
(1961 | 100 S.)
Meinung
Cornelia meint:
Die Physiker
Weihnachtsgeschenk für Verschwörungstheoretiker. Natürlich ist das Thema ernst: Die Wissenschaft, die dem Fortschritt dienen sollte, ist jetzt so weit, daß sie die Menschheit vernichten kann und wird. Und es ist respektabel, hierzu eine moralische Verpflichtung auszudenken, wonach Physiker, die das erkannt haben, lieber als Märtyrer ihres Wissens den Verrückten spielen sollten als schuldig zu werden am Tod der Menschheit. Auch wenn dabei eine liebende Krankenschwester erdrosselt werden muß. Daß dann aber diverse sets von Geheimdienstagenten auf diesen Märtyrer angesetzt werden, und hierzu einerseits selbst Patienten spielen, andererseits sich als Pfleger einsetzen lassen, was alles vom bucklichten Fräulein Chefärztin eingebrockt ist, die die Kollateralschäden zweier weiterer erdrosselter Krankenschwestern in Kauf nimmt, – das ist sicher drollig auf der Bühne und für Schultheater prima training-Stoff. Aber inzwischen sind solche Phantasien ins Reich der Videos und Spiele abgeglitten. Für klare Köpfe bleibt die Einsicht, daß die Menschheit eher langsam zugrunde geht, und daß es hauptsächlich darauf ankommt, sich in ihr einzurichten und das Beste draus zu machen.
Aber solche Gelassenheit ist nur denen zugänglich, die eigentlich auf das Wiederkommen Christi warten und sich von der Vorbereitung auf dieses Ereignis nicht ablenken lassen wollen.
Man kann das Buch mit Jugendlichen besprechen, dann dient es vielleicht zur Immunisierung gegen Weltuntergangshysterie. Und mal nett zur Unterhaltung, okay.
Der Auftrag
Tiefsinnige Sache über ein Beobachten, das zugleich ein Totschießen ist. Am Ende will die Frau, die innerlich von Neugier und von gleichgültigem sich Treibenlassenwollen getrieben wird, an das Vergewaltigtwerdenwollen und Ermordetwerdewollen herangeführt, woselbst sie sich irgendwie findet. Also schon ziemlich existentiell-like. und schräg.
Der Richter und sein Henker
Habe das Buch mit Vergnügen gelesen, weil es entspannend ist. Mit der Logik bin ich nicht ganz zurechtgekommen, weil ich nie die Geographie klargekriegt habe. Anfangs war ich hoch beeindruckt, daß da bei einem Unterhaltungsroman (Krimi) auch noch was Existentielles dabei ist. Aber bei späterem Nachdenken ist mir klargeworden, daß es sich nur um hochkulturell aufwertende Schokostreusel handelt. Also nix an wirklichem Gedankenfutter. Klar, die Figur des Bärlauch als Kommissar ist berührend, und das Schweizerische informativ. Aber zum besonderen Empfehlen ist das nix.
Info
| Erscheinungsjahr | 20. Jh., 2. Hälfte |
| Seiten | < 100 |
| Autor | Dürrenmatt, Friedrich |

Kommentar zu: Dürrenmatt – Die Physiker (u.a.).