchenväter, etwa des Johannes Cassianus, des Abbas Dorotheos oder des heiligen Makarios, führt der heilige Bischof Ignatij aus, was auf diesem Weg unumgänglich ist: Beten, Fasten, asketische Werke, Studium der Heiligen Schrift und der Väterschriften, das beständige Eingedenksein der eigenen Sterblichkeit.
Dabei bedenkt er bei all diesen Aspekten frommer Askese stets, ob sie in der heutigen Zeit überhaupt so wie damals noch praktikabel sind, und gibt Empfehlungen zum rechten Maß dieser Praxis. Ausnahmslos alle seine Ratschläge schöpft er aus eigener Erfahrung strengen monastischen Lebens – und dieses Erfahrungswissen macht den großen Wert des Heiligen für uns aus: Er lässt uns nicht mit der „Philokalie“ allein, sondern „aktualisiert“ für uns den dort enthaltenen Erfahrungsschatz, warnt davor, sich etwa leichtfertig in den Gehorsamsdienst von „Altvätern“ zu begeben, sich zu starke Fastenregeln aufzuerlegen oder die physische Askese ohne entsprechende seelische Heranbildung zu betreiben.

Ein weiterer Grund, den heiligen Ignatij Brjantschaninow „zu mögen“, ist die Sprachkraft seiner teils geradezu poetischen Werke – etwa des „Klagelieds eines Mönchs“ (Band 1 der Reihe) mit seiner berührenden, an den heiligen Andreas von Kreta erinnernden Bußreflexion der Klagelieder des Jeremias aus dem Alte Testament. Keiner seiner Texte ist trocken-theoretisch, und auch die tiefsten Geheimnisse der menschlichen Seele werden bei ihm verständlich und nachvollziehbar – etwa ihre triadologisch verfasste Geistkraft und deren anarchischer Zustand beim „alten Adam“, also bei uns allen. Denn nur wer erkannt hat, dass er Heilung für seine Seele benötigt, fängt überhaupt erst mit der Askese an.

Die Bände der Reihe spiegeln verschiedene Facetten der Lehre des heiligen Ignatij wider:

Band 1 „Klagelied eines Mönchs“ enthält neben der Schrift, die dieser Ausgabe ihren Titel gab, Texte über das Gebet und über das Mönchtum. Dieser Band ist als Einstig gedacht, um einen Überblick über die Dimensionen des Schaffens des heiligen Ignatij zu vermitteln.

Band 2 „Über den Menschen“ umfasst Texte, in denen der heilige Bischof der Frage „Wer sind wir, und was ist unsere Aufgabe auf Erden“ nachgeht. Die Texte behandeln das christliche Bild vom Menschen (als einem Gefäß, bestimmt zur Aufnahme des Heiligen Geistes), die Lehre von den Geistwesen und vom Tod.

Band 3 „An die Asketen von heute“, erschienen zum 215. Geburtstag des heiligen Ignatij, enthält den größten zusammenhängenden Text, den der Heilige verfasst hat – sein Vermächtnis an alle, die sich für seinen -unseren- Weg zu Gott interessieren: eine umfassende Sammlung von „Ratschlägen“ an junge Mönche und Novizen, die gleichwohl auch allen Nicht- oder Noch-Nicht-Mönchen von Nutzen sein können, die ihr Leben als Kampfplatz und Feld der Bewährung verstehen – Bf. Kallistos (Ware), der diesen Text ins Englische übertragen hat, verwendete den Titel „Arena“ dafür.

Band 4 „Briefe an Laien, Verwandte und Freunde“ enthält 200 Briefe (teils in Auszügen) aus allen Lebensphasen des Heiligen. Gerade die persönlich gehaltenen Briefe im zweiten Teil des Bandes gewähren einen „Blick in die Seele“ des großen russischen Asketen und zeigen, wie er mit den ihm selbst gesandten Prüfungen umgeht, wie individuell seine Ratschläge und Fürsorge für die ihm Nahestehenden sind. Ein guter Einstieg für den „weltlichen“ Leser.

