
(1905 | 140 S.)
Meinung
Cornelia meint:
Das ist ein vorrevolutionäres Stück, in dem die Familie und ihr Umkreis sich durch völlige Lebens- und Liebes-Unfähigkeit auszeichnen, und die Unterschicht der Dienstboten ist kein bisschen besser. Der Professor lebt nur für seine Forschungen, die er mystisch zur Wahrheitssuche hin betreibt. Er verweigert darum auch jede von der neuen ökonomischen Klasse verfochtene Nützlichkeit. Bei alledem aber ruiniert er die Familienfinanzen und treibt seine Frau in die Arme seines noblen Künstlerfreundes, wo sie aber brav treu bleibt. Überhaupt ist diese Jelena ein Lichtblick, der alles aushält, dabei ein Herz fürs Wahreguteschöne und die Menschenwürde bewahrt und sogar die Cholera-kranke Schmiedfrau besucht. Wie sie hernach die revolutionierenden Bauern mit Pistole in Schach hält – ja das ist großartig.
Der Rest eher nicht. Die seelisch kranke Lisa hat den Blutsonntag 1905 mitgekriegt und kommt über die vielen Toten nicht weg. Ihr Kavalier, leider, kann nicht anders, als ihr mit Zynismen zusetzen. Eigentlich lieben sich beide, aber er kann nicht über seine Selbstdarstellungswünsche raus (mit denen er Lisa anders, robuster machen will) und sie merkt ihre Liebe erst, als er ausbleibt und sich aufgehängt hat. Die Schwester jenes Kavaliers hat auch keine gute Erziehung mitgekriegt, einen reichen Alten geheiratet, wofür sie sich auch dann noch verachtet, als der gestorben ist. Verliebt sich in den Wissenschaftler, er das gar nicht versteht. Echt schräg, wenn auch mit schönen Sehnsüchten. Überhaupt haben alle Sehnsüchte auch nach der Kunst und dem Leben in der Sonne. Man liest die unsichtbare Schrift an der Wand: Ihr braucht die Revolution!!!
Ein großartiges Stück, hauptsächlich historisch interessant.
Hist
Info
Erscheinungsjahr | 20. Jh., 1. Hälfte |
Seiten | 100-300 |
Autor | Gorki, Maxim |
Kommentar zu: Gorki, Maxim – Kinder der Sonne.