
(1910 | 560 S.)
Der Narr in Christo Emanuel Quint ist ein Roman des deutschen Nobelpreisträgers für Literatur Gerhart Hauptmann, der ab 1901 entstand und 1910 bei S. Fischer in Berlin erschien. Zuvor war der Text – ebenfalls 1910 – in Der neuen Rundschau vorabgedruckt worden. Wikipedia
Meinung
Cornelia meint:
Ein sehr bewegender Roman. Wenn man Christi Worte aus dem Kontext reißt, kann man alles durcheinanderbringen. Fesselnd wie gut Hauptmann einen auf die falschen Fährten lockt: das sieht erst alles ganz original geistlich aus. Dann kommt die immer angekündigte Narrheit langsam raus.
Das Schlimme ist der Eindruck am Ende, Christus selbst sei ein Wahnsinniger gewesen, und jedenfalls habe die Kirche alles nur versaut. Man bleibt allein mit dem innerlichen Reich und dem sich-Absterben – aber ohne jedes Verständnis für Familienpflichten. Da wird alles in einen Abgrund des Fleischlichen geworfen. Keine Unterscheidung sarx und soma – und von da kommt auch der Skandal des Nicht-Arbeitens.
Dieser Mensch hat Gott gesucht und gefunden, aber ohne Anleitung ist er auf schiefe Bahnen gekommen. Die Unfähigkeit seiner Gefolgsleute, die spirituelle Botschaft zu fassen, spiegelt nur seine eigene Unfähigkeit zur wirklichen Demut.
Schlimm wie das Ganze den wirklichen Christus de-legitimiert.
Paul Schlenther: Offenbar ging das mit Tolstoys Tod zusammen. Es soll sich um einen Bekannten seiner Jugend handeln und Hauptmann soll sich selbst in dem Jungen Kurt Simon portraitiert haben. Soll nicht nur die Bibel und alles Gebet hinter sich gelassen haben (was stimmt) sondern Gott in der Natur gefunden (was ich ganz so nicht nachvollziehen kann). Schlenther sagt, die Herausforderung sei: dass es Christus wohl heute nicht anders ergangen wäre. Aber ich sage: ganz falsche Fragestellung. Christus konnte nur am Ende der Zeiten kommen, nicht danach.
Quint ist für mich – theologisch gesehen – das Lehrstück über die Gefahren des Literalismus in der Bibel.
OR
Info
Erscheinungsjahr | 20. Jh., 1. Hälfte |
Seiten | 300-600 |
Autor | Hauptmann, Gerhart |
Kommentar zu: Hauptmann, Gerhart – Der Narr in Christo Emanuel Quint.