Siebe Josephine – Kinderbücher

Josephine Siebe war eine deutsche Redakteurin und Kinderbuchautorin. Sie verfasste zwischen 1900 und 1940 fast 70 Bücher für Kinder und heranwachsende Mädchen, daneben eine Vielzahl von Beiträgen in Jahres- und Sammelbänden. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint (KK = für kleine Kinder):

Das waren früher die absoluten Lieblingsbücher. Interessant wie anders ich das jetzt lese. Vermutlich muss ich erst ausprobieren, wie sowas heute geht.

Kasperle auf Reisen

Ziemlich gewalttätig und slapstickig, klare böse und gute Frauen. Die bösen Frauen beyond repair: Gundolfine, Mummeline, Liesetrine. Die Männer können teils bereuen (Damian), nur der Kasperlemann bleibt böse und der Händler, der den schlafenden Kasperle im Schrank kaufen will, auch. Der Herzog ist interessant in seinem Hin und Herschwanken zwischen gut und böse. Alle Freunde rein edel, basta.

In allen Büchern ist Kasperle wie ein Inbegriff des Kleinkinds: spontan, offen, voll Lachen und Weinen, ansteckend für alle, undomestizierbar. Insofern ist diese Reihe auch ein Plädoyer für Kindheit, und ein Widerstand gegen die Disziplinierungstheorien.

In diesem ersten Band ist Kasperle noch ganz amoralisch: bricht sein Versprechen, will geklautes Gold mitnehmen. Lernt aber aus Erfahrung (die Übel des Verfolgtseins) und Vorbild (Michele).

KK

Kasperle auf Burg Himmelhoch

Kasperle jetzt moralisch geadelt: um dem Freund Michele und der Rosemarie die Hochzeit zu ermöglichen, gibt er sich selbst dem Herzog als Preis und hält das gegebene Versprechen. Aus Mitleid mit den Eingesperrten bittet er seine Feinde Damian und den Kasperlemann frei, was jene läutert und zu Freunden macht. Hilft auch dem traurigen Marlenchen durch Heiterkeit und Freundschaft. Findet den verlorenen Ring des Herzogs und schafft Frieden mit dem Vater von Marlenchen, den Gundolfine beschuldigt hatte, den Ring geklaut zu haben. Am Ende gelingt es ihm, mit dem Trick der Magd den Herzog zur Lossprechung zu bringen, bei Nacht. Und schafft die Flucht nach Hause.

Am Ende läßt sich sogar der Herzog vom Grafen von Singerlingen, der Rosemarie nicht kriegen konnte und Gundolfine nicht haben will, bekehren und versöhnt sich mit Kasperle.

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Kasperle in der Stadt

Die ganze Grausamkeit der absolutistischen Herrschaft zeigt sich am Heiratsplan zwecks Friedenssicherung mit dem verfeindeten Nachbarn, nur damit Herzog das Waldhaus abbrennen kann, um Kasperle zu kriegen. Seine Einladung an Kasperle hatte Gundolfine hintertrieben, weshalb der Herzog, ohne Antwort geblieben, schon  wieder böse auf ihn wurde. Alle Waldhausbewohner reisen also nach Torburg, das zu jenem Nachbarfürsten gehört. Seine Tochter soll Floritzel wie versprochen dem Herzog zuführen, flieht aber mit ihr, da beide sich schon lange  lieben. Dem Herzog lag eh nur am Kasperle.

In Torburg die üblichen Streiche, die auf die Dauer etwas eintönig werden. Großes Mißverständnis weil Magd Dörte meint, der Professor wolle Kasperle zum Studieren in Spiritus setzen. Allzu Theater-mäßig all diese Mißverständnisse.

Stets aber bleibt die Angst, weil Gundolfine ihn verkleidet fangen will. Dabei gibt es viele Freundschaften in der Stadt, und Freundschaft auch mit Christli, dem Neffen des Herzogs. Dieser ist für den Tod von Christlis Mutter verantwortlich, die er verfolgte, weil sie nur Gräfin war und trotzdem seinen herzoglichen Stiefbruder heiratete. Beim Verkleidungsspiel im Garten wird Christli irrtümlich von Gundolfine geraubt. Christlis Tante samt Kasper hinterher. Beim Geburtstag des Herzogs wird enthüllt der vermeintliche Kasper und zugleich die Entführung. Der Herzog wird mit seinem gesammelten Unrecht konfrontiert und die Tante setzt Gundolfines Verbannung durch. Allgemeiner Jubel.

Hier hat das Böse also ziemlich rauhe Präsenz, und wieder muß der Herzog sich entschuldigen bei Chrislis Vater und Frieden schließen. (Von Entschuldigung über das Abfackeln des Waldhauses keine Rede).

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Kasperles Schweizerreise

Ein Brand hat Torburg vernichtet und Kasperle lässt sich großherzig an Mr. Stopp verkaufen. Mit dem Geld wird alles wieder aufgebaut. Reisen macht Spaß, Ferien sind versprochen. Auf dieser Reise die üblichen Missverständnisse durch Fehlhören oder dumme Scherze. Ansonsten hier dreht sich alles um die Entführung von Angela durch Floritzel, der sie in Rom heiraten wird. Hier wird Kasperle zu einer Seitenhandlung dieser Liebesgeschichte.

Kasperle auf der Kasperleinsel

Mr. Stopp bricht sein Ferienversprechen, Egoismus. K. reißt aus und findet seine Freunde auf einem Schiff, allerdings- rätselhafterweise, mitsamt Gundolfine als Agentin des Bösen. Die allerdings mildert sich und heiratet am Ende Mr. Stopp. Kasperle nämlich hat sich auf seiner Insel als der verlorengegangene Prinz ausgegeben. Die Kasperleinsel ist ein Sehnsuchtsort, aber zugleich ein Gebiet der Wilden mit Todesstrafe und Machtkämpfen und der Drohung, Marlenchen dortzubehalten. Kasperle opfert sich mal wieder, um das gefangene  Marlenchen zurück zum Schiff zu bringen. Aber das Opfer (er muss mit ihr schnell wegsegeln) ist nicht ganz so groß: Er ist nämlich gar nicht Prinz Bimlim sondern Peringel der Schlingel, und auf den wartet eh der Galgen.

KK

Kasperle ist wieder da

Die Entdeckung geschieht bei alten Leuten, die noch in der alten Jahrmarktswelt leben. Aber nach dem Krieg haben sie kein Geld, und das Erwachen plötzlich zweier beider Kasperles bringt die Alten in Not: das Essen kostet, und die beiden verschlingen eine Menge.. Die Enkel der Freunde sind auch verarmt, und Liebetraut II muss erstmal vom Hochmut gegenüber den kindischen Puppen zum Mitleid mit ihrem Schicksal durchmachen. Auch sind jetzt alle Kinder eingebunden in aufwendige Erziehungs- und Ausbildungsprogramme, und letztlich passen die Kasperles mit ihren Scherzen nicht mehr in diese Welt. Es wird zumeist nur darüber gelacht, wie sie sich in der Moderne nicht zurechtfinden, nicht mehr über ihre alten Späße. Insofern kommt der Brief vom Kasperleland recht: hier wird Peringel als König eingeladen, Bimlim ist eh zu faul und beide Kasperles reisen endgültig heim. Hier werden Kinder mit der Vergangenheit des Vergangenen konfrontiert, und Hoffnung auf Wiederkehr gibt es nicht. 

KK

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 1. Hälfte
Seiten< 100
AutorSiebe Josephine

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