Der Band 5 „Vom Gebet“ versammelt alle wichtigen Texte aus den beiden Bänden „Asketischen Erfahrungen“ der Gesamtausgabe zu dem zentralen Thema Gebet. Die meisten Kapitel richten sich an Laien, betrachtet werden alle Aspekte des gemeinschaftlichen und individuellen Dialogs mit Gott.

Der Band 6 „Vom Glauben“ enthält weitere Texte aus den „Asketischen Erfahrungen, die der Heilige aus unterschiedlichen Anlässen verfasste und vielen Aspekten der frommen christlichen Praxis widmet: Reflexionen über das „Buch der Natur“, über Leben und Tod, über die hohe Berufung von Geist und Seele, die Hauptleidenschaften, die ihnen entgegenwirkenden Tugenden und die Voraussetzungen für ein gelingendes Gebet – nämlich Reue, Vergebung und Aufmerksamkeit – … und vieles andere mehr.

Damit ist das Print-Projekt, was wir selbst sicher anfangs nicht so ganz glauben konnten, vollbracht. Nicht alle Texte konnten Aufnahme finden, und momöglich gibt es ja auch irgendwann nochmal einen Ergänzungsband …
Doch erst einmal soll nun die Verbreitung von Informationen über den Heiligen und seine Schriften im Vordergrund stehen. Denn es gibt ja auch noch:

Das Projekt beschränkt sich nicht darauf, „nur“ Bücher zu drucken, sondern will dazu beitragen, den (etwa im Vergleich zum heiligen Theophan dem Klausner) im deutschen Sprachraum noch wenig erschlossenen Heiligen bekannt zu machen. Dazu gibt es eine eigene Website Ignatij.de, auf der ergänzende Texte, Leseproben und Informationen über den Heiligen veröffentlicht werden, dazu Übersetzungen von Vorträgen und Aufsätzen, aus denen seine heutige Rezeption in der Orthodoxie deutlich wird.

Beispielsweise haben wir auf der Website unter dem Titel „Contra Herzen“ einen Schlagabtausch des Heiligen mit dem „Westler“ Alexander Herzen, nachdem der ihn in seiner Exilzeitschrift „Glocke“ als „Sappeur in Christus Ignatij“ verunglimft hatte.

Auch solche „Perlen“ wie der Austausch zwischen dem hl. Feofan und dem hl. Ignatij über die Substanz der Seele gehören dazu.

Der Briefwechsel mit den Optina-Starzen bildet das nächste, historisch wie auch theologisch interessante Veröffentlichungsthema für die Website.

Außerdem gibt es viele bedenkenswerte Sprüche und Zitate des Heiligen, die sich auch gut in social media teilen lassen. Hier eine Auswahl:

Zwischendurch haben wir dann noch eine bislang nicht deutsch veröffentlichte Erzählung von Nikolai Leskow „ausgebuddelt“, in der sich der bekannte russische Schriftsteller mit dem „edelmütigen Ingenieur“ und seinen idealistischen Kameraden von der Kadettenschule für Bauingenieure auseinandersetzt. Er stützt sich dabei nach eigenen Aussagen auf das Zeugnis von Zeitgenossen – es handelt sich also um eine realitätsnahe Wiedergabe der Gegebenheiten jener Zeit, die den heiligen Ignatij und seine Mitstreiter veranlassten, der Festungsbaukunst und dem Militär überhaupt den Rücken zu kehren. Wirklich geändert hat sich seitdem wenig – als orthodoxer KDV darf man wohl guten Mutes diesen Heiligen um seinen fürbittenden Beistand anflehen.

Die ersten paar Kapitel finden Sie als Leseprobe auf der Website Ignatij.de.

Über die orthodoxe Große Fastenzeit

Eine Seite mit orthodoxen Texten und Gebeten als Einstimmung auf die jährliche orthodoxe Fastenzeit in den sechs Wochen vor Ostern, dem Fest der Auferstehung des Herrn.

