Fitzgerald, F. Scott – Ein Diamant – so groß wie das Ritz

(1922 | 240 S.)

Meinung

Das ist ein Mythos der amerikanischen Moderne, erste Hälfte 20. Jahrhundert. Die Liebe zum Reichtum, – allerdings bei John abgefedert durch liebevolles Zuhause in Hades, Mississippi. In der teuren Prep School St. Midas (!) geht er mit Millionärskindern um, alles bestens. Und dann nimmt der aller-reichste Junge ihn mit für den Sommer in Monatana. Dort wird ihm in einem märchenhaften Reich des Reichtums die Geschichte dahinter erzählt: Uropa fand einen Berg aus Diamanten, machte Brocken davon zu sagenhaft viel Geld, und schuf sich mit viel Geschick (Bestechung und Fälschungen) ein Land, das auf keiner offiziellen Karte verzeichnet ist und keine Steuern verlangt. Die Sicherheit gegen Diebe und den Staat hat allerdings ihren Preis: Wer immer sich dorthin verirrt wird eingesperrt, und das gilt besonders für Flugzeuge, die man abschießt, um gegen Berichte an die Außenwelt geschützt zu sein. Die Gefangenen werden in ihrem Loch gut ernährt, leider kann man sie nicht freilassen. Haarsträubend wird diese Märchenwelt (mit importierten Sklaven aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg) für John in dem Moment, in dem die jüngere Schwester seines Schulkameraden sich in ihn verliebt und ausversehen das Geheimnis ausplaudert: Da dieses Reich unbedingt gegen Verrat geschützt werden muss, werden alle Gäste am Ende des Sommers schonsam ermordet. John reagiert begreiflich unbegeistert und hat das Glück, dass sein Fluchtplan mit dem Mädel genau zusammentrifft mit einem Groß-Angriff der Luftwaffe, verursacht durch einen Italienisch-Lehrer der älteren Schwester, der es geschafft hatte, auszureißen. Der Vater versucht noch, mit einer Art Teufelsgott zu verhandeln: der soll alles retten, kriegt dafür Diamanten und eine Kathedrale, Menschenopfer, – egal was. Das Angebot wird von einem Donner abgelehnt. So steigt der Enttäuschte samt Mutter und Sohn durch eine Klappe in den Diamanten- Berg, setzt dort eine Art von Atom-Explosion in Gang, die Schloss, Flieger und alles andere in Trümmer legt. John und die beiden Schwestern schaffen die Flucht. Leider hat die Kleine die falsche Schublade geleert: statt Diamanten hat sie Rheinkristalle mitgenommen. Auf die drei wartet also ein normales (wenn auch immer noch komfortables) Leben.

Und dann wird plötzlich das Ganze in den Traum der Jugend verwandelt, der jetzt vorbei ist und den Blick auf ein wenig inspirierendes bürgerliches Leben öffnet.

Das Ganze ist ein großartiges Bild von der satanischen Macht des Reichtums. So märchenhaft eingepackt, dass man es nicht politisch nehmen muss sondern auf der moralischen Ebene bleiben kann.

Jg

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 1. Hälfte
Seiten100-300
AutorFitzgerald, F. Scott

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