Ein Podcast von Vr. Seraphim Aldea, Mull Monastery of All Celtic Saints

Not all crosses are Christian Crosses – Nicht alle Kreuze sind christliche Kreuze (Video in Englisch)

Das fühlt sich befremdlich an. Es fühlt sich sehr sonderbar an: eigentlich wäre ich jetzt bei Ihnen, in Ihren Gemeinden, um auf Ihre Fragen zu antworten, um Rüstzeiten anzubieten und mit Ihnen zu sprechen. Da ich dies aber nicht kann, tue ich eben das hier. Ich nehme einfach die Fragen, die Sie mir geschickt haben und will versuchen, so oft ich kann, ein paar Minuten zu Ihnen zu sprechen.

Ich habe viele E-Mails bekommen, in denen ich immer wieder gefragt werde, ob Gott uns das antut, oder ob uns das unserer Sünden wegen geschieht, und ob wir es verdienen, und ob wir es als Gelegenheit nutzen sollten, unsere Sünden oder was wir sonst falsch gemacht haben zu bereuen. Und die Antwort auf diese letzte Frage ist selbstverständlich: JA!

Wir sollten jede Gelegenheit welcher Art auch immer nutzen, um in jedem Augenblick zu bereuen; Um zu bereuen und um wenigstens ein kleines bisschen besser zu sein als gestern ein bisschen freundlicher, ein bisschen sanfter und liebevoller – jede Gelegenheit, nicht nur diese Krise! Und nicht nur dies leidige Virus, das die Welt quält! Es gibt nur ein klares JA auf diese Frage.

Aber es gibt ein ganz entschiedenes NEIN!!! Ein Nein, so groß wie der größte Berg,  auf die Frage, ob Gott uns das antut –  aus welchem Grund auch immer: etwa um uns eine Gelegenheit zur Reue zu bieten oder uns von unseren Sünden zu reinigen. Gott verursacht NIE etwas Böses! Gott will nicht, dass wir leiden. Gott geht in den Tod, damit wir nicht leiden müssen. Gott begibt sich selbst an einen Ort des Leidens, damit wir nicht leiden.

Welche Eltern würden es zulassen, dass ihre Kinder leiden, oder würden eine Krankheit über die Kinder bringen?! Etwas, das ihnen bis hin zum Tod schaden könnte, nur damit sie eine Lektion lernen. Und wenn Sie und ich, die wir menschliche Eltern sind, die wir Schwächen und Sünde fühlen, nicht einmal im Traum an so etwas denken, wie können wir die Dreistigkeit haben anzunehmen, dass Gott so denkt. Von Gott kommt NIEMALS Schlechtes. Nichts Böses kommt von Ihm, der die Liebe ist.

 Dies geschieht, weil wir es der Welt angetan haben. Dies geschieht aufgrund dessen, was wir unserer Umwelt angetan haben. Es geschieht auf Grund dessen, was wir der Welt, in der wir leben, angetan haben, auf Grund des Schadens, den wir ihr zugefügt haben. Denn verletzen wir die Welt, verletzen wir uns selbst. Es ist unser Tun, nicht Gottes!!! Und es ist äußerst wichtig, das wir das verstehen, damit wir nicht noch einen Fehler begehen und nicht tatsächlich eine wirkliche Sünde auf uns laden, indem wir Gott für etwas verantwortlich machen, was wir selbst getan haben.

Also, was tun? Erkennen wir die Tatsache an, dass Gott so etwas zulässt. Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Aber da Er es zulässt, müssen wir darauf vertrauen, dass sich etwas Gutes dahinter verbirgt oder dass etwas Gutes daraus entstehen kann. Und das erste, was mir dabei in den Sinn kommt, vielleicht, weil wir gerade den Sonntag der Kreuzverehrung gefeiert haben, ist, dass dies eine Möglichkeit für uns ist, die Bedeutung des Kreuzes wieder neu zu entdecken. Vielleicht sollte ich in Zukunft noch mehr darüber sprechen, aber kurz gesagt, wir treiben mit diesem Wort viel Missbrauch! Wir sagen immer wieder: „Oh, das ist mein Kreuz! Ich habe einen schlechten Ehemann oder eine schwierige Frau oder einem meiner Kinder geht’s schlecht oder es hat irgendeine Krankheit, oder wir sind arm. Oder Gott weiß was noch. Und das ist mein Kreuz!“

Keltisches Kreuz

Es ist ein Kreuz. Ja, es ist ein Kreuz. Und in diesem Sinne hat jeder Mensch ein Kreuz, das er zu tragen hat: die Christen wie die Heiden, die Gläubigen wie die Ungläubigen, tugendhafte Menschen wie sündige Menschen. Jeder einzelne Mensch hat ein Kreuz, in diesem Verständnis des Wortes. Wir alle haben mit etwas zu kämpfen.