Wie war denn die Zeit vor dem heutigen Tag? Es war eine Zeit der Irrwege. Die Seele verlor sich in allem, was ihr an Annehmlichkeiten in den Blick fiel – in Gesichtern als auch in Dingen und am allermeisten in sündigen Leidenschaften. Jeder hat seine eigenen Leidenschaften, denen er es in allem recht zu machen sucht. Es ist Zeit, dem ein Ende zu setzen.

Erkenne ein jeder seine Delila, die ihn bindet und an die bösen Feinde verrät, und verlasse sie.

Mehr wird dir gegeben sein als dem Samson: Nicht nur die Haare – die guten Gedanken – werden nachwachsen, nicht nur die Kraft wird zurückkehren – die Stärke des Willens, sondern auch die Augen werden sich öffnen – deinem Geist, dem Nous, werden sich die Augen öffnen und er wird den Herrn sehen und sich selbst und was um dich herum ist im richtigen Licht.

Siehe, jetzt ist die Zeit günstig! Dies ist der Tag der Erlösung!

(Hl. Feofan der Klausner, Gedanken zu jedem Tag im Jahreskreis)

Wasser und Brot auf einem Tischtuch

Fasten heißt zuerst einmal, auf Sinnesgenüsse bewusst zu verzichten. So kann sich die Aufmerksamkeit des Geistes dem Dialog mit Gott und mit sich selbst (dem eigenen Gewissen) zuwenden.


Es kam die Fastenzeit, die Mutter der Keuschheit,
die Anklägerin der Sünde und Mahnerin zur Umkehr,
die Lebensweise der Engel und die Erlösung der Menschen.
Wir Gläubigen wollen ausrufen:
O Gott, erbarme Dich unser !

Apostich. (Ton 5) vom ersten Montag der großen Fastenzeit


Erzpriester Alexios v. Maltzew

Die Einsetzung dieser Fasten reicht bis in die apostolische Zeit, zur Erinnerung an das vierzigtägige Fasten des Moses (Ex 34), des Elias (3./1. Kön 19) und nach dem Beispiele Christi selbst; diese Zeit wird die große Fastenzeit genannt mit Rücksicht auf die Anzahl der Tage und auf die Wichtigkeit und Bedeutung derselben fiir den Christen, indem die Zeit der Fasten hauptsächlich eine Zeit der Buße, Beichte und Kommunion ist; demgemäß hat auch der Gottesdienst einen anderen Charakter als in der übrigen Zeit. So z. B. findet der feierlichste christliche Gottesdienst, die Liturgie, nur an den Sonnabenden und Sonntagen in den großen Fasten statt, mittwochs und freitags aber wird die Liturgie der „vorgeweihten Gaben“ gehalten.

Es findet das große Apodipnon statt (in der ersten Woche [Mo. – Do.] mit dem Bußkanon des hl. Andreas von Kreta), mehrfach wird das Gebet des hl. Ephraim von Syrien gelesen (bis zum Blumen-Freitag), das Lesen der Psalmen wird ebenfalls vermehrt, und überhaupt nimmt im Gottesdienste das Lesen einen größeren Raum ein als der Gesang, der mehr einen freudigen Zustand der Seele ausdrückt. Die Sonntage der großen Fastenzeit, sowie auch einige von den Wochentagen derselben haben besondere Eigentümlichkeiten. — So wird am Sonnabend der ersten Woche das Gedächtnis des hl. Groß-Martyrers Theodoros Tiron (gest. 17. Febr. 316) gefeiert, der die Christen vor dem Genusse solcher Speisen warnte, welche auf Befehl des Kaisers Julianos des Abtrünnigen durch Berührung mit dem Blute der Götzenopfer besudelt waren, und sie ermahnte, an deren Stelle mit Honig gekochtes Getreide zu essen. Zur Erinnerung hieran werden noch jetzt von der Kirche die Kolyba (mit Honig gekochte Weizenkörner) gesegnet.

Der erste Sonntag in der großen Fastenzeit heißt der Sonntag der Orthodoxie, zum Gedächtnis des Sieges der Kirche über alle Häresien, vornehmlich über die Bilderstürmer (842).

