Kohut, Pavel – Die Einfälle der Heiligen Klara

(1980 | 300 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Vielschichtig. An der Oberfläche ein hoher Lesegenuss. Wenn junge Leute heut nicht mehr lesen – hier wäre eine Therapie, ab 16 oder so.  Man muss natürlich die politische Dimension erfassen können, denn es ist ein Buch über Böhmen, oder halt die Tschechoslowakei unter der Fuchtel des Brudervolks, von einem kommunistischen Karriere-Journalisten, der aber dann den Prager Frühling mitgestaltete. Aber auch ein Buch darüber, wie ein kleines Volk sich zwischen den Großmächten durchschlägt, mit Witz, gesundem Menschenverstand und –  auch – verborgenem Gottvertrauen. Das ist alles höchst vielschichtig, und mit intimem Insiderwissen garniert; ich habe nicht alle Pfiffigkeiten mitgekriegt – da fehlen mir Kenntnisse. Ähnlich wie bei Michael Bulgakov bricht das Irrationale in den dialektischen Materialismus ein und beleuchtet grell seine Paradoxien und Absurditäten. Nur hier nicht via Teufel, sondern durch ein hellseherisches Mädchen, und das liegt, laut Großmutter, in der Familie: solange die noch nicht geküsst sind, haben die Mädels Zauberkräfte.

Soweit so gut. Nun ist das Ganze aber gewürzt mit krass slappstickartigen Ehebruchsgeschichten und jeder Menge schräger Voyeurismen. Dafür hab ich halt nichts übrig, das spricht eine Ebene primitiver Männlichkeit/Weiblichkeit an, die ich lachend durchaus mal aushalte, aber keinem meiner Enkel empfehlen kann. Die werden sich sowas woanders besorgen. Für eine Großmutter wäre es peinlich, das zu empfehlen.

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorKohut, Pavel

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