Liebe als Namen trägst du, von Gott geliebte.
So erfleh auch uns, du heilige Mutter, die erlösende Liebe Gottes.

Wir wollen in der Serie „Kurzporträt großer Heiliger“, beginnend mit der heiligen Lioba, die Beschützer der deutschen Lande näherbringen – mit den wichtigsten Informationen auf einen Blick, Auszügen aus der Vita zum Vertiefen und Links zum Weiterlesen.

geboren um 700/710 in Südengland

gestorben 782 im Kloster Schonersheim (Schornsheim) bei Mainz

Gedenktag am 28. September

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„Alle Heiligen Deutschlands“

Bereits als Kind Gott geweiht und im Kloster Winburn/Dorsetshire erzogen, wurde sie 748 vom hl. Bonifatius zur Äbtissin in Bischofsheim berufen. Unter ihrer Leitung wurde das dortige Kloster zur Mutter vieler anderer Frauenklöster in Deutschland. Sie wirkte 25 Jahre lang an diesem Ort; die letzten Lebensjahre zog sie sich in das Kloster Schonersheim bei Mainz zurück.

Schon zu Lebzeiten wurde ihre Heiligkeit durch Wunder erwiesen. Im Jahr 819 wurden ihre Gebeine nach Fulda überführt und beim Grab des hl. Bonifatius bestattet, dem Willen des Apostels der Deutschen gemäß.

Der Festgesang (Troparion im achten Ton)

Liturgische Texte (vorgeschlagen von Erzpriester Peter Plank, www.orthodoxer-gottesdienst.de;
hieraus ist auch der Leitspruch oben entnommen.)

Zeitliche Einordnung

Geografische Einordnung

Lioba: Die Liebe

Während die hl. Lioba gegen andere bezüglich Speise und Trank sehr milde war, genoss sie selber nur sehr wenig. Sie bewies in allem ihrem Tun einen richtigen Takt, sah immer auf ein praktisches Ziel und hütete sich sehr, unüberlegter Weise etwas anzufangen, was sie später nicht hätte durchführen können. Um ihre Kräfte im Lesen und Beten nicht zu überfordern pflegte sie im Wachen, wie überhaupt in allem Maß zu halten und sie verlangte auch von den Mitschwestern nach der Hauptmahlzeit etwas zu schlafen, damit der Sinn für das Lesen nicht abgestumpft werde. Besonders bemühte sie sich um die Gastfreundschaft. Alle bekamen bei ihr Obdach und Essen. Nach dem Vorbild des Herrn wusch sie allen mit eigenen Händen die Füße.

Milde und Maß

Lioba entwickelte für ihre Klöster eine eigene Version der Benediktinerinnenregel.

Sie selbst lebte sehr genügsam und ließ sich auch während ihres nächtlichen Schlafes von den jüngeren Schwestern die Bibel vorlesen. Dabei war ihr das Geschenk eines leichten Schlafs und eines wachen Herzens verliehen worden, denn jeden Lesefehler korrigierte sie sofort. Als Äbtissin jedoch waren ihre Entscheidungen von Takt und Sinn für praktische Durchführbarkeit geprägt. Bei den Mitschwestern sorgte sie für großzügigere Essensregeln. Auch erlegte sie ihnen auf, nach der Hauptmahlzeit etwas schlafen, damit ihre Aufnahmefähigkeit für die geistliche Lektüre nicht abgestumpft werde. Für sich selbst, aber in höherem Maße für andere, hatte sie ein behutsames Auge auf die Grenzen der menschlichen Kraft. Auf diese Weise zog sie viele geistliche Töchter heran, von denen einige als Äbtissinnen oder geistliche Mütter selbst heilig wurden.

Es wurde überhaupt das Besondere an den von ihr gegründeten Klöstern, dass sie – hierin ihrem Vater Bonifatius folgend – all ihre Schülerinnen zu künftigen Lehrerinnen heranzog. Mit ihrem Sinn für die Realitäten, und das heißt, ihrer verständnisvollen Großzügigkeit für andere und ihrem guten Urteil auch bei der Einrichtung ihrer eigenen Askese, scheint die Nonne Lioba mir auch für weltliche Christen, und dies besonders während der Fastenzeit, ein hilfreiches Vorbild. Wir sollen ja einerseits immer mit zweierlei Maß messen, d.h. von anderen wenig, von uns selbst aber viel verlangen. Dabei aber erfordert es die richtige Demut, auch uns selbst gegenüber mit unserer Schwäche zu rechnen und nicht durch Selbstüberforderung in Versuchung zu geraten.

