Die reale Macht oder Ohnmacht der dunklen Kräfte hängt einzig vom Grad unserer Einwilligung ab.

Ein Text aus „Über die Wahrnehmung der Geistwesen“, hier in der Übersetzung von Erzpriester Mihail Rahr, Russisch-orthodoxe Kirche, Weimar

„Womöglich wird der eine oder andere aufgrund der Leidensgeschichte von Hiob entgegnen: Wie konnte der Teufel, der es auf diesen gerechten Mann abgesehen hatte, all das anrichten: ihm sein Vermögen nehmen, seine Kinder umbringen und ihn selbst mit übelriechendem Aussatz beschlagen?

So soll der Fragesteller wissen, dass dies nicht durch die Macht des Teufels geschehen war, sondern durch die Macht Gottes, Der Hiob dem Teufel überantwortet hatte. Der Teufel bat ja gerade deshalb darum, dies alles tun zu dürfen, weil er von sich aus nichts machen konnte.

Dieses Geschehen bietet den Anlass für noch größere Verachtung des Widersachers, da dieser es zwar begehrte, aber selbst nicht dazu imstande war auch nur einem gerechten Menschen etwas anzutun. Denn wäre er dazu in der Lage gewesen, hätte er ja bestimmt nicht darum bitten müssen. Doch so bat er darum, und das nicht nur ein Mal, sondern gleich zwei Mal, was seine Schwäche und Machtlosigkeit noch mehr verdeutlicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er dem Hiob vorher nichts anhaben konnte und ohne Gottes Einwilligung dazu auch seine Herden nicht anrühren konnte.

Nicht einmal über die Schweine hatte er auch nur die geringste Macht, denn, wie im Evangelium geschrieben steht, baten die Dämonen den Herrn ja darum: Lass uns in die Herde der Säue fahren (Mt 8,31). Wenn sie also keine Macht über Schweine haben, dann umso weniger über Menschen, die im Abbild Gottes erschaffen sind.

Wir sollen Gott allein fürchten. Dämonen sollen wir verachten und überhaupt keine Angst vor ihnen haben.

Je heftiger sie uns bedrängen, desto mehr sollen wir dem Weg der Askese anhängen. Großartige Waffen gegen sie sind ein lauterer Lebenswandel und der Glaube an Gott. Es besteht kein Zweifel, dass sie Fasten, Wachen, Gebete, Sanftmut, Reinheit des Herzens, Verachtung von Reichtum und Eitelkeit, Demut, Liebe zu den Armen, Gnade, Güte, vor allem aber Frömmigkeit in Christus1) am meisten fürchten, nämlich dann, wenn sie diese Tugenden in den christlichen Asketen sehen. Deshalb fürchten sie sich sehr davor, in Grund und Boden zertreten zu werden, denn sie kennen die Gnade, die der Erlöser den Gläubigen gegen sie verliehen hat. Seht, Ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes (Lk 10,19)“.

1) Unter Frömmigkeit in Christus versteht man die konsequente Auslegung der Orthodoxie, verbunden mit einem Leben streng nach den Geboten des Evangeliums.

Zum Weiterlesen

Der heilige Ignatij

Den gesamten Text „Über die Wahrnehmung der Geistwesen mit den Sinnen und mit dem Geist“ finden Sie in
Band 2 der Edition Ausgewählte Werke des hl. Ignatij, S. 93-175

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