Goethe, Johann Wolfgang von – Torquato Tasso

Torquato Tasso ist ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe, das den italienischen Dichter Torquato Tasso in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Das Stück, das sich streng an die klassische Regel von den drei Einheiten des Orts, der Zeit und der Handlung hält, entstand zwischen dem 30. … Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Warum habe ich bei der Klassenfahrt in Berlin hinterher nur so viel geheult, dass die mitgereiste fremde Kunstlehrerin sich neben mich hielt und beim Rückweg durch den Grunewald unter den Schirm nahm, – Anfang einer Lebens-langen Freundschaft? Ich denke, es war Ansteckung im Weltschmerz.

Einerseits steht Tasso für den jungen Wilden (erlaubt ist, was gefällt), der von den Damen zurechtgebogen wird (erlaubt ist, was sich ziemt).

Andererseits steckt da die Kunst im Korsett der feudalen Auftraggeber, die für Versorgung des Dichters Ruhm und Glanz, dazu Unterhaltung für sich selbst herausschlagen. Hier darf dann auch kein sachlicher Antonio im Namen des Leistungsprinzips das wilde Genie zurechtstutzen: jenes wird zwar zur Strafe eingesperrt und erfährt die dabei geübte Milde als Vernichtung seines Genies, aber dieser, Antonio, wird angehalten, den Schaden der unzart verwundeten Seele wieder zu kitten. Unglücklicherweise leidet der Künstler, aus kleinen Verhältnissen an den Fürstenhof katapultiert, alleweil an Depressionen und Verfolgungswahn, so dass sein Unterhaltungsdienst für Alfonso ihm zu anstrengend wird.  Und sowieso will er sein Werk zurück, um es dem Urteil der Dichterkollegen in Rom auszusetzen, die hier eine konkurrierende Qualitätssicherheit zum Applaus bei Hofe darstellen. Aber da wird nichts draus.

Dann sind da noch die Damen: für die Prinzessin ist Tasso ein Erlöser aus qualvoller Lebens-Leere, allerdings nur, solange er die gegenseitige Liebe brav platonisch hält. Als das misslingt, ist er fertig. Die andere Leonore möchte ihn aus der toxischen Umgebung aber auch nur rausziehen, um von ihm ruhmreich besungen zu werden.

Mal ganz abgesehen von Greiners kluger Erforschung der Symbole bei Goethe und Kant, die eher den Literaturwissenschaftler faszinieren, mag das Stück als Pathologie für künstlerische Ambitionen beim Jungvolk (damals war ich Zielscheibe) wohl zeitweise nützlich sein.

Info

Erscheinungsjahr18. Jh., 2. Hälfte
Seiten< 100
AutorGoethe, Johann Wolfgang von

Kommentare

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