Eine Edition wichtiger Schriften des heiligen Bischofs
Ignatij (Brjantschaninow)

Ein Projekt mit Unterstützung von DOM

Seit mehreren Jahren arbeiten DOM-Mitglieder an der Herausgabe der Schriften eines der größten russischen Heiligen der neueren Zeit, der sich wie kein anderer gerade der asketischen Praxis des orthodoxen Christseins gewidmet und die Lehren der Wüstenväter in heutige Verhältnisse „übersetzt“ hat.

(Update vom Mai 2023)

Der heilige Bischof

Der heilige Bischof Ignatij wirkte in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zentrales Thema seiner Schriften ist das asketische, gottgefällige Leben in der heutigen Zeit nach den Lehren der heiligen Väter. Für viele russischsprachige orthodoxe Leser ist er die „erste Wahl“ auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens und dem „Wie“ der eigenen Anstrengungen zu einem christlich-orthodoxen irdischen Lebenswandel. Warum?

Ausschnitt aus der Ikone des heiligen Ignatij, Bischof des Kaukasus:
Der Heilige gibt durch seine Werke und Gebete den Menschen des Kaukasus reiche Barmherzigkeit

Wichtigster Grund ist wohl die Geradlinigkeit und Ernsthaftigkeit der Lehre, die der Heilige entwickelt: Nichts daran ist Spekulation, nichts im Widerspruch zu dem, was auch schon anderthalb Jahrtausende vor ihm Menschen auf den schmalen Weg ins Himmelreich geführt hat. Streng entlang der „Philokalie“, der „Himmelsleiter“ des heiligen Johannes Klimakos und anderer Schriften großer Kirchenväter, etwa des Johannes Cassianus, des Abbas Dorotheos oder des heiligen Makarios, führt der heilige Bischof Ignatij aus, was auf diesem Weg unumgänglich ist: Beten, Fasten, asketische Werke, Studium der Heiligen Schrift und der Väterschriften, das beständige Eingedenksein der eigenen Sterblichkeit.
Dabei bedenkt er bei all diesen Aspekten frommer Askese stets, ob sie in der heutigen Zeit überhaupt so wie damals noch praktikabel sind, und gibt Empfehlungen zum rechten Maß dieser Praxis. Ausnahmslos alle seine Ratschläge schöpft er aus eigener Erfahrung strengen monastischen Lebens – und dieses Erfahrungswissen macht den großen Wert des Heiligen für uns aus: Er lässt uns nicht mit der „Philokalie“ allein, sondern „aktualisiert“ für uns den dort enthaltenen Erfahrungsschatz, warnt davor, sich etwa leichtfertig in den Gehorsamsdienst von „Altvätern“ zu begeben, sich zu starke Fastenregeln aufzuerlegen oder die physische Askese ohne entsprechende seelische Heranbildung zu betreiben.

Ein weiterer Grund, den heiligen Ignatij „zu mögen“, ist die Sprachkraft seiner teils geradezu poetischen Werke – etwa des „Klagelieds eines Mönchs“ (Band 1 der Reihe) mit seiner berührenden, an den heiligen Andreas von Kreta erinnernden Bußreflexion der Klagelieder des Jeremias aus dem Alte Testament. Keiner seiner Texte ist trocken-theoretisch, und auch die tiefsten Geheimnisse der menschlichen Seele, etwa ihre triadologisch verfasste Vernunftskraft (vgl. Gregor v. Palamas), werden bei ihm verständlich und nachvollziehbar.

Die Reihe

Die bisher erschienenen Bände der Reihe spiegeln verschiedene Facetten der Lehre des heiligen Ignatij wider:

Band 1 „Klagelied eines Mönchs“ enthält neben der Schrift, die dieser Ausgabe ihren Titel gab, Texte über das Gebet und über das Mönchtum. Dieser Band ist als Einstig gedacht, um einen Überblick über die Dimensionen des Schaffens des heiligen Ignatij zu vermitteln.

Band 2 „Über den Menschen“ enthält Texte, in denen der heilige Bischof der Frage „Wer sind wir, und was ist unsere Aufgabe auf Erden“ nachgeht. Die Texte behandeln das christliche Bild vom Menschen (als einem Gefäß, bestimmt zur Aufnahme des Heiligen Geistes), die Lehre von den Geistwesen und vom Tod.

