Eine orthodoxe Antwort auf Blasphemie unter Bedingungen der „Kunstfreiheit“

von Cornelia Hayes

Vom 4. bis zum 24. Dezember 2021 hatte der jährlich neu platzierte „Superladen“ der Offenbacher Wirtschaftsförderung einer Designerin Gelegenheit gegeben, unter dem Motto „Wer interessieren will, muss provozieren“ ihre Objekte, genauer: mit pornographischen Bügelperl-Motiven überklebte orthodoxe Ikonen, auszustellen und zu verkaufen.

Video auf Youtube: https://youtu.be/z3YfSNOh-IE

Vater Georg, der Befreier (Klick auf das Bild führt zum Video)

 Diese Ausstellung stieß auf vielfache Kritik. Seine Eminenz, Erzbischof Tichon von der Berliner Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche veröffentlichte eine Protestnote an den Offenbacher Bürgermeister. Auch unser DOM-Vorstand beriet über eine sinnvolle Antwort.

(Zitat aus: „An den Mauern der Kirche“)

Öffentliche Aktionen schienen uns allerdings nicht hilfreich: Rechtlich war angesichts einschlägiger Gerichtsurteile zur Kunstfreiheit in vergleichbaren Fällen keine Handhabe gegeben. Ein öffentliches Bekenntnis (Demonstration, Gebete und Kerzen vor dem Lokal) hätte, so vermuteten wir, entweder wenig Wirkung gezeigt, oder, wenn mediale Verbreitung erfolgt wäre, unerwünschte Nebeneffekte riskiert: Der Ausstellung wäre zusätzliche „Werbung“ geschenkt worden, in der Offenbacher multi-religiösen Bevölkerung wären alte Dissense (man denke an die Jahrhunderte des Ikonoklasmus und der Bilderstürmer) wiederbelebt worden, die Künstlerin hätte sich durch solche Aktionen als viktimisiert ansehen und öffentliche Solidarität gewinnen können. Wie also sollten wir DOMniten, als kirchliche Gesellschaft, ein nicht-zweideutiges, nicht-Eigentor-gefährdetes Zeugnis für den Schmerz ablegen, den diese Verunglimpfung von Gegenständen für all jene bedeutet, die Ikonen als „Fenster zur Ewigkeit“ und somit als verehrungswürdig ansehen?

Nun berichtete Vater Georg von einem Gespräch mit Vater Dimitri und Lektor Philip Beljajew in der Frankfurter russischen Nikolaus-Kirche. Philip erinnerte dabei an die Weise, in der im 20. Jahrhundert die verfolgte russische Kirche auf die De-Sakralisierung kirchlicher Gebäude und Geräte durch die atheistischen Behörden reagiert hatte: Sobald die Übeltäter außer Sicht waren, oder sobald man die zerstörten Gebäude wieder betreten konnte, reinigte man, was beschmutzt war, reparierte, was beschädigt war, und unterzog die wiederhergestellten Objekte einer liturgischen Neu-Weihe.

Natürlich würden wir hier und heute nicht die gesamte Ausstellung aufkaufen können, um die verunstalteten Ikonen zu „retten“.

Aber wir wollten, was unsere Kirche vorschreibt, wenigstens exemplarisch befolgen.

Vater Stefan schickte ein Gemeindemitglied in die Ausstellung, um eines jener Objekte zu erwerben.

Dies erwies sich überraschend als schwierig. Die Ikonen waren aus der Ausstellung selbst verschwunden. Hatten sie so großen Anklang gefunden? Oder hatte ein opferbereiter orthodoxer Christ sie durch schlichten Aufkauf aus dem öffentlichen Blick entfernt? Nur in einem Nebenzimmer, in einer Schublade, fand sich noch eine verunstaltete Darstellung der „Verkündigung“ von Simone Martini auf „altem Holz.“ Diese entsprach zwar nicht dem Kanon orthodoxer Ikonen, kommt ihm aber als Verehrungsbild doch relativ nahe.

Nun hatte der DOM-Vorstand für den 4. Januar (nach Beendigung der Ausstellung) sowieso eine Präsenz-Sitzung in der Offenbacher Trapeza der rumänischen Nikolauskirche anberaumt. Und wie wir nun hin und her berieten, welchen Ikonen-Restaurator wir mit der Reinigung des Bildes betrauen sollten, begann Vater Georg, an den Bügelperlen zu reiben und stellte fest: Die lassen sich leicht entfernen.

Ein scharfes Messer war schnell gefunden, und so ging er ans Werk, auch die Klebespuren, soweit möglich, abzukratzen.

Dies gelang so einigermaßen: Das Marienbild war von seiner Verunstaltung befreit. Und ja, natürlich, besaß Vater Stefan die deutsche Textversion einer Ikonen-Weihe und brachte sein Epitrachelion gleich mit.

Elena formte aus den singfähigen Vorständen einen kleinen Chor, und der Gottesdienst konnte in der soeben im Rohbau fertig gewordenen, aber schon funktionsbereiten neuen „Fabrikhallen“-Kirche beginnen.

