Fontane, Theodor – Effi Briest

(1894 | 270 S.)

Effi Briest ist ein Roman von Theodor Fontane, der von Oktober 1894 bis März 1895 in sechs Folgen in der Deutschen Rundschau abgedruckt wurde, bevor er 1896 als Buch erschien. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Ich empfand Effi immer als schwach. Erstaunlich immer dies Festhalten an Zerstreuungen. Da ist einfach nix Substanz.

Jetzt viel später fällt mir auf, wie uneigentlich dieses Kind aufwächst, voller Ideen, die man ihr in den Kopf gesetzt hat über Fortkommen und Besitz, und so sehr sich selbst entfremdet, daß sie nichtmal merkt, daß jener Vetter in Berlin, Leutnant, viel besser wäre für sie als der alte Verflossene seiner Mutter, den die damals nicht kriegte, weil er bloß Leutnant war. Das hat sich der kleinen Effi tief eingeprägt: einen Leutnant kann man nicht heiraten, weil man lieber die Karriere will. Also internalisiert hat sie genau das, wodurch die Großeltern der Mutter die Liebe vorenthalten hatten.

Dann also die verzweifelte Dankbarkeit der Kind-Frau gegen den Mann, der sie nach seiner Fasson zwar verwöhnt, zugleich aber  ein Pedant ist, und noch dazu ihr strategisch Angst macht, ihr also das Vertrauen nicht schenkt. Wie das der böse Verführer ihr diese Hintenherumerei klar macht, hat er leichtes Spiel mit ihr.

Die Geschichte dreht sich thematisch darum, ob Briest nach stillschweigender Reue und Besserung seiner Frau und nach deren Umzug nach Berlin die gefundenen Liebesbriefe hätte übersehen sollen und alles verzeihen. Das kann er um seiner Ehre willen nicht, weil er einen Freund um Rat fragte: Vor diesem Mitwisser kann er seine Ehre nicht mehr wahren, und damit vor sich selbst nicht. Nachvollziehbar. Aber dieser tragische Konflikt läßt völlig außer Acht, daß hier ein böser Mensch seine Strafe kriegen muß, weshalb das Duell völlig berechtigt ist, und verhindert, daß der die nächste Ehe ruiniert. Dieser Gedanke kommt allerdings nirgends auf.

Effi wird nun also rausgeschmissen, die Tochter ihr entfremdet, was Effi besonders gemein findet, ich aber zeitgemäß nachvollziehbar. Die fromme Dienerin bleibt Effi treu. Am Ende wird Effi krank – die haben immer alle so praktisch schwache Nerven, daß sie passend zum Romanende sterben können. Immerhin darf sie zurück zu den Eltern, die sie in der Not zu sich nehmen, weil sie auch sehen, daß das mit der Erziehung wohl nicht gelungen war.

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

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