Nievo, Ippolyto – Pisana oder Bekenntnisse eines Achtzigjährigen

(1959 | 960 S.)
Dem Achtzigjährigen diktiert der sechsundzwanzigjährige Autor ein kaum greisenhaftes Bekenntnis in den Gänsekiel – eine letzte Liebeserklärung: „Und du, erste und einzige Liebe des Lebens, meine Pisana, du lebst noch in meinem Denken, du bist in meines Herzens Schlag, in meinem Atem und im Umkreis allen Seins.“  31.12.1969

Spiegel

Meinung

Cornelia meint:

Ich las es als Buch eines alten Mannes, anfangs absolut hingerissen von der Darstellung der feudalen Ländlichkeit, später etwas ermüdet durch allzu viel Melodrama und historisches Durcheinander quer durch alle Revolutionen Italiens, am Ende fast beunruhigt durch die Spiritualisierung des Miststücks Pisana, ganz am Ende sehr bewegt durch die Schilderung des Alters – beeindruckt von einem Ethos der Ehre und des Anstands.  Die Lehre des alten Matteo: im Dienst am Guten Erfüllung finden. Natürlich eine negative Darstellung von Kirchlichkeit anhand von Clara, die vor lauter Heiligkeit ihren Verlobten in die Wüste schickt, wo der dann auch im Opfer seinen Sinn findet als Arzt. Erschütternd gerade auch die Streiterei mit Ehefrau Aquilina, die ihre eigene Kirchlichkeit mit Dummheit verbindet.

Aber dann erfuhr ich: der Autor schrieb das mit 27 Jahren innerhalb von 3 Monaten, hat danach wie sein Held von Revolution zu Revolution auf dem Schlachtfeld der Ehre gekämpft und war 3 Jahre später tot. Da begriff ich, was für ein großes das Werk ist – halt ein “Romantisches Werk,“ obwohl es viel mehr ist als das. Eher die Statur von Goethe.

Es zeigt die Doppeldeutigkeit der Revolution, – wenn auch die Hoffnung auf Einheit Italiens der Leitstern ist für alles. Ein antikes Bild, wo die polis den Menschen allererst zu dem macht, was er ist.

Am Ende viel Ewigkeit und Göttlichkeit und Pantheismus. Ja, und da lag dann auch der Same für den Niedergang. Aber das sah er nicht.

Info

Erscheinungsjahr20. Jh., 2. Hälfte
Seiten> 600
AutorNievo, Ippolyto

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