Nun stand dieses Idealbild stets der verweigerten Mitarbeit gegenüber. Bei Hermas finden sich ausführliche Darstellungen zu den Folgen:
Hermas Buch I – III-II 4-5, 7-9
4. Sie sprach zu mir: „Da, siehst du nicht, wie dir gegenüber ein großer Turm über den Wassern aus prächtigen Quadersteinen erbaut wird?“ 5. Im Viereck aber wurde der Turm aufgeführt von den sechs Jünglingen, die mit ihr gekommen waren; aber außerdem trugen unzählige Männer Steine herbei, die einen aus der Meerestiefe, die anderen von der Erde, und übergaben sie den sechs Jünglingen; diese nahmen sie in Empfang und setzten sie in den Bau.
7. Von den anderen Steinen, die sie von der trockenen Erde holten, warfen sie einen Teil weg, den anderen fügten sie ein in den Bau; wieder andere schlugen sie zusammen und warfen sie weit weg vom Turme. 8. Und wieder andere Steine lagen in großer Zahl rings um den Turm, aber sie verwendeten sie nicht für den Bau; einige von ihnen hatten Flecken, andere hatten Risse, andere waren verstümmelt, andere waren glänzend und abgerundet, so daß sie in den Bau nicht paßten. 9. Auch sah ich, wie einige Steine weit vom Turme weggeschleudert auf den Weg fielen, aber in demWege nicht liegen blieben, sondern weiter rollten vom Weg auf unwegsamen Boden; andere sah ich ins Feuer fallen und verbrennen; endlich sah ich, wie einige nahe am Wasser niederfielen, wie sie aber nicht ins Wasser weiterrollen konnten, obwohl sie weiter springen und ins Wasser fallen wollten.
Wer nicht ordentlich mitmacht, kommt gar nicht erst in den Turm der Kirche hinein oder fliegt raus.
In der wirklichen Welt müssen sich schon die Apostel mit allerlei Spaltungen herumschlagen:
Erste Form: Parteibildungen um „Führungsfiguren“ (Apollos vs Paulus)
1 Kor 3,3ff
3 denn ihr seid immer noch irdisch eingestellt. Oder seid ihr nicht irdisch eingestellt, handelt ihr nicht sehrmenschlich, wenn Eifersucht und Streit unter euch herrschen?
4 Denn wenn einer sagt: Ich halte zu Paulus!, ein anderer: Ich zu Apollos!, urteilt ihr da nicht zu menschlich?
5 Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Diener, durch die ihr zum Glauben gekommen seid, und jeder, wie der Herr es ihm gegeben hat:
6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.
7 So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt.
Zweite Form: Krach zwischen verschiedenen Ethnien bei der Versorgung mit Lebensmitteln
Apg. 6, 1
In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden.
und die Entfremdung zwischen Armen und Reichen, die das solidarische Miteinander bei den gemeinsamen Mahlzeiten zerstört
1. Kor 11,20-22
20 Wenn ihr euch versammelt, ist das kein Essen des Herrenmahls;
21 denn jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg und dann hungert der eine, während der andere betrunken ist.
22 Könnt ihr denn nicht zu Hause essen und trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes? Wollt ihr jene demütigen, die nichts haben? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Fall kann ich euch nicht loben.
Dritte Form: Andere Differenzen
Diese erwachsen aus mangelndem Respekt gegenüber den Hirten…
1. Kor 4,18-21
18 In der Annahme, dass ich nicht selber zu euch komme, haben sich einige wichtig gemacht.
19 Ich werde aber bald zu euch kommen, wenn der Herr will. Dann werde ich diese Wichtigtuer nicht auf ihre Worte prüfen, sondern auf ihre Kraft.
20 Denn nicht in Worten erweist sich die Herrschaft Gottes, sondern in der Kraft.
21 Was zieht ihr vor: Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder mit Liebe und im Geist der Sanftmut?
(vgl. auch den Anlaß des Clemensbriefs)
… und aus der Weigerung von Gemeinden, den moralischen Lehren von Paulus zu folgen…
Gal 5,18-21
18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.
19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung,
20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen,
21 Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr. Ich sage euch voraus, wie ich es früher vorausgesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.
… und seinen Anweisungen über den Umgang mit Sündern:
1. Kor 5,1-5
1 Allgemein hört man von Unzucht unter euch, und zwar von Unzucht, wie sie nicht einmal unter den Heiden vorkommt, dass nämlich einer mit der Frau seines Vaters lebt.
2 Und da macht ihr euch noch wichtig, statt traurig zu werden und den aus eurer Mitte zu stoßen, der so etwas getan hat.
3 Was mich angeht, so habe ich – leiblich zwar abwesend, geistig aber anwesend – mein Urteil über den, der sich so vergangen hat, schon jetzt gefällt, als ob ich persönlich anwesend wäre:
4 Im Namen Jesu, unseres Herrn, wollen wir uns versammeln, ihr und mein Geist, und zusammen mit der Kraft Jesu, unseres Herrn,
5 diesen Menschen dem Satan übergeben zum Verderben seines Fleisches, damit sein Geist am Tag des Herrn gerettet wird.
Und dann gibt es das ewige Problem mit dem Geiz bei Sammlungen.
Vierte Form: Häresien und Schismen:
1. Kor 1,10
Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch; seid vielmehr eines Sinnes und einer Meinung!
Hier betreffen die Spaltungen unterschiedliche Rede- und Denkweisen …
Gal 1,6-7
6 Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.
7 Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen.
…die Verkehrung des Evangeliums …
1. Kor 15,12-14
12 Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht?
13 Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden.
14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.
…die Leugnung wesentlicher Glaubenssätze, wie der Auferstehung (was den Glauben vergeblich werden läßt) …
Tit 1,10ff
10 Denn es gibt viele Ungehorsame, Schwätzer und die sich nicht fügen wollen, besonders die aus der Beschneidung.
11 Ihnen muss man den Mund stopfen, denn aus übler Gewinnsucht zerstören sie ganze Familien mit ihren falschen Lehren.
12 Einer von ihnen hat als ihr eigener Prophet gesagt: Kreter sind immer Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche.
13 Unser Zeugnis ist wahr. Darum weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund werden
14 und sich nicht mehr an jüdische Fabeleien halten und an Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden!
…judaisierende Lehren, die die Wahrheit verdrehen.
(Das erinnert schmerzlich an den heute verbreiteten Welt-Ethos-Glauben.)
Genau genommen geht es bei alledem
– einerseits um Spaltungen als Übel, die die erwünschte Eintracht zerstören,
– andererseits um fehlgeleitete Eintracht unter Sündern,
– drittens um die fehlende Bereitschaft, sowohl gegen üble Spaltungen als auch gegen schlechte Eintracht Stellung zu beziehen.
Solch fehlende Bereitschaft hat, wie die Geschichte der Kirche immer wieder zeigt, ganze Hierarchie-Verbände an faule Arrangements gewöhnt. Das Erscheinen eines wahrhaft kirchlichen, auf Christus hin lebenden Priesters (wie z.B. des Heiligen Nektarius von Aegina) wurde zur Quelle von Zwietracht. Gerade diejenigen, die die Einheit mit Christus leben, werden sogar innerhalb der Kirche als „spaltend“ erlebt.
Heute – unter der Herrschaft ökumenistischer Fehl-Vereinigungsversuche – finden sich solche Versuchungen dort, wo um einer möglichst konfliktfreien Anpassung an in der Umwelt geltende Normen willen das Zeugnis für Christus und Seinen zur Rettung der Menschheit geoffenbarten Lebensweg verfälscht und verwässert wird.
Und warum all diese Übel? …