
(1853 | 288 S.)
Meinung
Cornelia meint:
Ein herzerfrischendes Buch. Grillparzer ist wie Achim von Arnim und Adalbert von Chamisso ein Autor, mit dem man gerne seine Zeit verbringt. Ich habe mir nie einen berühmten Autor vorstellen können, der mit solch kühler Selbstkritik seine eigenen Dummheiten und Mängel beschreibt, die allerdings angesichts der Schwierigkeiten seiner Jugend (Papa verklemmt) und der Krokodilteich-Herausforderungen des österreichischen Beamtenlebens zur Zeit Metternichs in den Hintergrund treten. Man erfährt viel über die Hintergründe seiner Werke – insofern ist dieses Buch ein wichtiger Begleiter der Lektüre. Und zugleich ist es im Konversations-Stil gleichsam hingerotzt von einem Grantler, der erkennbar genervt ist von sich und der Welt, und der dennoch denen gegenüber, die ihn schlecht behandeln (seinen Monarchen, Goethe) seine Liebe und Verehrung nie aufgibt. Man sieht die entsetzlichen Wirkungen der Autokratie, wo Herrscher von Ohrenbläsern abhängen, und wo die Zensur ihre absurde Peitsche schwingt. Immer auf die Falschen. Bei alledem ist er ein hoch anständiger Mensch, der die ganze Familie mit durchbringt. Und dann gibt es die großartigen Geistesblitze zur Literatur und Gesellschaft, die das Ganze historisch zur Fundgrube machen, auch für den, der sich für Deutschland (stets präsentes Gegenbild österreichischer Selbstverständigung) interessiert. Ich bin froh, hier einen anderen Blick auf Österreich zu bekommen als durch den Hass-erfüllten Thomas Bernhard.
Man sollte wohl Calderon lesen, den Grillparzer als Vorbild verehrte.
Hist
Info
Erscheinungsjahr | 19. Jh., 2. Hälfte |
Seiten | 100-300 |
Autor | Grillparzer, Franz |
Kommentar zu: Grillparzer, Franz – Selbstbiografie.