Fontane, Theodor – Das Bild des Vaters + Meine Kinderjahre

(1894 | 130 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Ein überaus schönes und anrührendes Buch. Endlich mal nicht dieses Dauergeplauder, aus dem man sich die Bedeutlichkeiten zusammensuchen muß, dieses ständige konservationale Hintergrundrauschen, das Atmosphäre hergibt (okay, auch wichtig), aber so arg im Universum herumfuhrwerkt, dass einem ganz schwindelig wird.

Es scheint ausgewählt aus „meine Kinderjahre“ und „zwanzig bis dreißig“, die ich mal kriegen sollte.

Der Vater ist ein absoluter Taugenichts und Tunichtgut, voller Eitelkeiten, Einbildungen und Hochstapeleien. Fontane aber kann ihn lieben wie ein Vater ein schräges Kind liebt. Und er ehrt ihn für das, was das Wesentliche ist, wie immer bei Fontane: eine gewisse Aufrichtigkeit und Authentizität, Originalität und Sonderlichkeit, und auch für die Weisheit und Großzügigkeit, die er im Alter gewann, seine Demut und das Bewußtsein seiner Schuld gegenüber seiner Frau, die er immer liebte und auch ritterlich behandelte, die sich aber von ihm getrennt hatte, weil er wohl grundsätzlich alles verspielte und vertrank.

Die Mutter ist vernünftig, standesbewusst, leidet unter seinen Schwächen, hat aber ganz willkürliche Ideen über das Strafen der Kinder. Das Buch ist auch als Lehrbuch der Kindererziehung hilfreich: es steht quer zu allem Nützlichkeitsdenken. Was der Vater lehrt sind die Geschichten über Helden, die Großes geleistet haben, und dies mit Grazie und Stil. Damit schenkt er den Kindern ein Ethos des Blicks aufs Herz. Entscheidend ist, die Kinder überhaupt in Ruhe zu lassen und nur immer ein gutes Vorbild zu sein. Tatsächlich hat der Vater dies vermocht. Bewegend die Liebe des Sohnes, der es schafft, den Miserablen zu ehren.

Dies ist ein gutes Buch, um Kindern zu zeigen, wie man die Eltern ehrt, das vierte Gebot.

Übrigens hat er die schönen Passagen über Erziehung von Gottfried Keller bei Frau Regula!

PÄ.JG+.

Meine Kinderjahre 1893

Ich las das nach „Bild des Vaters“ und fand es redundant. Tatsächlich hat das Bild des Vaters gute Kohärenz reingebracht. Alles andere muß man nicht wissen.

Nicht empfehlen.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

Kommentare

Kommentar zu: Fontane, Theodor – Das Bild des Vaters + Meine Kinderjahre.

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