Hildebrand, Rudolf – Wissenschaft und Dichtung/ Prophezeiungen

(1869 | ca. 200 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Das war ein Germanist, Sprachwissenschaftler und Philologe des 19. Jahrhunderts, der am Grimmschen Wörterbuch mitwirkte. Was mich an ihm interessiert ist ein Nationalismus, der so ganz ohne Ausschluss Anderer und ohne Freund-Feind-Denken auskommt, der nur Vielfalt und Reichtum sieht, – ähnlich wie ich die Völkervielfalt auf der Erde als Ausdruck des Reichtums der göttlichen Schöpfung sehe.

Wissenschaft und Dichtung 1869

Antrittsvorlesung über Grimms Wörterbuch und seine wissenschaftliche und Nationale Bedeutung: Dass nämlich die Nation ihre Verjüngung durch die Wissenschaft erfahre, und dieses Wörterbuch das Sprachverständnis allererst wissenschaftlich absichere. Interessant wie das hier verfolgte deutsche Partikularinteresse (Vergewisserung über eigene Sprachgeschichte und Herausarbeitung des eigenen Sprachgefühls in seinem historischen Gewordensein und Offenheit für die Zukunft) immer zugleich Europa als Ganzes mit einschließt. Denn der ganze Reichtum des modernen Lebens, mit seinem fortwährenden Tausch von Kulturgaben ist besonders sichtbar in der deutschen Sprache, weil dieses Land die Mitte aller europäischen Völker bildet und die Deutschen am empfänglichsten für andere Kulturen sind. Mehr als andere Sprachkultuen und Wörterbücher verpflichtet sich die deutsche auf eine Wissenschaftlichkeit (des internationalen Vergleichs), die der ganzen Wahrheit verpflichtet ist, auch „da, wo sie auf unsere Kosten geht“

Die Besonderheit der deutschen Provinzen und ihrer Regionalsprachen, bietet einen größeren Reichtum an Volkstümern als bei den Nachbarn. Gegen den Versuch der Normierung – das soll alles wachsen und werden dürfen. Das Grimmsche Wörterbuch dokumentiert Geschichte und Reichtum der Kulturen als europäische Kulturgeschichte. Urverwandtschaft aller europäischen Sprachen! Zugleich deutscher Sprachschatz, kostbares Bindeglied der Nation. Besonders in Deutschland wichtig wegen der Schwierigkeiten dieses Landes, zur Einheit zu gelangen.

Man muss sein deutsches Sprachgefühl entwickelt haben (durch Wissen), um sich in andere Sprachgefühle hineinversetzen zu können. 

In der Moderne arbeiten die Kulturvölker Hand in Hand und im Wettbewerb an den Aufgaben der Menschheit als Ganzer. Wissenschaft als Katalysator für Entwicklung der Völker – so wie für den Einzelnen die Einsicht und das Gewissen.

Besinnung auf Deutschland wie bei Fichtes Reden an die deutsche Nation – im Moment tiefster Selbstverlorenheit und Demütigung. Krankheit des Volkes findet Heilung in seiner Geschichte, gerade der Volksgeschichte, die sich in Literatur und Sprache spiegelt.

Ich habe das so ausführlich wiedergegeben, weil ich hier ein Verständnis von Nation erkenne, das, nicht wie Julian Jakob Overbeck, so eine gewisse Überheblichkeit zeigt, sondern ganz europäisch vernetzt und doch von Liebe zum Eigenen durchdrungen ist. Wenn wir über eine deutsche Inkulturierung der Orthodoxie nachdenken, dann können solche Vordenker helfen.

Orth

Prophezeihungen

Dröselt das 19. Jahrhundert von den Romantikern bis Bismark Bedenkenswert.

Hist

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorHildebrand, Rudolf

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