Am zweiten Sonntag gedenkt die Kirche dankbar der Wirksamkeit des hl. Gregorios Palama, Erzbischofs von Thessaloniki (1841), betreffend die Aufdeckung der Ketzereien des Barlaam und Akyndinos (welche die Lehre der Kirche nicht anerkannten, dass es möglich ist, geistige Erleuchtung durch Gebet und Fasten zu erlangen).

Im Gottesdienst des dritten Sonntags und der ganzen vierten Woche wird das hl. Kreuz nebst den Früchten des Kreuzestodes des Erlösers gefeiert, zur Stärkung der vom Fasten Ermatteten und zur Versüßung der Bitterkeit desselben.

Am vierten Sonntag zeigt uns die Kirche als ein hohes Beispiel der Askese den hl. Joannes Klimakos (6. Jahrh.), der die Entwicklungsstufen der geistlichen Vervollkommnung in seinem Buche „Leiter zum Paradiese“ geschildert hat.

In der fünften Woche hat die hl. Kirche den Donnerstag ausgezeichnet, in dessen Morgengottesdienst der ganze „Bußkanon des heiligen Andreas von Kreta“ und nach dem Kathisma das Leben der hl. Maria von Ägypten (gest. 580) vorgeführt wird. Am Sonnabend derselben Woche findet ein Bittgottesdienst statt, bei welchem der „Akathistos“ zur hochheiligen Gottesgebärerin gesungen wird. Am folgenden Sonntag aber wird das Gedächtnis der hl. Maria von Ägypten, der großen Büßerin, begangen.

Am Freitag der sechsten Woche beendigt die Kirche die vierzigtägige Fastenzeit, und bittet den Herrn, dass er uns würdigen möge, die Woche seines heiligen Leidens zu sehen. Der Sonnabend erinnert uns an die Auferweckung des Lazaros als Beweis der göttlichen Allmacht Jesu Christi und als Unterpfand der allgemeinen Auferstehung der Toten. — Den natürlichen Übergang zur Leidenswoche bildet die Feier des Einzuges des Herrn in Jerusalem am Palmsonntag.

Maltzew, A, Erzpriester: Fasten- und Blumentriodion, Berlin 1899, II S. 29

Dieses Gebet wird in der Großen Fastenzeit von allen orthodoxen Christen in der Kirche und zu Hause gebetet.

Herr und Gebieter meines Lebens,
Gib mir nicht den Geist des Müßiggangs, des Verzagens,
der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit.

Schenke vielmehr mir, Deinem Diener,
den Geist der Keuschheit, der Demut,
der Geduld und der Liebe.

Ja, Herr, mein König, gewähre mir,
meine Sünden zu sehen
und meinen Bruder nicht zu verurteilen,
denn gesegnet bist Du in alle Ewigkeit, Amen.

In der ersten Woche der orthodoxen Fastenzeit wird den orthodoxen Gemeinden der Bußkanon des heiligen Andreas von Kreta gelesen. Mehr dazu hier:

Der Große Kanon

Der Große Kanon des Hl. Andreas von Kreta ist ein zentraler liturgischer Text der Fastenzeit. Nur hier bei DOM dreisprachig und kommentiert zum Mitlesen und Nachschlagen der Schriftstellen.

Die Sicht der Kirchenväter

Wenn du es doch als Christ nicht wagst, geistige Lieder ohne Ehrfurcht zu hören, die dein Bruder verfasst hat – wie wagst du es dann, die Ikone ohne Ehrfurcht anzusehen, die er in Liebe statt in Kunstfertigkeit geschaffen hat?

(A. Chomjakow Die Kirche ist Eine)

Die wichtige Frage der Ikonenverehrung war im 8. Jahrhundert zu einem brennenden Streitthema geworden, das auch nach der Entscheidung des siebten ökumenischen Konzils (787) noch jahrzehntelang weiterwirkte. Eine gewichtige Rolle bei der Wahrheitsfindung spielte der hl. Johannes von Damaskus, der entscheidende Argumente für die (notwendige) Verehrung der heiligen Bilder und die notwendige Abrenzung gegenüber ihrer (unzulässigen) Anbetung lieferte. Nachfolgend seine vom 7. Konzil bestätigte Position.