Band 3 „An die Asketen von heute“, erschienen zum 215. Geburtstag des heiligen Ignatij, enthält den größten zusammenhängenden Text, den der Heilige verfasst hat – sein Vermächtnis an alle, die sich für seinen -unseren- Weg zu Gott interessieren: eine umfassende Sammlung von „Ratschlägen“ an junge Mönche und Novizen, die gleichwohl auch allen Nicht- oder Noch-Nicht-Mönchen von Nutzen sein können, die ihr Leben als Kampfplatz und Feld der Bewährung verstehen – Bf. Kallistos (Ware), der diesen Text ins Englische übertragen hat, verwendete den Titel „Arena“ dafür.

Der jüngste Band 4 „Briefe an Laien, Verwandte und Freunde“ enthält 200 Briefe (teils in Auszügen) aus allen Lebensphasen des Heiligen. Gerade die persönlich gehaltenen Briefe im zweiten Teil des Bandes gewähren einen „Blick in die Seele“ des großen russischen Asketen und zeigen, wie er mit den ihm selbst gesandten Prüfungen umgeht, wie individuell seine Ratschläge und Fürsorge für die ihm Nahestehenden sind. Ein guter Einstieg für den „weltlichen“ Leser.

Der nachfolgende Band ist bereits in Vorbereitung und wird sich der Lehre vom Gebet widmen, mit den entsprechenden Kapiteln aus den „Asketischen Erfahrungen“.

Unbedingt sollten danach auch noch die übrigen Texte aus den zwei Sammelbänden „Asketische Erfahrungen“ folgen. Betet mit uns, dass der Herr auf die Fürbitten des heiligen Ignatij unsere Pläne, die ja auch eine wirtschaftliche Dimension haben, auch weiter segnen und unserer Reihe den Erfolg beschern möge, den sie dank ihres bis heute „relevanten“ Verfassers zweifellos verdient hat – und kauft natürlich auch gern die Bücher dieser Reihe ;).

Die Website

Das Projekt beschränkt sich jedoch nicht darauf, „nur“ Bücher zu drucken, sondern soll auch dazu beitragen, den (etwa im Vergleich zum heiligen Theophan dem Klausner) im deutschen Sprachraum noch wenig erschlossenen Heiligen bekannt zu machen. Dazu gibt es eine eigene Website Ignatij.de, auf der ergänzende Texte, Bonusmaterial und Informationen über den Heiligen enthalten sind; dazu kommen künftig Übersetzungen von Vorträgen und Aufsätzen, aus denen seine Rezeption in der russischen Orthodoxie heute deutlich wird.

Beispielsweise haben wir auf der Website unter dem Titel „Contra Herzen“ einen Schlagabtausch des Heiligen mit dem „Westler“ Alexander Herzen, nachdem der ihn in seiner Exilzeitschrift „Glocke“ als „Sappeur in Christus Ignatij“ verunglimft hatte.

Noch mehr Drumherum – Interessant für Kriegsdienstverweigerer

Letztens haben wir dann noch eine bislang nicht deutsch veröffentlichte Erzählung von Nikolai Leskow „ausgebuddelt“, in der sich der bekannte russische Schriftsteller mit dem „edelmütigen Ingenieur“ und seinen idealistischen Kameraden von der Kadettenschule für Bauingenieure auseinandersetzt. Er stützt sich dabei nach eigenen Aussagen auf das Zeugnis von Zeitgenossen – es handelt sich also um eine realitätsnahe Wiedergabe der Gegebenheiten jener Zeit, die den heiligen Ignatij und seine Mitstreiter veranlassten, der Festungsbaukunst und dem Militär überhaupt den Rücken zu kehren. Wirklich geändert hat sich seitdem wenig – als orthodoxer KDV darf man also guten Mutes diesen Heiligen um seinen fürbittenden Beistand anflehen.

Die ersten paar Kapitel finden Sie als Leseprobe auf der Website Ignatij.de. Bei Erwerb aller vier bisher erschienenen Bände gibt es diese Erzählung übrigens gratis dazu.

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