(1912-14 | 528 S.)
Meinung
Cornelia meint:
Nach Schillers Dreißigjährigem Krieg, der die großen Schlachtenlinien nachzeichnet und dabei Helden und Verräter fein differenziert auftreten lässt, überrascht Huch mit Bilderbuch-Erzählungen, die man schon großen Kindern vorlesen könnte. Hier ist die ganze Politik in die persönlichen Lebensdramen der Akteure eingepackt, was die Lektüre leicht und sehr unterhaltsam macht. Man muss nur immer gucken, dass man bei den Schnitten weiß, wo sie „stehengeblieben“ war, dann runden sich die Bilder. Für Kinder braucht man Illustrationen, denen sie die Personen zuordnen können und eine Karte mit den Fürstentümern der Zeit.
Dabei ist Huch Konfessions-mäßig völlig unparteiisch und kann einen Unhold katholisch versöhnt sterben lassen wie auch die gute Ordnung calvinistischen Lebens wertschätzen und die lutherische Frömmigkeit gleich mit. Nach dem dritten Buch bin ich da nicht mehr so sicher: Dem Buttler wird vom Beichtvater sein Mord an Wallenstein als gute Tat zugesichert – er soll nur vorsichtig sein. Auch am Hof des Kaisers (der selbst barmherziger ist) gilt der tote Wallenstein als Teufel in Person. Andererseits ist das Bild des Jesuiten Friedrich Spee mit großer Liebe gezeichnet: der ist eine katholische Lichtgestalt, dessen Humanität Ketzern gegenüber in seinem Orden kein Verständnis fand. Auch zeigt Huch die inner-protestantischen Streitigkeiten über die Bedeutung guter Werke und die Rolle der Vernunft zwischen Osiander und Arnd, samt der These, die wahre Kirche wohne im demütigen Herzen der Menschen. Interessant auch des Königs von Polen Versuch, durch eine ökumenische Versammlung Klarheit und Einigkeit zu stiften, – was gründlich misslingt.
Man kann nicht fassen, was sie für ein Detail-Wissen einbringt: oder hat sie sich diese Ehekrisen und Rüpeleien unter Fürsten aus den Fingern gesogen? Ich meine nicht, denn sie war promovierte Historikerin.
Auch nach drei Bänden hat die Faszination nicht nachtgelassen. Die Greuel sind für Kinder zu greulich, also lieber für Ältere. Aber diese Darstellung ist so unterhaltsam und belehrend wie eine sehr gute Fernsehserie.
Jg
Info
Erscheinungsjahr | 20. Jh., 1. Hälfte |
Seiten | 300-600 |
Autor | Huch, Ricarda |
Kommentar zu: Huch, Ricarda – Der große Krieg.