Daudet, Alphonse

Alphonse Daudet war ein französischer Schriftsteller, der sich zunächst als Lyriker und dann als Dramatiker und vor allem Erzähler betätigte. Zu Lebzeiten mit fast seinem gesamten Schaffen erfolgreich, ist er heute noch eine feste Größe in der französischen Literaturgeschichte. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint (GK = für größere Kinder, JG = Jugendliche):

Unbedingt mehr von ihm lesen.

Pariser Heirat 1874 (Fromont jun. & Risler sen.)

Erster Großerfolg Daudets. Pariser Sittengemälde.

Die Übersetzung ist vielleicht ein Problem. Der Stil ist zu dick aufgetragen. Alles wird pastos überklar gemacht. Also große Kunst ist das nicht.

Aber ein sehr fesselndes Buch über eine sehr böse Frau Sidonie (und ihren bösen Schwiegervater), über schwache Männer, sei es aus Leidenschaft, sei es aus übergroßem Anstand, so daß die Böse alle ruinieren kann und die kostbarsten Menschen nachher tot sind.

Es gibt diese Lichtgestalten, die lahme Desiree und die gute junge Mutter. Und Risler, der kein Böses sich denken kann und so alles ins Unglück laufen läßt. Und die Böse endet als Schmierenkünstlerin sehr fidel. Und natürlich Kassierer Planus und seine Schwester, brave Leut. Und den jungen Risler, der zu schwach ist, um Sidonie zu widerstehen und somit letztlich ihren Mann, seinen großen väterlichen Bruder, in den Selbstmord treibt.

Interessanterweise sind die Rislers Schweizer. Auch wenn der jüngere Franz schwach wird.

Es ist auch ein Buch über die Zeit nach der Revolution und der beginnenden Industrialisierung, wo Bauern die alten Schlösser kaufen und das Bürgertum den Luxus des entfernten Adels sich aneignet. Und ein Buch über Paris die große Hure.

Das Böse siegt. Aaaaber: Klara wird irgendwann ihrem Mann verzeihen und ihre Familie retten.

Das positive: es ist ein absolut unfehlbar moralisches Buch. Insofern gut für Herzensbildung. Wenn auch bißchen dick aufgetragen. Aber Achtung: keine Selbstmorde vor 20 lesen lassen.

Tartarin von Tarascon

Umwerfend lustig in einer südfranzösischen Art. Also alles dick aufgetragen, aber mit feiner Wahrheit die Liebe zum Lügen aus Begeisterung. Eine Art modernisierter und viel verdaulicherer Don Quichote und Sancho Pansa. Ich glaube, man kann das Kindern mit 12 geben und vorlesen, sie lernen trotz aller dummer Witze viel über das alte Europa. Auch die beiden anderen Teile über den Rigi und die Schweiz und über Neu-Tarasconien sind fabelhaft. Einziger Mangel: diese mythische Taraskonia-Figur wird aus dem Ärmel geschüttelt, um den Abfall der Taraskoner von ihrem Gouverneur zu motivieren. Das ist over-determined. Am Ende haben wir einen erwachsen gewordenen Tartarin und nicht mehr übertreibende Tarasconeser. Beides recht langweilig. Es ist wie die Geschichte eines Erwachsen-Werdens, und insofern für Jugendliche prima.

Man sollte mal mit Kellers Seldwyla vergleichen: beides sind Städte, die Lebensformen beschreiben, in die die Helden eingeschrieben werden. Interessant wie weit die Idiotie, aber auch die Resilienz dieser Lebensformen erklärt werden. Auch sollte man diesen Tartarin auf die Rolle der Imagination hin abklopfen, die ja von den Engländern für grundlegend erklärt wird. Also englische Philosophie an diesem französischen Ulkroman prüfen. Und natürlich auch die enthaltene Kritik am Romantizismus: wie verhält sich nun dessen Kult der Einbildungskraft gegenüber der bei Daudet? Nu klar, bei den Engländern und Daudet haben wir eine ganz psychologisierte Vision der Imagination, während sie bei Bettine zwar nie so genannt wird, sondern sich hinter „Geist“ verbirgt, aber einen Seinsgrund für das poetische Dasein darstellt.

GK

4 Erzählungen aus Französische Lesehefte

https://portal.dnb.de/bookviewer/view/1027811280#page/n1/mode/1up

Das ist einfach große Literatur

Un soir de la premiere

Dichter flieht, während sein Werk dem Volk zum Fraß vorgeworfen wird. Glänzend.

JG

Les Vieux

Er muß für seinen Freund dessen Großeltern besuchen, die von Waisenkindern betreut werden und ihn verwöhnen, während er ihnen den Enkel erzählt. Wunderbar human und schön.

JG+

Info

Erscheinungsjahr1858-1897
AutorDaudet, Alphonse

Kommentare

Kommentar zu: Daudet, Alphonse.

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