
Meinung
Cornelia meint:
Zwei Fremde im Zug. Die Unverbindlichkeit des Treffens plus Sympathie schaffen Vertrauen. Der junge wird heiraten, schwimmt im Glück, bekennt nur, dass er, obwohl gläubig, das mit der Reue nie hingekriegt hat. Er hat halt nix zu bereuen (der arme Blinde). Das löst dem anderen die Zunge. Als Arzt beschreibt er eine Handlung, die er nicht bereut, obwohl sie moralisch problematisch und ganz un-ärztlich war: er hat den Tod eines alten Ekels, der alle drei Kinder am ruinieren war, beschleunigt. Keiner weiß was, Kinder glücklich, ihm dankbar für die gute Betreuung. Aber mit dem Erzählen hat er seinen Mitreisenden zum Opfer seiner Beichtlust gemacht, ihn somit sozusagen instrumentalisiert.
So findet der Arzt nach der Pause mit Kaffeetrinken draußen, dass sein Begleiter nicht mehr weiter mit ihm fahren wollte und ein anderes Abteil wählte. Der spürte, dass das Zusammensein mit einem, der eine große Sünde beging, für jenen nicht mehr möglich war.
Beeindruckend. Allerdings fragt man sich, ob der Arzt nicht eher bei der absurden Gehorsamskultur in dieser Familie hätte ansetzen müssen. Vielleicht erlaubten die Machtverhältnisse das aber nicht.
BioE, JG
Info
Erscheinungsjahr | 19. Jh., 2. Hälfte |
Seiten | < 100 |
Autor | Ebner-Eschenbach, Marie von |
Kommentar zu: Ebner-Eschenbach, Marie von – Die Reisegefährten.