In den letzten 25 Jahren ist eine Flut von Erziehungsratgebern auf den Buchmarkt geschwemmt worden. Manche hätte man besser nicht gelesen, manche wären besser gar nicht geschrieben worden. Es gibt auch gute – ohne Frage.
Doch für diese Veröffentlichung auf dem deutschen Buchmarkt sollten wir als orthodoxe Christen dankbar sein.
Es vereinigt in sich alles, was wir uns als christliche Eltern über Erziehung anlesen können:
Gesunden Menschenverstand, Beherztheit, psychologisches Werkzeug, ein christliches Verständnis des Menschen und zu guter Letzt ein Literaturverzeichnis als Goldgrube.
Philip Mamalakis hat getan, worauf wir schon längst hätten kommen sollen:
Er hat zusammengetragen, was das Evangelium und die Heiligen Väter zur Erziehung zu sagen haben. Er zitiert die Heiligen Johannes Chrysostomos, Clemens von Alexandria, Johannes Klimakos, Porphyrios, Seraphim von Sarow, Theophan den Klausner, etc. und dazu viele kluge Menschen christlicher Prägung, deren Einsichten er mit einer am christlichen Weltbild orientierten Psychologie kombiniert.
Dabei ist ein in sechs Kapiteln aufgeteiltes Werk herausgekommen, das uns schrittweise zu unserer Aufgabe als Eltern führt – nämlich unsere Kinder zu einem Leben in Christus zu erziehen.
Der Autor macht Mut, uns nicht auf kurzfristige Ziele und unterwürfigen Gehorsam zu fixieren, sondern in all unserem Handeln das langfristig Wichtige vor Augen zu haben. Unsere Kinder sollen sich zu tugendhaften, fleißigen, freundlichen, Gott liebenden Menschen entwickeln. Das braucht Zeit, Geduld, viel Konsequenz, viel Liebe und viel Gebet.
Was sind die Tugenden des Himmelreichs? fragt der Autor und antwortet auch prompt: Die Seligpreisungen! Solche Tugenden eigenen wir uns nicht über Nacht an, sie müssen beständig gepflegt werden, nicht nur in unseren Kindern, sondern auch in uns selbst. Wir sind Vorbilder. Wie gehen wir mit anderen Menschen um? Wie nutzen wir unsere Sprache? Ist sie positiv oder negativ betont? Lehren wir unsere Kinder das Evangelium als die Frohe Botschaft oder machen wir daraus einen erdrückenden Regelkatalog, eine untragbare Bürde, der sie sich entziehen, sobald sie können?
Sind wir konsequent und geduldig? Vertrauen wir aus unserem Gebet heraus genug auf Gottes Führung, Der aus unseren Kindern SEINE Kinder machen will? Sind wir beherrscht und klar in unserem Handeln, wenn wir erziehen? Können wir unsere Wut kontrollieren und liebevoll, sachlich, aber konsequent gegenüber unseren Kindern sein, wenn sie uns herausfordern?
Philip Mamalakis stellt viele Fragen, liefert aber auch die Antworten. Er ermutigt uns zur Demut, Fehler eingestehen zu können und immer wieder an uns selbst zu arbeiten, neu anzufangen – mit Gottes Hilfe!
Er weiß, wovon er schreibt:
Mamalakis ist Familienvater und hat sieben Kinder. Er ist Assistenzprofessor für Seelsorge an der Holy Cross Greek Orthodox School of Theology, selbständiger Coach und Seelsorger in Boston, USA.
Katharina Fernbach
Philip Mamalakis: Große Ziele, kleine Schritte. Überraschende Erziehungsperspektiven aus den Quellen der christlichen Tradition.
332 Seiten︱Paperback︱19,90 Euro
Ich habe dieses Buch vor ein paar Jahren auf Englisch gelesen und bin absolut begeistert. Es ist meiner Meinung nach der einzige Erziehungsratgeber, den man braucht. Ich habe mir vorgenommen, es irgendwann zu übersetzen und bin froh, dass mir jemand zuvor gekommen ist!