Shaw, Bernard – Cesar and Cleopatra

(1898 | 160 S.)

Meinung

Cornelia meint:

Am Anfang denkt man, das ist der reine Zynismus, also eine Persiflage bloß auf den englischen Imperialismus plus Sarkasmus angesichts der kindlich-kindischen Wesensart der jungen Königin, und eh kommen die Frauen nicht gut weg.. Natürlich ist es nett, wie der alte Caesar mit dem Mädchen spielt und sie in ihre Rolle hinein-erzieht, dabei in Kauf nimmt, dass sie ihn für einen alten Kerl hält, der ihr zum väterlichen Freund wird. Aber dann entwickelt sich das Bild des politischen Führers als eine Idealgestalt der aristotelischen magnanimity. Also Größe. In Rom hat er seine Interessen und Leidenschaften hinreichend bedient, jetzt ist er selbstlos aus Abgeklärtheit geworden, und seine politische Weisheit und Milde sind bewundernswert. Ebenso seine Freundlichkeit gegenüber den Unschuldigen. Und sein Weitblick: lieber den Verrätern verzeihen, die bei veränderter Interessenlage Verbündete werden können, als immerzu das Blutbad von Rache und Gegenrache fortsetzen. Sein Friedens-Wirken dabei keineswegs blauäugig, sondern mit eisigem Klarblick auf die Schwächen aller Menschen.

Die Guten sind treu, allerdings sind die Treuen gut nur, wenn sie Caesar helfen. Denn Ftatateeta, die Amme Cleopatras, ist treu ihrer Königin gegenüber. Aber diese hat Pothinus, der sie bei Caesar als Verräterin verleumdete (ich weiß gar nicht mehr genau, ob mit Recht oder nicht, aber es ist eigentlich egal, denn für Caesar reicht es schon, wie sehr sie Mark Anton ersehnt, und alles andere findet er eh erwartbar) durch diese Amme ermorden lassen. Daraufhin schneidet Rufio, Caesars treuester Diener, sobald er zum Gouverneur ernannt wurde, der Amme die Kehle durch. Caesars Reaktion ist interessant: Er hätte ein Gerichtsverfahren mit Rechtstiteln für lügnerisch gehalten, respektierte aber den Entschluss, eine gefährliche Frau (d.h. eine, die3 stark genug ist, Cleopatras Interessen gegen Rom durchzusetzen) außer Gefecht zu setzen. Es geht da um die Sicherung einer Macht, die zugleich den Frieden sichert.

Hochinteressant als Spiel mit Moral und Politik. Dass es völlig unchristlich ist, macht nichts: auch die Kirchenväter befürworteten eine Bildung in heidnischer Moral aus vielen guten Gründen.

JG+

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorShaw, Bernard

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