Ikone Die Erschaffung der Welt
Ikone Die Erschaffung der Welt

Weil einige uns tadeln, da wir dem Bilde des Herrn und unserer Herrin, dann aber auch der übrigen Heiligen und Diener Christi Ehrfurcht und Ehre erweisen, so sollen sie hören, dass am Anfang Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat.

Weshalb bezeigen wir einander Ehre? Doch nur, weil wir nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Denn „die Ehre des Bildes geht“, wie der Gotteslehrer und Gottesgelehrte Basilius sagt, „auf das Urbild über“ (De spir. s., c. 18, PG 32,149C). Urbild aber ist das, dem etwas nachgebildet, von dem ein Abbild gemacht wird.

Der heilige Basilios von Caesarea
Der heilige Basilios von Caesarea

… wer kann sich von dem unsichtbaren, unkörperlichen, unumschriebenen und gestaltlosen Gott ein Abbild machen? Höchst töricht und gottlos also ist es, die Gottheit zu gestalten (darzustellen). Daher war im Alten Testament der Gebrauch der Bilder nicht üblich.

Es ist aber Gott „in seinem herzlichen Erbarmen“ (Lk 1,78) unseres Heiles wegen wahrhaftig Mensch geworden, … hat auf Erden gelebt und mit den Menschen verkehrt, hat Wunder gewirkt, gelitten, ist gekreuzigt worden, auferstanden, in den Himmel aufgenommen worden, und all das ist wirklich geschehen und von den Menschen gesehen worden, und es ist zu unserer Erinnerung und zur Belehrung derer, die damals nicht zugegen waren, aufgeschrieben worden, damit wir, die es nicht gesehen, aber gehört und geglaubt haben, der Seligpreisung des Herrn teilhaftig würden.

Ikone der Kreuzerhöhung
Ikone der Kreuzerhöhung

Gewiß erinnern wir uns oft, wo wir nicht an das Leiden des Herrn denken, beim Anblick des Bildes der Kreuzigung Christi, des heilbringenden Leidens, und fallen nieder und beten an, nicht den Stoff, sondern den Abgebildeten, gleichwie wir auch nicht den Stoff des Evangeliums und den Stoff des Kreuzes, sondern das dadurch Ausgedrückte anbeten.

Denn was ist für ein Unterschied zwischen einem Kreuz, das das Bild des Herrn nicht hat, und dem, das es hat?

So ist es auch mit der Gottesmutter. Denn die Verehrung, die man ihr erweist, bezieht sich auf den, der aus ihr Fleisch geworden.

Ikone der Gottesmutter "Dreihändige"

Dies ist eine Ikone der Gottesmutter mit der Bezeichnung „Dreihändige“. Das Original befindet sich in dem serbisch-orthodoxen Kloster Hilandar auf dem Berg Athos in Griechenland.

Der Legende nach wurde dem Verfasser dieses Artikels, dem hl. Johannes von Damaskus, auf eine Intrige des Bilderstürmer-Kaisers Leo III. vom Kalifen in Damaskus die Hand abgehackt. Auf sein inständiges Gebet vor einer Gottesmutter-Ikone geschah ein Wunder, die Ikone erstrahlte und ließ die Hand wieder anwachsen. Dies veranlasste den Kalifen zur Reue und den heiligen Johannes dazu, eine silberne dritte Hand auf der Ikone anbringen zu lassen.

Denn, wie gesagt, „die Ehre, die wir den Edelgesinnten unserer Mitknechte erweisen, ist ein Beweis der Liebe gegen den gemeinsamen Herrn“ (Bas. Hom 19, PG 31,508B), und „die Ehre des Bildes geht auf das Urbild über“. Es ist dies jedoch eine ungeschriebene Überlieferung wie auch die Anbetung gegen Osten und die Verehrung des Kreuzes und sehr viel anderes dergleichen.

يوحنا الدمشقي

Priestermönch Johannes
Damaskus (um 700 n. Chr.)

