Voltaire – Weiß und Schwarz (Erzählungen Bd. 1)

1725 (ca.)

Meinung

Cornelia meint:

Aus dieser Geschichte hat sich Grillparzer Anregung für Ein Traum ein Leben  geholt. Und natürlich hat er ganz was anderes draus gemacht: Bei Grillparzer lernt Rustan über die Verführungen des Ehrgeizes und bessert sich, bei Voltaire lernt Rustan überhaupt nichts über seine ungezügelte Leidenschaft und stellt am Ende die Effektivität der beiden Genien in Frage: Denn wenn Topas sein guter Genius war, dann war er immerhin unfähig, ihn zu retten, und insofern nutzloser als der böse Genius, der wenigstens klar sagt, wer er ist.

Die Geschichte ist außerordentlich amüsant geschrieben, man kommt aus dem Schmunzeln nicht heraus. Aber sie ist über die Oberflächlichkeit des Autors hinweg ein schöner Diskussionsaufhänger für die Frage: wenn doch das Gute göttlich und von Gott gewollt ist, – warum setzt es sich nicht durch in der Welt? An dieser Frage lässt sich die gesamte Heilsgeschichte aufdröseln, denn was Voltaire nicht begreift ist das göttliche Geschenk der Freiheit als Bedingung zum Eintritt in die göttliche Liebe. Insofern nützlich.

Natürlich ist es politisch unkorrekt, dass der Neger als Schwarzer das Böse repräsentieren muss. Allerdings wird dieser Nachteil dadurch aufgefangen, dass er am Ende stärker gelobt wird: Authentizität (auch wenn böse) triumphiert über Moral (und das Gute). Da ist Voltaire ein Prophet unserer Zeit.

Info

Erscheinungsjahr18. Jh., 1. Hälfte
AutorVoltaire

Kommentare

Kommentar zu: Voltaire – Weiß und Schwarz (Erzählungen Bd. 1).

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