Fontane, Theodor – Mathilde Möhring (unvollendet)

(1906 | 430 S.)

Der Roman Mathilde Möhring gehört zu den wichtigsten Texten aus Theodor Fontanes Nachlass. Erste Entwürfe und die erste Niederschrift sind 1891 entstanden; zwischen Herbst 1895 und Frühjahr 1896 nahm sich Fontane die Überarbeitung vor. Wikipedia

Meinung

Offenbar komplizierte Editionsgeschichte. Ich las in der 1977 Neuausgabe des Moewig Verlags.

Eine sehr bewegende, schöne Geschichte um 1888-90 von der Klugheit und Umsicht einer jungen Frau, nicht schön, nicht wohlgeboren, die ihren Mieter heiratet, Sohn eines Bürgermeisters und eigentlich schwach, und diesen zum Bürgermeister und als solchen zum Erfolg fördert. Nach seinem Tod durch Krankheit zurück zur nervig kleingeistigen Mutter, die sie bewundernswert erträgt, wobei sie sich tapfer in ihre erneute Armut fügt und als Lehrerin den Wunschberuf erarbeitet. Ihre Überlegenheit (moralisch und intellektuell) dem Mann gegenüber erkennt sie als Unterlegenheit, denn am Ende hat er sie mit seiner noblen und künstlerisch offenen Art stärker beeinflußt und verwandelt als sie ihn.

Man hat die ganze Zeit Angst, daß ihr sorgsam strategisch berechnendes, dabei aber natürlich wohlmeinendes und auch berechtigtes Erziehungshandeln an ihrem Mann irgendwo danebengehen wird. Aber nein, sie managt perfekt. Er hat es halt auf der Brust, und nicht mehr Kraft als da war. Und in ihr ist die Liebe zu allen Menschen gewachsen.

Ein Buch über Klugheit, Umsicht, Einsicht, Tapferkeit und weise Resignation. Enorm. Merkwürdigerweise hat die Rezeption die Hochachtung Fontanes für Mathildes Mühen nicht gesehen. Sicher gute Therapie für auf romantische Liebe versessene junge Mädchen.

 JG-. OR

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 1. Hälfte
Seiten300-600
AutorFontane, Theodor

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