(1846-1881)
Fjodor Michailowitsch Dostojewski gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Seine schriftstellerische Laufbahn begann 1844; die Hauptwerke, darunter Schuld und Sühne, Der Idiot, Die Dämonen und Die Brüder Karamasow, entstanden in den 1860er und 1870er Jahren. Wikipedia
Meinung
Cornelia meint über den Autor:
Material unter http://www.dostojewski.eu/02_WERK/Werk_Zentral.html
Je mehr ich drüber nachdenke, umso mehr bleibt mir bei ihm als wertvoll nur Aljoscha, der die Menschen für Gott gewinnt, indem er sie nur liebt und vom Himmelreich her ihr Potential sieht. Keine Kritik, kein Urteilen, nur die chancen. Das ist wunderbar und für mich großes Vorbild.
Er ist ein Erforscher der menschlichen Seele. Okay. Und ein Gottsucher, der aber immer dem Zweifel die Oberhand ließ. Seltsam. Anders als unsere Romantiker im Westen ist sein Blick auf den Gegensatz von idealem Anspruch einer humanen Kultur und egoistischer Boshaftigkeit die unter der dünnen Decke ihr Spiel treibt, durch eine vergleichsweise größere Fallhöhe bestimmt: Das Ideal humaner Kultur, das seine Gesellschaft noch hatte, war so verfeinert durch die orthodoxe Tradition, daß ich damit nichts und niemand messen konnte außerhalb von Russland. Wobei allerdings diese Christlichkeit auch etwas anämisch Übertriebenes hatte. Es fehlte der gesunde Menschenverstand, der den Hl. Siluan bewegte, dann auch mal einfach Tee zu trinken. So hat man die Idealisten mit maßloser Überforderung sehr leicht an den Klippen der Realität übers Knie gebrochen lassen.
Aber er spricht halt zu so einer bürgerlich-aristokratischen Gesellschaft, die diesen hohen Anspruch erhebt. Eine solche Gesellschaft gibt es nicht mehr, und so ist viel von der Entlarvung, die er anbringt, nicht mehr interessant. Und dann ist der Blick aufs Böse auch oft pathologisch. Man muß da schon genau hingucken.
Das Thema „er hätte gut werden können, aber man ließ ihn nicht“ kommt sehr stark auch bei Björnson auf. Hat der Dostojewski gelesen?
Dostojewski ist ein Zerrissener. In allem ist er geteilt. Insofern ein typischer moderner Mensch. Warum soll man sich das zumuten, wenn man als orthodoxer Christ doch nach Einheit auf dem einen wahren Weg sucht? Vielleicht, weil er uns einen Spiegel vorhält. An seinen Miesepetern erkennen wir unsere eigene Zerrissenheit und unseren Mangel an Einheit.
Längere Rezensionen zu Werken Dostojewskis finden Sie bei dem jeweiligen Buch, einige kürzere nachfolgend:
Das Krokodil 1865
Nuja. Eine Satire auf das russische Beamtentum, die neuen westlichen Wirtschaftsprinzipien und die Kälte der Menschen, auch des gefressenen Opfers. Nicht erhebend.
Der Spieler 1866
Naja, schon gut, um die Gefahren der Sucht zu erkennen. Erst am Ende merkt man ja, daß dieser Erzähler schon vorher krank war. Aber diese Paulina war auch allzu ekelhaft unverantwortlich ihm gegenüber, – und das, wo sie ihn doch liebte. Sie hat mitgeholfen ihn zu zerstören, – aber vielleicht war er immer schon hin. Schwierig.
Übrigens gibt es paar sehr witzige Szenen, wenn die Großmutter, auf deren Tod alles wartet, quietschlebendig angereist kommt.
JG-
Der Ewige Gatte 1870
Wahnsinnig spannend und bewegend und alle das, aber es handelt doch nur von zwei mehr oder weniger bösen Menschen, die irgendwie schon auch bemitleidenswert sind und in die man sich einfühlen kann, die aber Vorbildmäßig keinerlei Mehrwert bringen. Warum soll man sich sowas antun – einfach nur, um unterhalten zu werden? Nein, das lohnt nicht.
Bobok 1873
Auf einem Friedhof haben die Verstorbenen noch 40 Tage Zeit, um zu bereuen. Stattdessen vertrödeln sie diese letzte Chance mit derselben Gewissenlosigkeit, die sie ihr Leben vertrödeln ließ. Grausig und sehr eindrucksvoll. Ganz orthodox. Nur für Jugendliche nicht so doll, weil der Höhepunkt der Sündhaftigkeit immer im Appetit alter Männer auf kleine Mädchen liegt. Das ist für junge Leute nicht recht nachvollziehbar (hoffentlich).
OR
Info
Erscheinungsjahr | 19. Jh., 2. Hälfte |
Autor | Dostojewski, Fjodor |
Kommentar zu: Dostojewski, Fjodor (1821-1881).