Fontane, Theodor – Irrungen und Wirrungen

(1887 | 190 S.)

Irrungen, Wirrungen ist ein Roman von Theodor Fontane, der zunächst im Jahr 1887 in der Vossischen Zeitung und anschließend 1888 in Buchform erschien. Er behandelt die nicht standesgemäße Liebe zwischen dem Baron und Offizier Botho von Rienäcker und der kleinbürgerlichen Schneidermamsell Magdalene. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Um 1870 liebt Baron einfaches Mädchen. Seine edle Vorliebe für Natürlichkeit, Geradheit, Liebe findet einen würdigen Gegenstand in der starkwilligen und großzügig liebenden Lene. Er wiederum findet sich mit großer Selbstverständlichkeit in ihren kleinen Kreis, zeigt sich dort als wahrer Gentleman gegenüber den Kleinbürgern, – wenn er auch gut seine Grenzen zu wahren weiß und die süß beraspelte Frau Dörr daran hindert, den Ausflug der Liebenden zu begleiten und zur Verlegenheit im Wirtshaus zu werden.

Dort werden die beiden nun von Kameraden mit ihren als Liebschaften unterhaltenen Hürchen heimgesucht, und die Liebenden finden das Glück ihres Zusammenseins beschädigt durch diese Konfrontation: Hier wird sonnenklar, dass sie sich miteinander in keiner Öffentlichkeit zeigen können. Aber es ist eh vorbei, denn der Baron wird zur Rettung des maroden Familienbesitzes in eine Ehe gezwungen, die ihn zu einem Leben mit einer lieben süßen kleinen oberflächlichen Witznudel verurteilt, der gegenüber er ebenso ritterlich kontrolliert seine Liebespflicht erfüllt. Einem ebenso verliebten Kameraden rät er, nicht dem Ruf der Liebe zu folgen, sondern sich ins Geschirr von Herkommen und Konvention spannen zu lassen: Einer Liebe außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens zu folgen würde auf die Dauer zum Verlust der Selbstachtung und zur Selbstvernichtung führen. Das Opfer an Glück muss sein, und der Schmerz wird in Kauf genommen. Das ist halt der Preis für die schöne Vergangenheit und den Genuss der Standes-Privilegien.

Lene findet indessen einen braven Mann zum Heiraten, zum Glück ist vorher kein Kind passiert. Auch sie trägt die andere Liebe im Herzen, kann aber immerhin ihren Mann hochachten.

Es geht um das Glück. Dieses Buch ist eine Therapie für Leute, die das Glück der Leidenschaft gegen die Vernunft durchsetzen wollen. Das Glück ist uns nur momentweise beschieden. Es lässt sich nicht einfangen.  Heute gibt es nicht mehr diese Zwänge, die früher das Echte zu verschmähen zwangen. Heute kann jeder das Echte oder Authentische suchen. Das Problem hat sich verlagert: Man täuscht sich halt oft, und das Echte ist zuweilen schwer durchzuhalten.

Die Rezeption war zunächst feindselig, weil hier ein Mädchen der unteren Stände besser wegkam als die wohlgeborenen.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

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