Der hl. Johannes von Damaskus

Quelle: Die genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (Expositio fidei) Viertes Buch, Kap. 16.


Hier noch das Eingangszitat von A. Chomjakow im Kontext.
Die Schrift „Die Kirche ist Eine“ erscheint in der Edition DOM.

Wir wissen, dass man ohne Ikonen errettet werden kann und wurde, und wenn deine Liebe keine Ikonen verlangt, dann wirst du auch ohne Ikonen errettet. Du, der du die Liebe deines Bruders richtest, richtest dich selbst. Wenn du es doch als Christ nicht wagst, geistige Lieder ohne Ehrfurcht zu hören, die dein Bruder verfasst hat, wie wagst du es dann, die Ikone ohne Ehrfurcht anzusehen, die er in Liebe statt in Kunstfertigkeit geschaffen hat? Der Herr selbst, der das Verborgene der Herzen kennt, hat oft Gebete oder Psalmen verherrlicht, verbietest du Ihm etwa, Ikonen oder Gräber von Heiligen zu verherrlichen?

Du sagst: „das Alte Testament hat verboten, Gott abzubilden“, aber du, der du das Wort der Heiligen Kirche (also die Schrift) besser verstehst als sie selbst, verstehst du nicht, dass das Alte Testament nicht die Abbildung Gottes verboten hat (denn es hat Cherubim, die bronzene Schlange und das Schreiben des Namens Gottes erlaubt), sondern dem Menschen verboten hat, sich selbst einen Gott nach irgendeinem irdischen oder himmlischen Ebenbild zu bauen, einem sichtbaren oder eingebildeten.

Wenn du eine Ikone zur Erinnerung an den unsichtbaren und unvorstellbaren Gott schreibst, dann machst du dir kein Götzenbild.
Wenn du dir Gott aber vorstellst und denkst, dass er deiner Vorstellung ähnelt, dann stellst du dir ein Götzenbild auf. Das ist der Sinn des alttestamentlichen Verbots.

Ikonen (in Farben geschriebene Darstellungen Gottes) oder Darstellungen Seiner Heiligen, die von der Liebe geschaffen sind, verbietet der Geist der Wahrheit nicht. Sag nicht: „diese Christen gehen zum Götzendienst über“, denn der Geist Christi, der die Kirche bewahrt, übersteigt deine berechnende Weisheit bei Weitem.

Deshalb kannst du ohne Ikonen errettet werden,
aber du darfst sie nicht ablehnen.

Ein Faltblatt der DOM-Arbeitsgemeinschaft Katechese


„Da aber die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan“, so schreibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Galater (Gal 4,5). Drei Voraussetzungen sind hier genannt dafür, dass Gott in der Welt sein Heilswerk zum krönenden Abschluss führt:
1. Das göttliche Gesetz ist bereits erlassen worden, der Lauf der Geschichte Israels und in der Welt hat sich erfüllt, eine Frau für Gottes Heilsplan der Menschwerdung steht bereit. Gott hat dem Volk Israel auf dem Sinai in einer Schrecken erregenden Erscheinung durch Moses (2 Mose, 19ff.) Sein Gesetz offenbart,
– damit es erkennen kann, was der Wille Gottes und was Sünde ist,
– um es auf die Erfahrung vorzubereiten, dass die Menschheit sich nicht selbst erlösen kann, sondern auf Erlösung durch Gott Selbst angewiesen ist.
Dieses Gesetz ist nämlich angesichts der Katastrophe des Sündenfalles zwar unverzichtbar, um die Menschen auf den Weg der Erlösung zu führen, zugleich aber als Gesetz immer noch zu schwach, um die universale Zerstörung aufzuhalten und die Gemeinschaft des Menschen mit Gott wieder herzustellen …

Cover des 12. Faltblatts

Der Videoblog eines schottischen Mönchs, und was DOM damit zu tun hat.

