Auf welche Weise wirkte Gott durch Seinen Heiligen Geist?
5. Im Pfingstereignis BEFÄHIGT der HEILIGE GEIST die beim Turmbau zu Babel zerteilten Nationen, einander wieder zu verstehen.
Apg 2,4-6
Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Die Kirche stellt hier jene paradiesische Einheit aller Menschen wieder her, deren Grundlage, das gegenseitige Verstehen, ihnen beim Turmbau zu Babel genommen wurde. Dort sollte ein die Menschheit vergöttlichendes Werk von Menschen autonom verwirklicht werden, ganz wie bei der ersten Verführung durch die Schlange Selbstvergöttlichung versprochen wurde.
6. Dieser GEIST BEWAHRT die Verkündigung in der Wahrheit.
Joh 16,13
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
So wird auch…
Irenäus Gegen die Haeresien Buch V Kap. XX
1. … Der Pfad derer aber, die zur Kirche gehören, führt um die ganze Welt herum; er hat die feste, apostolische Tradition und läßt uns erkennen, daß aller Glaube ein und derselbe ist: alle bekennen ein und denselben Gott Vater, alle glauben an dieselbe Ordnung der Menschwerdung des Sohnes Gottes, wissen von ebenderselben Gabe des Geistes, beobachten ebendieselben Gebote und bewahren ebendieselbe Form der kirchlichen Verfassung, erwarten ebendieselbe Ankunft des Herrn und erhoffen ebendieselbe Heiligung des ganzen Menschen, d. h. des Leibes und der Seele. Wahr und fest ist die Predigt der Kirche; ein und derselbe Weg zum Heil wird in der gesamten Welt gewiesen. Ihr ist das Licht Gottes anvertraut, und deshalb wird die Weisheit Gottes, die alle Menschen rettet, ,,an dem Ausgang besungen, und auf den Straßen wirkt sie mit Zuversicht, oben auf den Mauern wird sie gepriesen, an den Toren der Stadt redet sie ständig“ . Überall nämlich predigt die Kirche die Wahrheit, sie ist der siebenarmige Leuchter, der Christi Licht trägt.
… die Kirche zur Verkünderin der Wahrheit, zum Leuchter, der Christi Licht trägt.
7. Der GEIST VOLLZIEHT die angekündigte Feuertaufe
Apg 2,3 f.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Ap. Konst. III-XVII:
Die Taufe wird auf den Tod Christi ertheilt (Röm 6,3 ff.) Das Wasser vertritt die Stelle des Begräbnisses, das Salböl die Sendung des hl. Geistes, das Siegel (Kreuzeszeichnung) die Stelle des Kreuzes, das Duftöl (Chrisam) festiget im Bekenntnis (des Glaubens).
Hier wird den Getauften also Befreiung von der Macht des Todes und der Sünde zugesichert,[1] wenn sie durch ihren Lebenswandel in der Nachfolge Christi hierzu ihre Einwilligung geben. Vgl.:
Hermas I-III Kap. V-VII
Buch I, Gesicht III, Kap. V
1 „Nun höre von den Steinen, die in den Bau kamen. Die viereckigen, weißen und in den Verband passenden Steine, das sind die Apostel, Bischöfe, Lehrer und Diakonen, welche lebten nach der Heiligkeit Gottes, die ihr Hirtenamt, Lehramt und ihren Dienst heilig und fromm versehen haben für die Erwählten Gottes; die einen von ihnen sind schon entschlafen, die anderen leben noch; immer waren sie einig miteinander, hielten Frieden unter sich und hörten aufeinander; deshalb passen in dem Bau des Turmes die Fugen zueinander.“
2. „Was aber bedeuten die Steine, die aus der Meerestiefe heraufgezogen und in den Bau eingemauert wurden und deren Linien mit den übrigen schon zum Bau verwandten Steinen übereinstimmten?“ „Das sind die, welche für den Namen des Herrn gelitten haben.“
3. „… „Die, welche zum Bau verwendet wurden, ohne daß man sie behauen mußte, sind vom Herrn erprobt, weil sie in der Gerechtigkeit des Herrn wandelten und seine Gebote richtig hielten.“
