Gott will, daß alle gerettet werden:

Nur die Vereinigung mit Gott ermöglicht wahre Eintracht unter Menschen.
Das Pfingstereignis hat die ursprüngliche Einheit aller Menschen in Adam (der jene Verbundenheit mit Gott ursprünglich erfuhr) für einen Moment als Möglichkeit erlebbar gemacht. Sie wurde bewirkt durch die vereinigende Liebe der Heiligen Dreiheit

Zwei Bilder beleuchten hierbei die Christus-Zentriertheit kirchlicher Eintracht:

a) Kirche als Engels-Turmbau

Hermas Der Hirte Buch I – III-III 3

Der Turm, den du bauen siehst, bin ich, die Kirche.

zeigt ein Gebäude, das auf Christus als dem Welt-umfassenden Felsen erbaut wird und nur durch das Tor des Fleisch gewordenen Christus betreten werden kann.

In deutlichem Gegensatz zum Turmbau zu Babel sind es hier nicht Menschen, die unabhängig von Gott zum eigenen Ruhm arbeiten, sondern Engel wirken auf Gottes Gebot

Diese Kirche stellt nicht so sehr einen Wohnraum dar, in dem ihre Glieder unterkommen und es sich, gut geschützt, behaglich machen könnten. Vielmehr dienen diese Glieder selbst als Bausteine. Ihre Verwendbarkeit als Bausteine hängt von ihrem Christus-gemäßen Leben ab.
Insofern wird jeder Baustein im Tempel des Herren nach…

… selbst zum Tempel des Herrn und das Kirchen-Gebäude erscheint als ein Tempel aus lauter Tempeln.

Ein wenig befremdlich mag scheinen, daß das ganze Gebäude „monolithisch“ vorgestellt wird, wie aus einem Stein erbaut: (Hermas I-III-II 6). Wo bleibt da der Reichtum verschiedener Persönlichkeiten?. Aber es geht hier gar nicht um Diversität sondern um Gebotsgehorsam, und insofern ist Fugenlosigkeit natürlich wünschbar. Ansonsten verlangt die Kirche keine Einförmigkeit von Ideen, Überzeugungen oder auch Verhaltensweisen. Denn:


b) Kirche als organisches Miteinander der verschieden Geschaffenen und Beschenkten

Noch deutlicher wird der Aspekt aktiver Mitwirkung in Paulus‘ Bild der Kirche als Leib.

Mit vielfältig verschiedenen Gaben –

einer trotz sozialer Würde-Unterschieden gesicherten geistlichen Ebenbürtigkeit

und einer durch gegenseitige Abhängigkeit gesicherten gegenseitigen Fürsorge, die jede Spaltung verhindern soll

Dabei betont das Bild des Leibes die Inkarniertheit unseres Glaubens, unsere Berufung zur Heiligung von Leib und Seele, and die konkrete und allumfassende Lebensweise der Kirche.

Dieses Bild hat die Kirche vor der Entleiblichung als Senimentalitätsreligion beschützt, die den Christentümern im Westen ab dem 18. Jh wiederfuhr. Zwar hatte Luther recht mit der Betonung der Innerlichkeit des Glaubens, der Herzenserfülltheit. Aber diese alles darf nicht psychisch reduziert verstanden werden, sonst wird am Ende der Leib der beliebigen Verfügbarkeit anheimgestellt: Genau solche Beliebigkeit prägt unsere Moderne. Hier sehen die verbleibenden Frommen ihre Körperlichkeit als Privatsache. Zugleich haben sie das Christentum entkirchlicht haben:


FAZIT

Entleiblichung des Glaubens führt zur Entkirchlichung des Christentums.
Dieser Leib ist Christus als seinem Haupt unterworfen…

… eine Vorstellung, der auch das Bild der von einem Hirten geführten Herde entspricht

Dieses monarchische Prinzip hat Christus selbst bereits in der Hervorhebung von Petrus (Mt 16:18 siehe oben) als dem „ersten“ unter gleichen Aposteln eingeführt und für das spätere Mit- und Nebeneinander räumlich getrennter Gemeinden als Grundlage ihrer Friedensordnung eingesetzt.

Dabei wird monarchische Vorrangstellung grundsätzlich gegen das Mißverständnis bloßer Machtausübung (sowieso schon bei der Fußwaschung abgelehnt) geschützt: Kirche und Christus stehen sich, einerseits in sehnsüchtiger Vorbereitung, andererseits in fürsorglich heilender Liebe…

… als Braut und Bräutigam gegenüber:

(vgl. auch die 10 Jungfrauen, das Gastmahl zur Hochzeit, bei dem ein Gewand verlangt wird)

All dem entspricht dann auch die Christus-gegründete Gemeinsamkeit der jungen Kirche. Die Gemeinschaft widmete sich mit Hingabe dem Hören der Lehre, den Gebeten im Tempel, dem gemeinsamen Brotbrechen daheim. Ein geradezu Kasernen-artiges Zusammenleben verband Bischöfe, Priester und Diakonen mit der Gemeinde zum gemeinsamen Kämpfen, Leiden, Rennen, Schlafen und Wachen.

Ihre Gütergemeinschaft gewann die Hochachtung Außenstehender und sicherte bedeutendes Wachstum

So wichtig waren den Christen ihre die sonntäglichen Versammlungen, sagt Meyendorff (in: Die orthodoxe Kirche gestern und heute), daß sie auch in Zeiten der Verfolgung und trotz ihrer dadurch prekär vergrößerten Sichtbarkeit für Verfolger darauf nicht verzichteten.
Also nix Katakomben…

Vorherige SeiteStartseiteNächste Seite