Als Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, orthodoxe Informationen und Inhalte in deutscher Sprache anzubieten, freuen wir uns besonders, wenn in vielen Richtungen Menschen sich aktiv daran beteiligen, solche Inhalte für Deutschsprachige zu erschließen. Im Folgenden wollen wir den Videoblog-Kanal des Mull Monastery vorstellen. Dank der Unterstützung unserer Freundin Maja Speranskij gibt es die wunderbaren und tiefgründigen Video-Homilien von Fr. Seraphim nun auch mit deutschen Untertiteln – und bei uns zusätzlich die Transkripte, denn die sind durchaus lesenswert!

Das Mull Monastery Of All Celtic Saints

An einem verlassenen Ort auf der schottischen Insel Mull, wo schon im 6. Jahrhundert keltische Mönche nahe einer Heilquelle siedelten, gründete Fr. Seraphim im Jahre 2010 das Mull Monastery. Die Klostergemeinschaft heißt sowohl Brüder als auch Schwestern willkommen. Die Schwestern leben in Oran na Mara, einem Haus in der Nähe der Insel Iona, während die Brüder in Kilninian, dem Ort des Klosters selbst, in einem Haus in der Nähe wohnen. Es ist eine multinationale Gemeinschaft – die Brüder und Schwestern kommen aus Kanada, Rumänien und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die gemeinsame Sprache, auch im Gottesdienst, ist Englisch.

Father Seraphim vom Mull Monastery
Father Seraphim vom Mull Monastery

Nachdem Fr. Seraphim bereits seit 5 Jahren einen beliebten Audio-Podcast führt, gibt es seine kurzen Botschaften seit einigen Wochen auch auf Youtube als Video-Blog „zu sehen“.

Unsere gute DOM-Freundin Maja hat nun begonnen, diesen Videoclips mehrsprachige Untertitel hinzuzufügen – auch in Deutsch, Gott sei Dank. Nachfolgend seien drei der Videos kurz vorgestellt. Als Sahnehäubchen gibt es bei uns auf der DOM-Webseite auch die Transkripte zum Mitlesen oder Ausdrucken.


Christus ist auferstanden!

Ein Beitrag, entstanden zum Osterfest der Auferstehung des Herrn… eines Ereignisses, das den Horizont menschlicher Erkenntnis übersteigt, das „den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit“ war und ist, für uns aber den Fixpunkt aller Hoffnung darstellt – Haltet fest an dieser Hoffnung!


Der heilige Brendan

In diesem Beitrag geht es um einen der wichtigsten irischen Heiligen – und um viel mehr: nämlich warum dieser Seefahrer für uns heute so nah und so wichtig ist. Das Thema „Authentizität“ hat in der Followerschaft von Fr. Seraphim viel Interesse gefunden. Deshalb greift er es auch im dritten Video (unten) noch einmal auf.


Der Kampf um das wahre Ich

Ein Crashkurs in geistlicher Orthopraxie – der lebenslange Kampf um das „Werde, der du bist“, darum so zu werden, wie du eigentlich sein müsstest, ginge es nur nach dem Willen Gottes allein…


Weitere Videos auf dem Youtube-Kanal des Mull Monastery
Maja arbeitet bereits fleißig an weiteren Untertiteln 😉

Gott schenkt uns in dieser Großen Fastenzeit unverhofft etwas Wertvolles: Zeit. Nutzen wir dieses Geschenk dankbar und heilbringend.

Psalter mit Gebetskette

Eine Übersicht aktueller Gebetstexte, zusammengestellt von Priester Alexej Veselov (ROK).

1.

Die erste Wahl für den Laien ist das Orthodoxe Gebetbuch. Dort sind die Morgen- und Abendgebete, Akathisten und Kanones zu finden.

Auch im Internet gibt es diese Gebete zum Lesen oder Ausdrucken (hier).

2.

Während der Großen Fastenzeit kann man nach eigenem Ermessen Gebete für die jeweilige Fastenwoche aus dem Triodion lesen:  www.orthodoxe-bibliothek.de

Diese Texte sind sehr tiefsinnig und wegweisend.  

Von Montag bis Freitag wird während des Fastens kein Neues Testament gelesen. Es sind alttestamentliche Lesungen vorgegeben, siehe Orthodoxer Kalender.