(Cornelia Hayes)

Die Prophezeiung

Nachdem die hl. Lioba Nonne geworden war, sah sie einmal nachts im Traum, wie ein Purpurfaden aus ihrem Munde hervorging. Da sie denselben herausziehen wollte, wurde er immer länger, und als sie ihn endlich aufgewickelt hatte, hatte sie einen großen Knäuel in der Hand. Eine alte Nonne, die im Rufe der prophetischen Erleuchtung stand, gab ihr diese Deutung: Der Purpurfaden bedeute die Lehre der Weisheit, welche aus Liobas Herzen hervorgehen wird. Der aus diesem Faden aufgewickelte Knäuel in ihrer Hand bedeute, dass sie die Lehre ihrer Lippen auch in der Tat ausführen werde. Der durch das Aufwinden entstandene Knäuel sei ein Bild des göttlichen Wortes, welches durch den Mund und die Handlungen der Prediger gleichsam gerollt wird … Die Prophetin verkündete noch, dass Lioba bei fremden Völkern großen Nutzen stiften werde.

Wunder zu Lebzeiten

Eine arme Bettlerin kam täglich zur Klosterpforte und erhielt von der Äbtissin regelmäßig Kleidung und Nahrung. Sie führte aber einen unzüchtigen Lebenswandel. Als sie einmal schwanger wurde, warf sie das Neugeborene bei Nacht in die Tauber, gerade dort, wo diese zwischen den Klostergebäuden hindurchfloss und das Wasser für die Benutzung des innerhalb des Klosters gelegenen Mühle gestaut wurde. Am folgenden Tag sah eine Frau, welche dort Wasser holte, den Leichnam des Kindes, erhob darüber einen großen Lärm und scheute sich nicht, gegen das Kloster einen Verdacht auszusprechen. Als die hl. Lioba davon erfuhr, rief sie alle Schwestern des Klosters zusammen und veranstaltete ein Fürbittgebet mit Prozession um das Kloster, wobei alle Klosterfrauen einmütig zu Gott flehten, dass Er die klösterliche Gemeinschaft von diesem Verdacht reinigen möge. Als sie dieses schon zweimal getan hatten und zur neunten Stunde alle Nonnen in die Kirche gingen, außerdem das ganze Volk daselbst versammelt war, trat Lioba zum Altar, stellte sich vor das Kreuz, welches man jetzt zum dritten Male vorzutragen sich anschickte. Sie hob die Hände gegen den Himmel und betete unter Tränen und Seufzen und sprach: “Herr Jesus Christus, König der Jungfauen, der Du die Unschuld liebst, unbesiegbarer Gott! Zeige Deine Kraft und erlöse uns von dieser Schmach; denn die Schmähungen der Spötter sind über uns gekommen.“ Kaum hatte sie dieses gesagt, da erhebt sich plötzlich, wie von einem Geist ergriffen und ganz außer sich jene Bettlerin, ruft den Namen der hl. Äbtissin Lioba und gesteht laut das von ihr begangene Verbrechen. So ergab es sich, dass der Ruhm des Klosters, welchen der Feind beeinträchtigen wollte nur um so heller strahlte. Dieses Wunder der hl. Lioba wurde als erstes in ganz Deutschland bekannt.

Ein anderes Mal wurde eine am Orte ausgebrochene Feuersbrunst, welche die strohgedeckten Dächer der Häuser schnell ergriff und auch das Kloster zu zerstören drohte, dadurch gelöscht, dass sie, die allein ruhig blieb, Wasser aus dem Fluss herbeibringen ließ, in dasselbe etwas vom hl. Bonifatius geweihtes Salz streute und dann befahl dieses Wasser in die Flammen zu gießen. Dann soll alles Volk aus dem Fluss Wasser schöpfen und das Feuer löschen. Als sie das taten, legte sich sogleich die Gewalt des Feuers und das Kloster blieb verschont.