Aber das ist ein menschliches Kreuz, es ist noch kein Kreuz im christlichen Verständnis.

Was das ist, das Kreuz Christi, das zeigt uns Christus selbst. Wir alle tragen solche menschlichen Kreuze, sie sind sozusagen Werkzeuge, damit wir lernen zu lieben, damit wir lernen zu vergeben, damit wir lernen, uns von unserer eigenen Sündhaftigkeit loszusagen und uns Gott selbst zu nähern.

Das Kreuz Christi ist hingegen völlig ungerechtfertigt, weil Er keine eigenen Sünden hat, weil Er kein Mittel, kein Werkzeug braucht, um zu lernen, wie man liebt. Er selbst ist die Liebe.

Er muss nicht lernen zu vergeben – Er ist die Quelle aller Vergebung, für einen jeden und für alles, seit dem Anbeginn der Welt bis zu ihrem Ende. Es gibt nichts, was er hätte lernen müssen, es gibt nichts, was Er hätte bereuen müssen. Es gibt nichts, wovon er hätte sich reinigen müssen, und dennoch nahm Er dieses Kreuz auf sich und trug es und ließ es zu, dass dieses Kreuz Ihn für uns tötete.

Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen unserem menschlichen, unserem gefallenen menschlichen Kreuz, denn wir tragen es um unsertwillen, damit wir durch es lernen, durch es gereinigt und durch es gerettet werden. Es gibt einen Unterschied zwischen diesem Kreuz und dem christlichen, dem christushaften Kreuz, das darin besteht, das Kreuz eines anderen zu tragen, die Last seiner Sünden zu tragen. Alles machen Sie richtig, alles versuchen Sie, um sich von der Sünde fernzuhalten, und dennoch wird Ihr Kreuz schwerer und schwerer und lastet mehr und mehr auf Ihren Schultern.

Das ist der Moment, in dem des Menschen Kreuz ein Christuskreuz  wird.

Verzweifeln Sie nicht, wenn das geschieht! Lernen Sie noch mehr zu lieben, lernen Sie noch mehr Geduld zu haben, lernen Sie noch mehr zu vergeben und denken Sie daran – 

je ungerechter, je unlogischer in unserem menschlichen Verständnis dieses Kreuz ist, um so mehr beginnt es, dem Kreuz Christi ähnlich zu werden.

Beten Sie für die Welt, beten Sie für diejenigen, für die niemand betet, beten Sie für diejenigen, die nicht ans Beten glauben. Nehmen das Kreuz jener, die ihr Kreuz selbst nicht zu tragen vermögen, auf Ihre Schultern.

Dann wird Ihr Kreuz aufhören, einfach nur Menschen-Kreuz zu sein, sondern dem Kreuz Christi immer ähnlicher werden. Es wird ein Christus-Kreuz sein.

Ich bete für Sie, wir alle beten für Sie, wir haben heute früh eine Liturgie gefeiert und wir sind uns dessen bewusst, dass viele von Ihnen nicht in die Kirche gehen konnten, die Kommunion empfangen und feiern, aber wir können das. Und wenn wir es können, heißt das, dass Sie auch mitgefeiert haben, weil wir eins sind in Christus. Jetzt ist die Zeit, um die Tiefe dessen, was das bedeutet, neu zu entdecken. Solange es irgendwo auf der Welt auch nur einen Ort gibt, an dem die Göttliche Liturgie noch gefeiert wird. Solange IRGENDWO auf der Welt noch Leib und Blut Christi, die heiligen Gaben, dargebracht werden, geschieht dies für ALLE Menschen. Wir sind eins in Ihm.

Gehen Sie in die Welt und tun Sie etwas Freundliches. Schreiben Sie jemandem, der einsam ist, eine E-Mail. Rufen Sie jemanden an. Schreiben Sie einen Brief. Tun Sie etwas Freundliches. Tun Sie etwas Liebevolles. Und beten Sie für uns. Im Augenblick müssen wir ein bisschen in mancherlei Hinsicht kämpfen, vielleicht erzähle ich Ihnen morgen oder übermorgen etwas mehr darüber.

Möge Gott Sie segnen und möge er auch uns durch Ihre Gebete segnen.

Wir überstehen dies gewiss und wir werden einander und Christus um so vieles mehr lieben und das kann nur ein Segen sein! Amen!

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