Falls Sie genug Zeit haben, können Sie neben den Morgen- und Abendgebeten, der Heiligen Schrift und den Texten des Triodions auch Psalter oder (Buß) Kanones beten. Es ist nicht üblich, während der Fastenzeit Akathisten zu lesen.

Den großen Bußkanon des Heiligen Andreas von Kreta sollte jeder Gläubige mindestens zweimal während der Fastenzeit beten. Es ist aber auch nicht untersagt, den Kanon öfter zu lesen.

Ebenso sollte das Gebet des Hl. Ephräm des Syrers nicht vergessen werden, welches an Wochentagen morgens und abends an die übliche Gebetsregel angehängt werden sollte.

In gedruckter Form gibt es die Gottesdienste der ersten und der letzten Woche der Großen Fastenzeit. Diese können Laien komplett beten. Besonders zu empfehlen sind die Gottesdienste der ersten Fastenwoche, da diese fast unverändert in jeder anderen Fastenwoche gelesen werden.

3.

Am Sonntag und an den Feiertagen sollten Sie zu Hause nicht die Liturgie selbstständig lesen. Statt der Liturgie können Sie das Stundengebet (Erste, Dritte und Sechste Stunde) sowie die Typika lesen. Diese finden Sie hier bzw. hier (jeweils nach unten scrollen).

4.

Gebet während einer verheerenden und tödlichen Seuche

Herr, unser Gott, schaue von der Höhe Deiner Heiligkeit auf die Gebete von uns Sündern, Deinen unwürdigen Knechten, die durch unsere Gesetzlosigkeiten Deine Güte erzürnt und Deine Barmherzigkeit verärgert haben; und gehe nicht ins Gericht, mit Deinen Knechten sondern wende ab Deinen furchtbaren Zorn, den Du zu Recht auf uns richtest, und nimm fort die verderbliche Verurteilung, wende ab Dein drohendes Schwert, das uns unsichtbar vorzeitig schlägt. Hab Erbarmen mit Deinen niedrigen und armen Knechten, und verschließ nicht im Tod unsere Seelen, die in Reue mit gebrochenem Herzen und mit Tränen zu Dir, unserem Barmherzigen, Gütigen und Wohlwollenden Gott kommen. Dir ist es ja eigen, sich zu erbarmen und uns zu retten, unser Gott, und Dir senden wir die Verherrlichung empor, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.

(Quelle: www.rokmp.de)


Gebet Seiner Heiligkeit des Patriarchen Daniel von Rumänien zur Beendigung der Epidemie:

Herr, unser Gott, der Du reich an Erbarmen bist und mit Deiner weisen Vorsehung unser Leben begleitest, erhöre unsere Gebete, empfange unsere Buße für die Sünden, gebiete dieser neuen Seuche Einhalt und beende sie, wie Du die Züchtigung deines Volkes zur Zeit Davids abgebrochen hast. Du bist der Arzt unserer Seelen und Leiber. Heile die Erkrankten, richte sie vom Schmerzenslager auf, damit sie Dich verherrlichen, barmherziger Erlöser, und schütze die Gesunden und bewahre sie vor aller Krankheit. Segne, stärke und beschütze, Herr mit Deiner Gnade alle, die sich mit großer Menschenliebe und Opferbereitschaft um die Kranken zu Hause oder in Krankenhäusern kümmern.
Vertreibe Krankheit und Leiden der Völker und lehre uns, Leben und Gesundheit als Deine Gaben zu schätzen.
Schenke, o Herr, deinen Frieden und erfülle unsere Herzen mit unerschütterlichem Glauben an Deinen Schutz, mit Hoffnung auf Deine Hilfe und mit Liebe zu Dir und zu den Nächsten.
Denn Dir ist es eigen, Dich zu erbarmen und uns zu erretten, unser Gott, und Dir senden wir Lobpreis empor, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amen.


Eine Übersicht über verschiedene orthodoxe Gebete und Gottesdienste, die es zu erwerben oder im Internet herunterzuladen gibt, finden sie unter: www.orthodoxie-in-deutschland.de