Becker, Jurek – Schlaflose Tage

Meinung

Cornelia meint:

Mehltau über den menschlichen Beziehungen in der DDR. Ein Herz-Aussetzer bringt den Lehrer auf die Idee der Endlichkeit. Sein Leben soll nicht im „man“ zu Ende gehen. Alles gerät auf den Prüfstand, und zuerst landet seine Ehe (lieblos, was die Frau so nicht gemerkt hatte) und Tochter auf dem Müll. Die sind einfach nur verletzt (klar, wenn da einer plötzlich Wesentlich werden will, wo man sich doch im Normalen gut eingerichtet hatte). Die neue Traumfrau ist allerdings sensibel, aber grad deshalb unangepaßt. Beim Fluchtversuch in Ungarn (Verrat am Lehrer?) wird sie geschnappt, und landet im Gefängnis. Der Lehrer versucht jetzt, wenigstens ein guter Lehrer zu sein. Aber seine Schüler sind schon so angepaßt, daß sie nichtmal mehr träumen oder was Besseres wünschen können, weil alles in ihnen schon totgemacht ist. Am Ende wird aus nix irgendwas. Aber das wenigstens ehrlich.

Im Nachhinein kommt es mir beklemmend vor, wie dieser Typ sein Leben freiräumt, angesichts der Endlichkeit. Wie Frau und Kind im Eimer landen. Entsorgt. Nur weil die sich mit dem status quo arrangiert haben. Spiegelverkehrt hat er sich mit dem status quo seines Landes arrangiert und wird ebenso von der Traumfrau verlassen, die auch nach ihm nicht fragt. Da kriegt er es selbst ab. Schon toll, wie man so bei der Suche nach Lebensqualität über Leichen geht.

JG-

Unbedingt andere Bücher lesen. Gut für Jugendliche.

Info

Erscheinungsjahr1978
Seiten150
AutorBecker, Jurek

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Kommentar zu: Becker, Jurek – Schlaflose Tage.

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