Wieder ein anderes Mal wütete ein schweres Ungewitter so heftig und anhaltend lang, dass das Volk in die Klosterkirche kam, weil man glaubte, der jüngste Tag sei angebrochen. Die hl. Lioba richtete ihre Hoffnung auf Gott und ermahnte sie zum Gebet. Sie selbst warf sich an den Stufen des Altars nieder und betete. Aber der Sturm wurde immer ärger und drohte das Gebäude niederzuwerfen. Auch ihre Base Thekla ruft ihr zu: “O Liebe, Liebe! auf dir beruht die Hoffnung dieses Volkes hier und das Ziel ihrer Wünsche. Steh auf und rufe zu deiner Frau, der Heiligen Gottesgebärerin, auf dass wir durch Ihre Fürbitten von der Gefahr dieses Sturmes errettet werden“. Auf diese Worte stand sie auf, legte ihr Obergewand ab, öffnete die Türflügel der Kirche, stellte sich auf die Schwelle des Eingangs und machte da das Zeichen des Kreuzes, indem sie zum Schutze gegen das Wüten des Sturmes den Namen der göttlichen Majestät aussprach. Dann rief sie mit ausgebreiteten Armen dreimal laut die Erbarmung Christi an und bat Ihn um der Fürbitten und Verdienste Seiner Mutter Maria willen, dem Volk seine Hilfe zu gewähren. Darauf verstummten die Donner, der Sturm legte sich, die Heiterkeit des Himmels kehrte zurück, und alles Volk lobte Gott für diese durch die hl. Lioba erhaltene Gnade.

Einmal war eine von den Klosterjungfrauen namens Willeswind, welche sich durch ihren Lebenswandel sehr auszeichnete, so krank, dass sie mit Erlaubnis der Äbtissin zu ihren nahen Eltern getragen wurde. Da man nach einiger Zeit ihren Tod erwartete, ließen die Eltern die Äbtissin bitten, dass sie durch ihr Gebet die scheidende Seele bei Gott empfehle. Die hl. Lioba kam nun selbst und fand ihre Verwandten klagend um das Bett stehen, die Kranke aber mit einem Tuche bedeckt, wie wenn sie schon gestorben wäre. Lioba ließ das Tuch wegnehmen, berührte die Kranke und überzeugte sich, dass sie noch lebte, was sie auch den Umstehenden mitteilte. Dann ließ sie aus dem Kloster Milch holen und den Löffel, welchen sie selbst gewöhnlich bei Tisch gebrauchte. Sie segnete die Milch und träufelte mit dem Löffel etwas davon der Kranken in den Mund. Dadurch wurde sie so erquickt, dass sie die Augen aufschlug und wieder zu sprechen begann. Am folgenden Tag konnte sie schon andere Speise genießen und nach 7 Tagen kehrte sie, wieder bei Kräften, ins Kloster zurück.

Wunder am Grabe

aufgezeichnet vom Verfasser ihrer Vita Rudolfus, der Augenzeuge war

Ein Mann, dessen Arm von einem eisernen Ring so fest umschlossen war, dass das Fleisch darüber wuchs, wurde, nachdem er am Grabe der hl. Lioba gebetet hatte, von diesem Ring dadurch befreit, dass er von selbst abfiel.

Von einem Spanier wird berichtet, dass dieser von einem beständigen Schütteln und Zittern an allen Gliedern geplagt wurde und überall vergeblich Hilfe gesucht hatte. Am Grabe der hl. Lioba wurde er von seiner Plage geheilt.

Verehrungsorte

Auszug aus der Reliquien-Liste sowie aus einem Aufsatz von Cornelia Hayes:

GemeindeGebäudeStelleZugang
BischofsheimRenthaus, ehemalig  Ort des früheren Klosters 
FuldaDommuseum Schmuck aus dem Hauptreliquar: überliefert als Geschenk einer arabischen Fürstin an die Heilige 
FuldaDommuseumweiblische Reliquienbüste, die rechte 
FuldaPetersbergKrypta: leerer Steinsarg mit modernem Bronzedeckel, Haupt-Reliquar;werden präsentiert in der Lioba-Woche um den 28.Sept. Sonst zugänglich durch Lioba-Schwestern: 0661 – 62279
FuldaPetersbergKrypta: neben der verglasten Nische über dem Steinsarg befinden sich der Reliquienbehälterwerden präsentiert in der Lioba-Woche um den 28.Sept. Sonst zugänglich durch Lioba-Schwestern: 0661 – 62279
NürnbergFilialkirche St. LiobaAltar 
PetersbergEhem. Benediktinerkl.St. PeterKrypta Sarkophag 
SchornsheimSt. Wigbert  
TauberbischofsheimLiobakircheHochaltar re und li 2 kleine Metalldosen 
TauberbischofsheimSt. Martines gibt einen Altar im rechten Seitenschiff ein Glaskasten mit Schulternblatt-Teil und Kiefer 
Tauberbischofsheimneues Liobaklosterkleine Partikel 

