
(1874 | 190 S.)
Meinung
Erster Großerfolg Daudets. Pariser Sittengemälde.
Die Übersetzung ist vielleicht der Grund, warum mir der Stil zu dick erscheint. Alles wird über-klar gemacht. Also große Kunst ist das nicht.
Aber ein fesselndes Buch über eine sehr böse Frau (und ihren bösen Schwiegervater), über schwache Männer, sei es aus Leidenschaft, sei es aus übergroßem Anstand, so dass die Böse alle ruinieren kann, als Schmierenkünstlerin reussiert und die kostbarsten Menschen nachher tot sind.
Es gibt Lichtgestalten, die lahme Desiree und die gute junge Mutter. Und Risler, der kein Böses sich denken kann und so alles ins Unglück laufen lässt: Zu schwach, um Sidonie zu widerstehen, treibt er letztlich ihren Mann, seinen großen väterlichen Bruder, in den Selbstmord. Und natürlich Kassierer Planus und seine Schwester, brave Leut.
Interessanterweise sind die Rislers Schweizer. Auch wenn der jüngere Franz schwach wird.
Es ist auch ein Buch über die Zeit nach der Revolution und der beginnenden Industrialisierung, wo Bauern die alten Schlösser kaufen und das Bürgertum den Luxus des entfernten Adels sich aneignet. Über Paris die große Hure.
Das Böse siegt. Aaaaber: Klara wird irgendwann ihrem Mann verzeihen und die Familie retten.
Das positive: es ist ein absolut unfehlbar moralisches Buch. Insofern gut für Herzensbildung. Wenn auch bisschen dick aufgetragen. Aber Achtung: keine Selbstmorde vor 20 lesen lassen.
Info
Erscheinungsjahr | 19. Jh., 2. Hälfte |
Seiten | 100-300 |
Autor | Daudet, Alphonse |
Kommentar zu: Daudet, Alphonse – Pariser Heirat.