Gorki, Maxim – Feuersbrunst / Der Diebstahl / Nachtasyl

(1905 | 150 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Feuersbrunst 1905

Ein total verrottetes Dorf, ökonomisch, moralisch – wenn auch in wunderbarer Landschaft. Es gibt die zynische Führerfigur, den schwindsüchtigen Jungen, auf dem alle rumhacken, und den mystischen Ofensetzer, über dessen Wahrheiten sich alle lustig machen. Er versteht eigentlich nichts, kann nicht mal lesen, aber sein Herz antwortet auf – nun, Gorki erlaubt ihm, von der Kirche und von Gott zu sprechen. Und er ist der einzige, der bei der Feuersbrunst Menschen rettet.

Eine gute Geschichte über den Mob und die heimlichen Heiligen.

JG+

Der Diebstahl

Junger Kerl hat 4 Jahre als Bursche gedient und soll jetzt heim ins Dorf zur Frau. Inzwischen hat er kleinere Sünden begangen, eine Freundin, die interessanter ist als die Frau, bissel geklaut, und am Ende den Offizier und dessen Ehefrau doch ganz liebevoll gefunden, so dass er jetzt eine Art neu gewonnener Heimat verlassen muss.

Auf dem Schiff nach Hause wird er erst von einem Mönch gekapert, der ihm sein Geld abknöpfen will, dann ihn zum Spielen verführt, wobei er alles Geld verliert. In seiner Verzweiflung lehnt er sich an einen Dieb an, der ihn zum Stehlen verführt – er wird erwischt und ab ins Gefängnis, Leben erstmal ruiniert.

Erschütternd die Naivität dieses Jungen und seine Wehrlosigkeit in fremder Welt. Eindrucksvoll über die Gefahren einer Existenz, die den Ernst des Lebens niemals kennengelernt hat und wie ein Blatt vom Wind verweht wird.

JG-

Nachtasyl

Eine Ansammlung von Leuten, die ganz unten gelandet sind und sich gegenseitig nur kaputtmachen, sich selbst aber auch. Zunächst nicht berauschend. Dann kommt der alte Pilger, tröstet und erzählt fromme Geschichten, die seine Zuhörer als Lügen ansehen. Aber die Sterbende stirbt dadurch leichter. Einer will sich vom Alkoholismus heilen lassen (da wird aber nix draus). Ein hoffnungsvolles Paar ermutigt er, nach Sibirien zu gehen und richtig zu leben (da wird wegen der Bosheit der Verwandten auch nichts draus). Am Ende muss auch der Alte vor der Polizei fliehen. Und doch – im dritten Akt merkt man, dass er ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hat mit seiner Menschenliebe, seiner Achtung. Ausgerechnet der Muslim erkennt das am klarsten, denn auch er weiß von einem Gesetz, nach dem man Leben muss.

Am Ende kanalisiert sich allerdings diese ganze Hoffnung in die Vision einer besseren Zukunft. Also – wieder mal eine Schneise geschlagen für die Revolution. Trotzdem ein gutes Stück, wegen des Lichts, auch wenn es verfälscht wird.

Jg

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 1. Hälfte
Seiten100-300
AutorGorki, Maxim

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