Auf welche Weise wirkte Gott durch Seinen Heiligen Geist?

5. Im Pfingstereignis BEFÄHIGT der HEILIGE GEIST die beim Turmbau zu Babel zerteilten Nationen, einander wieder zu verstehen.

Die Kirche stellt hier jene paradiesische Einheit aller Menschen wieder her, deren Grundlage, das gegenseitige Verstehen, ihnen beim Turmbau zu Babel genommen wurde. Dort sollte ein die Menschheit vergöttlichendes Werk von Menschen autonom verwirklicht werden, ganz wie bei der ersten Verführung durch die Schlange Selbstvergöttlichung versprochen wurde.

6. Dieser GEIST BEWAHRT die Verkündigung in der Wahrheit.

So wird auch…

… die Kirche zur Verkünderin der Wahrheit, zum Leuchter, der Christi Licht trägt.

7. Der GEIST VOLLZIEHT die angekündigte Feuertaufe

Ap. Konst. III-XVII:

Die Taufe wird auf den Tod Christi ertheilt (Röm 6,3 ff.) Das Wasser vertritt die Stelle des Begräbnisses, das Salböl die Sendung des hl. Geistes, das Siegel (Kreuzeszeichnung) die Stelle des Kreuzes, das Duftöl (Chrisam) festiget im Bekenntnis (des Glaubens).

Hier wird den Getauften also Befreiung von der Macht des Todes und der Sünde zugesichert,[1] wenn sie durch ihren Lebenswandel in der Nachfolge Christi hierzu ihre Einwilligung geben. Vgl.:

Damit rückt mithin auch die eucharistische Teilhabe an Christus als dem Überwinder des Todes in den Vordergrund der vom Geist gegründeten Kirche. Sie erscheint als Vorwegnahme des von ihr verkündeten Königreichs. Die Kirche ist nicht nur der Ort des Zeugnisses für das, was Christus in Seinem irdischen Leben getan und für die Zukunft versprochen hat. Ihr Gottesdienst wird auch zur Gegenwart Seiner zugesagten Anwesenheit „bis an der Welt Ende“. Die erfahrbare Mitte des auf das Früher und Später ausgerichteten Zeugnisses der Kirche ist – so können wir jetzt präzisieren- die eucharistische Gegenwart dieses Reiches.

Insofern ist die Kirche

– Zeugnis, d.h. sie legt Zeugnis ab in Wort und Werk

und

– Bezeugtes, denn sie ist schon, vorwegnehmend, was sie bezeugt.


FAZIT

Nur da, wo sie beides ist, rechte Verkündigung in Wort und Werk und zugleich dieses liturgisch vorweggenommene Reich, ist sie Kirche. Als solche hat sie Anteil an der Heiligkeit des sie leitenden Geistes. Kirchlich leben bedeutet also für uns als Glieder der Kirche: Wir nehmen diese Verkündigung an und treten im liturgischen Dienst (als Antwort auf das Handeln Gottes) in diese Gott-geschenkte Heiligkeit ein. In der durch Gott gegründeten Kirche ist darum alles menschliche Handeln primär Gott-gerichtet.

Schon hier lassen sich einige heute verbreitete theologische Irrtümer abwehren. Diese betonen die humanistischen Seiten kirchlicher Nächstenliebe. Sie verstehen sich begreiflicherweise als bessere Alternative zum bloß formalen Ritualismus. Aber Ritualismus und soziale Dienstbereitschaft sind nicht die einzigen Optionen. Nils von Sora und Josef von Volokalamsk waren uneinig über die Mission ihrer Klöster. Beide aber wußten um die zentrale Bedeutung des Gebets und der eucharistischen Vereinigung mit Gott, aus der allein wahre Nächstenliebe sich speist.

Also nochmal:

In der durch Gott gegründeten Kirche ist also alles menschliche Handeln primär Gott-gerichtet. Kirchliches Handeln kann aber angemessen Gott-gerichtet nur sein, sofern es sich in den Heilsplan einfügt, den Gott mit seiner Kirche verfolgt. Sie kann nicht eigenmächtig ein „besseres Leben“ versprechen (obwohl sie ein solches Leben doch zugleich schenkt. Dabei bleibt allerdings die Bedeutung von „besser“ auf die göttliche Pädagogik bezogen).

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[1] Die Kirche geht aus der Verbindung der Mysterien von Pascha und Pfingsten hervor (Vlasios Pheidas: Boundaries): Durch Sein Erlösungswerk ist Christus die Quelle oder der Ursprung (πηγή) der göttlichen Gnade, und der Heilige Geist ist der Schenker (χορηγός) und der Bewirkende (ο ενεργών) dieser Gnade in den Gläubigen. Die Scholastik ist hier Augustin gefolgt. Sie hat Christus sowohl als Quelle als auch als Schenker der göttlichen Gnade angesehen und den Heiligen Geist nur als Vermittler einer bereits gesicherten Gnade. Sie hat die Christo-monistischen Tendenzen der westlichen Theologie verstärkt. Die ekklesiologischen Konsequenzen waren entscheidend für das theologische Auseinanderleben, das zum großen Schisma führte.