Die wichtigsten Reliquien der Heiligen liegen auf dem Petersberg bei Fulda. Um in der wunderbar ausgemalten Krypta Zugang zu ihrem Haupt-Reliquiar zu erhalten, muss man sich vorher mit den Liobaschwestern in Verbindung setzen. Was ich in meiner Tabelle nicht erwähnte: über dem Steinsarkophag (der leer sein soll) befindet sich eine verglaste Nische mit Resten ihres Holzsargs. Daneben ein Behälter, der ebenfalls eine Reliquie der Heiligen, wie auch von Bonifatius und Sturmius, enthält.

Zwei weitere Reliquienbehälter finden sich in Fulda im Dommuseum (wo auch Hildegard vertreten ist). Normalerweise wird Lioba nicht nur „von Bischofsheim“ genannt, sondern von Tauberbischofsheim. Dort gibt es in zwei Kirchen Reliquien der Heiligen St. Martin und St. Lioba. Weitere Reliquien finden sich in einigen entfernteren Kirchen, zum Beispiel in der St. Liobakirche in Nürnberg.

Die Sache mit Tauberbischofsheim allerdings beruht offenbar (und hier folge ich einer Abhandlung über die Geschichte der Stadt Bischofsheim von Friedrich Stein, im Internet googlebar) auf einem Missverständnis eines Kopisten der Vita der Heiligen. Es wird vermutet, dass ihr Hauptkloster in Bischofsheim in der Rhön lag, und zwar unter dem jetzigen Rentamt gestanden haben müsste. Hierzu passt, neben vielen anderen Umständen, dass in Tauberbischofsheim trotz aller Grabungen nie Spuren ihres Klosters gefunden wurden, und dass die dortige Liobaverehrung erst im 17. Jh. losging, als die Vita mit dem Zusatz „Tauber“ gedruckt vorlag. Erst dann haben die Franziskaner am Ort sich Lioba-Reliquien verschafft und die Verehrung gefördert.

Leider hat Bischofsheim keine Reliquien der Heiligen, dafür allerdings eine russisch orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, mit vielen herrlichen Ikonen, die einen Besuch lohnt. Vater Fjodor freut sich sehr.

Zum weiterlesen

Die heilige Lioba auf Orthpedia (Quelle)

Die heilige Lioba auf Heiligenlexikon.de

Literatur:

Manuel Raisch: Lioba, die Missionarin an Bonifatius‘ Seite. Die Notwendigkeit von Frauen in der Missionsarbeit. Nürnberg 2013. ISBN 978-3-941750-80-7

Josef Semmler: Mittelalterliche Klostervorsteherinnen: Radegunde von Poitiers, Gertrud von Nivelles, Lioba von Tauberbischofsheim. In: Heinz Finger (Hrsg.): Die Macht der Frauen (= Studia humaniora, Band 36), Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-0847-2, S. 49–73.

Bärbel Witten: Die Vita der Heiligen Lioba. Eine angelsächsische Äbtissin im Karolingerreich. In: Studien zur Kirchengeschichte Band 13. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2012, ISSN 1611-0277, ISBN 978-3-8300-6526-5.

Gerta Krabbel: Lioba : Frühchristliches Frauenwirken in Deutschland, Regensberg, Münster 1953

Siehe auch: Thomas, Brodehl, Die heilige Äbtissin Lioba von Tauberbischofsheim, erste Lehrerin Deutschlands, in: Der Schmale Pfad, Orthodoxe Quellen und Zeugnisse, Band 53, September 2015, S. 37-47 (sehr umfangreiche Literaturangaben)

Quelle (aus Wikipedia):
Rudolf von Fulda: Vita Leobae abbatissae Biscofesheimensis.
Handschrift in: Bayerische Staatsbibliothek München. Signatur: Clm 11321, 101r–120r. Auch in: Monumenta Germaniae Historica. Scriptorum 15,2. Hannover 1888, S. 118–131; ediert von Georg Waitz (MGH).