Eichendorff, Josef von – Aus dem Leben eines Taugenichts

(1826 | 160 S.) Aus dem Leben eines Taugenichts ist eine Novelle von Joseph von Eichendorff. Sie wurde 1822/23 fertiggestellt und 1826 erstmals veröffentlicht. Das Werk gilt als Höhepunkt musikalischer Prosa und ist beispielhaft für die Spätromantik. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Dies Buch war immer ein Sehnsuchtsort für mich, war die Romantik meiner Träume. Aber jetzt im Alter komme ich schwer rein. Der Kerl taugt wirklich nichts. Und alle, die brav was taugen, werden von ihm zur Groteske karikiert. Und obwohl er in großer Liebe schmachtet, greift er doch nach der Zofe, um ihr eins zu küssen. Kann man heut nicht mehr recht lustig finden. Erst mit der Zeit gewinnt man ihn immer lieber, wie er da so als (schon wieder) tumber Tor durch die Welt spaziert, die wie ein Diorama Verwechslungen und Räubergedäuber aufführt, ihn beinah mal mit dem Messer um die Ecke bringt und von Spionen verfolgt werden läßt, durch falsche Gräfinnen irreführt und am Ende, durch hunderttausend glückliche Fügungen von denen er nichts kapiert, seiner Angebeteten in die Arme führt.

Das ist alles mit köstlichem Humor daherfabuliert und immer hagelt es Gedichte und Geigereien und Possen aller Art. Und natürlich hat das seine Logik, denn so ein frommes einfältiges und dabei dann doch durchaus treues Herz kann der liebe Gott im Himmel unmöglich fallenlassen, und da ihm sonst nicht zu helfen wäre und er sich am allerletzten selbst helfen könnte, müssen halt die Umstände passend arrangiert werden.

Man liest das mit einem frohen Lächeln. Ein Hippie-Leben ohne Drogen und Sex, in reinster Unschuld und Schüchternheit. Nagut.

Aber was bringt das für die Enkel? Zumal ich einen jungen Freund habe, der sich gerad so als romantischen Jüngling imaginiert und sein Leben dabei ganz verfehlt. Ich las, daß es hier ums Lob der Faulheit geht, ums romantische Nirwana. Na, damit soll man mir nicht kommen! Immerhin hält diese Faulheit die Augen offen für die Schönheit der geschöpflichen Welt, die der Junge besingt und lobpreist wie die Vögel im Wald und der Kanari im Käfig. Immerhin. Aber was Nützliches – hat dieses Buch höchstens für ein Idealbild des deutschen Gemüts, bei dem eine Orthodoxie vielleicht bei der Herzenseinfalt und dem Grundvertrauen in Gottes Führung ansetzen könnte. Viel ist das nicht, aber es gehört zum deutschen Familienporzellan, und man muss ihm wohl Raum geben.

„Orthodox respektabel“

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 1. Hälfte
Seiten100-300
AutorEichendorff, Josef von

Kommentare

Kommentar zu: Eichendorff, Josef von – Aus dem Leben eines Taugenichts.

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