
(1880 | 1150 S.)
Die Brüder Karamasow, in manchen Ausgaben auch Karamasoff, ist der letzte Roman des russischen Schriftstellers Fjodor M. Dostojewski, geschrieben in den Jahren 1878–1880. Wikipedia
Meinung
Cornelia meint:
Natürlich ist das ein Kosmos. Dennoch war mir der erste Band, mit Sossima als Mittelpunkt, lieber als der zweite. Ich finde besonders gut die Umstrittenheit von Sossima, die so deutlich macht, wie alles Heilige hier auf der Erde immer bekämpft wird. Die Botschaft, allen nur mit Liebe und Barmherzigkeit zu begegnen, in allen alles zu entschuldigen, sie alle von der Anlage zur Heiligkeit schon zu sehen, – das ist für mich eine gute Mahnung. Um mehr Alexej-Sein muß ich mich bemühen.
Schwierigkeiten habe ich mit den Frauen, die offenbar nur dann sich geliebt fühlen, wenn sie gequält werden. Brrr. Da täte tätige Nächstenliebe, wie von Sossima empfohlen, herzlich not. Furchtbar ist auch Iwan, den unser Priester so sehr liebt, weil er „was im Kopf hat“, – was ihn aber nur dem Teufel in die Hände spielt. Alexej wird gezeigt, wie er den Hochmut in der Welt im Jungen Kolja besiegt, während Iwan aufgrund seines Hochmuts dem Teufel in die Hände fällt. Ich finde auch diese Theodizee Problematik bei Iwan blöd, diese Sentimentalität daß die Träne eines Kindes alles Gute aufwiegt. Klar, da gibt es ein großes Mitleid, und das ist das Schöne bei Iwan, aber es fehlt halt die Demut, auch angesichts des Leides anderer. Dann würde man nämlich sehen, wo man eingreifen muß. Keiner hat je gemerkt, daß diese Teufel Smerdjakov eigentlich auch ein Kind Gottes ist. War auch schwierig
Zu schwierig finde ich die verschiedenen Erörterungen über Staat und Kirche. Diese anfänglichen Diskussionen werden immerhin am Ende in der Gerichtsverhandlung wieder aufgenommen, und da wird Dimitrij halt verurteilt, aber die Kirche in Gestalt von Alexej erbarmt sich und kennt die Wahrheit und sorgt für Flucht. Aber diese sonstigen Gottesreich-Fantasien sind alle zu schräg. Man muß kleinere Brötchen backen im Hier und jetzt.
Beunruhigend für heute ist mir: Die Welt, gegen die D. schrieb, war eine Welt der ritualisierten Kirche. Darum wird das Evangelium ganz auf die Liebe und Barmherzigkeit gesetzt. Das mit dem Allvergeben ist mir heute zu protestantisch. Genau das würden alle Protestanten unterschreiben. Es fehlt völlig die Eucharistie, – nur im Kloster gibt es das von Ferne.
Es fehlt völlig die Kirche, und das entspricht dem, was der Bekenner Hilarion Troitzky über seine Zeit schreibt: demands love from them all.
There is a direct influence of Protestantism in our contemporary Russian society. All of our Russian rationalistic sectarianism has its ideological roots in Protestantism, from which it descends directly. After all, where do all the sectarian missionaries come from if not from the Protestant countries? All the points of discord between these sectarians and the Orthodox Church come from the denial of the Church in the name of an imaginary „Evangelical Christianity.“
JG-
Info
Erscheinungsjahr | 19. Jh., 2. Hälfte |
Seiten | > 600 |
Autor | Dostojewski, Fjodor |
Kommentar zu: Dostojewski, Fjodor – Brüder Karamasow.