
(1965 | 360 S.)
Rechtschaffen, feinsinnig und ehrenwert, weil er sich selbst nicht schont, teilt Kramp seine Erlebnisse als Offizier aus den Jahren 1944 bis 1950 mit – einem zu beliebigen Zeitraum. Der Bekennende Christ, der die Uniform »gar nicht so ungern, im Grunde« trug und den Männern vom; 20. Juli nahestand, erzielt mit seinem Bericht besonders dann Beispielhaftigkeit, wenn er sich von der Faszination durch militärisches Wesen löst und seine Fähigkeit zu unmittelbarer Anschauung die Oberhand bekommt, so in russischer Gefangenschaft.
Meinung
Cornelia meint:
Bekam ich von Onkel Gerhard, der meinte, ich müsse wissen, was mein Vater erlebt hat. Aber Kramp ist eine völlig andere Nummer als mein Vater, der als Sanitäter überall durchkam.
Nun, Kramp war mit der bekennenden Kirche verbunden, ein harmloser Philologe, der durch NaziArmee und Besatzung und Gefangenschaft hindurchging als ein Unschuldiger. Überall findet er Menschen, die ihn lieben und ihm helfen, in jedem Pfarrhaus kann er Klavier spielen usw. Das ist nett, wenn auch unbeleckt von tieferen Einsichten dargestellt. Dann in der Gefangenschaft ist jener andere der Held, der immer Offizier bleibt und sich weigert, sich besser ernähren zu lassen als die Soldaten. Dieser Mann bewahrt seine Würde und nimmt auf sich nicht Rücksicht. Der Autor ist dazu zu schwach, er ist ja auch kein richtiger Blut-Offizier. Immerhin macht er immer Gottesdienste und betet.
Dieser Helden-Freund wird furchtbar gefoltert dafür, dass er immer wieder sich für die Soldaten einsetzt. Er geht einen Opferweg. Und an einem Punkt wird dem Autor die Zuschauer-Rolle endlich zu viel und er schreibt den Brief zur Verteidigung – so gerät er selbst in die gefürchtete Mühle. Überwältigend, wie dieser Mann den Übergang von Angst zu Getragenheit darstellt.
Und überwältigend ist, dass sowohl jener Freund als auch er selbst in der allerhöchsten Not genau jene Erfahrung der verzeihenden und beglückenden Liebe machen, die ich aus den Gefängnissen der rumänischen Martyrer kenne. Hier kann man sehen, dass Gott in der Tat überall ist, – das darf man nur nicht theologisch breittreten. Aber hier hat man die Evidenz für Seine Gnade, wo immer Leute Ihn suchen und Sein Kreuz auf sich nehmen.
Kramp war hinterher Leiter in Villigst – er gehört zu denen, die was Neues aufbauten. Wulf nahm mich mal mit hin in sein Häuschen. Übrigens großartig, dass dies ein autobiographischer Bericht ist. Ohne künstlerischen Ehrgeiz – trotz allzu blumiger Beschreibungen. Aber okay, war halt ein Autor schon vorher.
JG+. HS
Info
Erscheinungsjahr | 20. Jh., 2. Hälfte |
Seiten | 300-600 |
Autor | Kramp, Willy |
Kommentar zu: Kramp, Willy – Brüder und Knechte.