Einige von uns haben das Ereignis auf Video aufgenommen. Nikolay Kocher aus der rumänischen Gemeinde Vater Stefans hat aus alledem einen kleinen Film gebastelt, den wir hier präsentieren wollen.

Dabei wird am Text des Weihe-Gottesdienstes schon das Wesentliche über die orthodoxe Verehrung von Ikonen deutlich.

Wir hoffen, demnächst diesen Film durch weitere katechetische Beiträge und Videos über die Ikonen der rumänischen und der russischen Kirche in Offenbach und Frankfurt ergänzen zu können.

Einige Weihegebete

(Quelle: A. v. Maltzew: Bitt-, Dank- und Weihegottesdienste)

nach griechischer Tradition

Priestergebete nach russischer Tradition

Segnung und Weihe eines Bildes Christi oder eines Herrnfestes

Merke, Herr, mein Gott, aus der heiligen Wohnung und von dem Throne der Herrlichkeit deines Reiches, und sende gnädig deinen heiligen Segen auf dieses Bild (diese Bilder) herab, und durch die Besprengung mit diesem Weihwasser segne und weihe es (sie), und gieb ihm (ihnen) Kraft, zu heilen und zu verjagen allerlei Krankheiten und Übel, und allerlei teuflische Ränke von Allen, die zu ihm (ihnen) gläubig sich flüchten, und vor ihm (ihnen) dich anbeten, dich anflehend und Schutz suchend, und immerdar lass ihr Gebet von dir erhört und dir angenehm sein.

Segnung und Weihe eines Bildes der allheiligen Gottesgebärerin

Gebieter, Gott, Vater, Allherrscher, der du geruht hast, die Einzige vom ganzen Menschengeschlecht, die reine Taube und das unbefleckte Lamm, die Immerjungfrau Maria zur Mutter für deinen einziggezeugten Sohn zu erwählen und ihm zur Wohnstätte durch das Überkommen des allheiligen Geistes zu weihen, die Höchste und Geehrteste über die Cherubim und Seraphim und die Herrlichste von allen Geschöpfen, zur Fürsprecherin und Fürbitterin hast du sie dem Menschengeschlechte gemacht; durch ihre Gebete und ihre Fürsprache wolle dieses Bild, das zu ihrer Ehre und ihrem Gedächtniss lind zum Ruhme des aus ihr Geborenen, deines einziggezeugten und einwesentlichen Sohnes, und zu deinem (Ruhme), seines anfanglosen Vaters, und deines allheiligen und lebendigmachenden Geistes angefertigt ist, in deiner Gnade durch die Besprengung mit diesem Weihwasser segnen und weihen, und erweise es Allen, die im Glauben vor ihm beten, als Heilstätte von den Krankheiten der Seele und des Leibes und als Erlösung von allen feindlichen Nachstellungen und als mächtigen Schutz und lass die Gebete bei dir wohl angenommen sein.

Segnung und Weihe verschiedener Ikonen

Herr, Allherrscher, Gott unserer Väter, der da in der heiligen Dreifaltigkeit gepriesen und angebetet wirst, den kein Verstand erfassen kann, sowie auch kein Wort auszusprechen vermag, den keiner der Menschen jemals irgendwo gesehen, sondern, wie wir aus den heiligen Schriften gelernt haben, so glauben wir und so bekennen wir dich, Gott, den anfanglosen Vater und deinen einwesentlichen Sohn und deinen mitthronenden Geist, der du im alten Testamente dem Abraham unter der Gestalt der drei Engel; und am Ende der Tage, nach der Fleisch werdung des einziggezeugten Sohnes Gottes, unsers Herrn Jesus Christoß, von der Jungfrau Maria, bei der Taufe von Johannes im Jordan, in der glanzvollen Verklärung auf dem Tabor, in der hochherrlichen Himmelfahrt vom Oelberge, ein Bild der heiligen Dreifaltigkeit uns gezeigt hast; feiner aber das nicht mit Händen gemachte Bild unsers Herrn Jesus Christos, das in wunderbarer Weise von demselben auf ein Tuch geprägt und dem Fürsten Abgar von Edessa übersandt ward, durch dasselbe ihn und viele andere, mit verschiedenen Gebrechen behaftete Kranke geheilt hast, uns dasselbe zu verehren unterwiesen; der du ebenso auch die Bilder deiner heiligen Wohlgefälligen nicht verwirfst, sondern sie annimmst, so siehe jetzt herab auf diese Bilder, welche deine Knechte zu deiner Ehre und Verherrlichung des einigen, in der heiligen Dreifaltigkeit gepriesenen Gottes und deines einziggezeugten Sohnes Jesus Christos, seiner allreinen und hochgepriesenen Mutter, unserer Gebieterin, der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, und zum Gedächtniss deiner Heiligen N. N. angefertigt haben, segne and weihe dieselben, und gieb ihnen Kraft zu heilen, alle teuflischen Anschläge zu vertreiben, und lass Alle eifrig vor denselben Betenden erhört werden, und die Gnade deiner Menschenliebe auf sich herabziehen.

Denn du bist unsere Heiligung, und dir senden wir die Lobpreisung empor; dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, jetzt und immerdar, und in die Ewigkeiten der Ewigkeiten.

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