Büchner, Georg – Der hessische Landbote

1834 | 8 S.) Ach nein, Büchner, hättest du länger leben dürfen, vielleicht wär nochmal was aus dir geworden.

Meinung

(Cornelia meint:)

Eine Verlustmeldung: Ich habe ihn früher geliebt, als junger Mensch, und heute finde ich ihn albern, sein taedium vitae, seinen Zynismus, seine Wut, seine Verzweiflung, all das lässt mich kalt, und ich kann keinerlei guten Sinn mehr darin sehen. Das betrifft alle vier Werke.

Meine frühere Liebe betraf besonders Lenz. Ich habe mich damit identifiziert, von Leonce (1836) war ich bezaubert, und vom Woyzzek berührt. All das ist vorbei. Merkwürdig.

Ich verstehe ja auch, dass man als junger Mann in Deutschland an der Welt nach der frz. Revolution verzweifeln konnte, und dass alles ganz furchtbar inhuman schon war und dass die Aufklärung einem die Seele abschnürt und sowieso die Revolution ihre Kinder frisst, wenn auch mit ein bisschen zu viel Hurerei als Gewürz dran.

Zumindest für mich sehr alte Frau ist das alles weit weg.

Der Hessische Landbote

Inzwischen habe ich den Hessischen Landboten mit all den Schriften drumrum gelesen und bin wirklich erschüttert über den Druck, unter dem Büchner zusammenbrach. Ich hatte meine eigene Büchner-Liebe immer existentiell begründet, ohne Verständnis für die politischen Wurzeln. Weidig benutzte die Bibel für die Revolution, so wie in Frankreich die Katholiken die Revolution vorbereiteten und viele orthodoxe Priester die russische Revolution mit-verursachten oder bejahten. Da ist immer Willkürherrschaft, Geheimpolizei, Inhumanität, materielle Not der unteren Stände und Unmoral des Adels entscheidend. Unbegreiflich, wie Büchner so ein Marx-Vorläufer sein konnte und dabei den Danton schreiben. Immerhin wird mir hiernach alles andere. Was er schrieb, viel begreiflicher.

Ich denke, dieses Buch sollte man jungen Leuten zu lesen geben. Es steht gegen alles, was man als frommer Christ denken soll, – aber man kann verstehen.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 1. Hälfte
Seiten< 100
AutorBüchner, Georg

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