Fontane, Theodor – Petöfi

(1833 | 250 S.)

Wikipedia: Petöfi

Meinung

Cornelia meint:

Immer wieder, wie in einer Versuchsreihe, das Schema alter Mann, der zu junge Frau heiratet, und wie es schief geht.

Erschütternd, wie der Graf, der nix glaubt und nur nett hingelebt hat und ein lieber Kerl ist (darin Vorläufer des  Dubslav Stechlin) in der Zerstreuung und Unterhaltung die Erlösung sucht, ganz wie Effi Briest, die dasselbe einfach nur aus unbelehrter Jugendlichkeit verlangt. Der Graf sucht sich also eine liebe Schauspielerin, macht sie als Unterhalterin zur Gräfin und verzichtet auf alle anderen Tugenden. Sie sitzt also im Gefängnis seiner Liebenswürdigkeiten, grad so wie Effi bei ihrem eher hölzernen Mann, der Prinzipien hat, aber kein Mitgefühl für die Wünsche seiner Frau. Die hat Petöfi zwar, doch sperrt er als Egoist die Frau in ein Gefängnis. Kann nicht gutgehen.

Interessant ist die Schwester des Grafen als fromme Katholikin, durchaus human gezeichnet, – nicht so bitter, wie Fontane das sonst gerne macht. Auch Fessler, ihr Beichtvater, hat ein weites Herz. Er sieht den Protestantismus als einen guten ersten Schritt, weil er die Menschen auf Innerlichkeit und Selbst-Bildung verweist, so dass alles, was sie glauben und tun, diese Integrität gewinnt. Sie müssten – so Fessler – nur begreifen, dass die höhere Freiheit im Gehorsam lebt. Und hier haben wir die Zweideutigkeit: So wie Fontane das vorträgt, klingt es für Protestanten wie Kant, wo der Gehorsam dem eigenen Vernunftgeist geschuldet ist. Aber was Fessler will (der Name!!!) ist Gehorsam gegenüber der Kirche als Institution. Tertium datur, und das ist für Orthodoxe das Ding.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

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