Höhne, Heinz – Die Geschichte der Roten Kapelle

(1970 | 335 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Wenn man Kettelhakes Buch über Libertas liest, dann sind das alles so rührend harmlose Leute, die mir nahe sind, weil sie mit meiner Tante Ichen und meinem Vater verbunden waren.

Aber Höhnes Darstellung der kommunistischen Unterwanderung Deutschlands nach der Revolution – da kann einem schon schlecht werden. Da kann ich jeden Nazi verstehen, der dachte, Hitler sei das kleinere Übel. Diese Infamie, wie der Kommunismus „zersetzte“ – schon in Weimar, enorm!

An Höhne hat mich gestört dass ich anfangs seine Position nicht sehen konnte. Wenn er von kommunistischen Spionen schreibt, wird man ganz auf ihre Seite gezogen, wenn von Nazi-Jägern, ganz auf deren. Bisschen wie Räuber und Gendarm.

Aber sehr gut, wie er mit Mythen aufräumt (und ihre Entstehung erklärt). Ausgezeichnet am Schluss die Analyse „was hat’s gebracht“ mit dem Ergebnis „außer Spesen nix gewesen“: Die konspirativ gewonnenen Informationen waren ungenau, unvollständig, nur in einem Fall nützlich für die Gegenseite.

Höhne kritisiert Schulze-Boysen’s absurde Flugblatt-Aktionen. Aber gerade die kann ich nachfühlen: der Mann ist ja verrückt geworden vor all dem Grauen, das er sah. Und dass er IRGENDWAS machen wollte, damit hinterher Deutschland noch ein bisschen Anspruch auf Respekt haben sollte, das hat mir sehr eingeleuchtet.

Mir scheint aber, wenn man damals lebte und wach war dafür, dass man mitschuldig wurde durch das Nichtstun, dann war das einzig unbestreitbar „Gute“, was man im Widerstand hätte tun können: konkrete Menschen retten. Bei sich verstecken, weiterleiten, mit falschen Papieren versorgen – Essen organisieren, solche Sachen. Ich glaube, dass das Gute sich wirklich nur im Nahbereich anstreben lässt. Die großen politischen Dinge sind immer sehr vieldeutig.

Als Orthodoxe werden wir durchaus nicht zur politischen Aktion ermuntert. Da unterscheiden wir uns von den West-Christen die mehr Vertrauen in Strukturen setzen.

JG-. HS.

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 2. Hälfte
Seiten300-600
AutorHöhne, Heinz

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