4… die, welche herbeigeführt und in den Bau gelegt wurden… sind die Neulinge im Glauben und (andere) Gläubige; sie werden von den Engeln zu guten Werken ermahnt, weil in ihnen keine Sünde gefunden wurde.“
5… die Weggeworfenen und Fortgeschleuderten… sind solche, welche gesündigt haben und sich bekehren wollen; deshalb wurden sie nicht weit vom Turme weggeworfen, weil sie für den Bau brauchbar sein werden, wenn sie sich bekehrt haben. Die, welche die Bekehrung vorhaben, werden nach ihrer Bekehrung stark sein im Glauben, wenn ihre Bekehrung jetzt geschieht, solange am Turme noch gebaut wird; wenn aber der Bau vollendet ist, dann gibt es für sie keinen Platz mehr, und sie werden verworfen sein; nur das bleibt ihnen, daß sie in der Nähe des Turmes liegen.“
Buch I, Gesicht III, Kap. VI
1. „… die Zerschlagenen und vom Turme weit Weggeschleuderten …sind die Kinder der Sünde; ihr Glaube war Heuchelei, und keine Schlechtigkeit blieb fern von ihnen. Deshalb finden sie das Heil nicht, weil sie wegen ihrer Sünden nicht brauchbar sind für den Bau. Deshalb wurden sie zusammengeschlagen und weit fort geworfen wegen des Herrn Zorn, weil sie ihn geärgert haben.
2. … andere in großer Zahl…, die nicht in den Bau kamen;… sind die mit Flecken Behafteten; sie haben die Wahrheit zwar erkannt, aber sie blieben nicht bei ihr und schlossen sich den Heiligen nicht an; deshalb sind sie unbrauchbar.“
3. „… die mit den Rissen… bedeuten Leute, die im Herzen etwas gegeneinander haben und miteinander nicht im Frieden leben, vielmehr sich den Anschein des Friedens geben; sobald sie aber auseinander gegangen sind, leben ihre Sünden fort in ihren Herzen; das sind die Risse, welche die Steine haben.
4. Die Verstümmelten sodann sind diejenigen, welche zwar gläubig sind und der Hauptsache nach in Gerechtigkeit leben, aber doch einigen Anteil an der Sünde haben; deshalb sind sie verstümmelt und nicht ganz.“
5. … mit den weißen, rundlichen Steinen, die nicht in das Bauwerk passen, … sind solche, die zwar den Glauben haben, zugleich aber auch den Reichtum dieser Welt; wenn die Trübsal kommt, dann verleugnen sie ihren Herrn wegen ihres Reichtums und wegen ihrer Geschäfte.“
6….„Sie werden dann brauchbar sein für Gott, wenn ihnen der Reichtum, der ihre Seele beherrscht, vermindert worden ist. Wie nämlich der rundliche Stein nur dadurch viereckig wird, daß man ihn behaut und einiges von ihm wegnimmt, so können auch die Reichen in dieser Welt nur dadurch für den Herrn brauchbar werden, daß ihnen der Reichtum beschnitten wird.“
Buch I Gesicht III, Kap. VII
1 „Die anderen Steine, die,… vom Turme weggeworfen wurden und auf den Weg fielen, aber vom Wege weiterrollten in wegloses Feld, das sind die, welche zwar geglaubt haben, aber wegen ihres Zweifels ihren wahren Weg verließen; in der Meinung, einen besseren Weg finden zu können, irren sie umher und sind unglücklich durch ihr Umherstreifen in den weglosen Gebieten.
2. Die, welche ins Feuer fielen und verbrannten, das sind die, welche am Ende von dem lebendigen Gott abgefallen sind und in deren Herzen keine Sinnesänderung mehr aufkam wegen ihrer schwelgerischen Lüste und ihrer Sünden, die sie begingen.
3. … die … welche nahe am Wasser niederfielen, aber nicht ins Wasser weiterrollen konnten… sind die, welche das Wort hörten und sich taufen lassen wollten auf den Namen des Herrn60; wenn ihnen hernach die Keuschheit (als Forderung) der wahren Lehre zu Gemüte geführt wird, kehren sie um und laufen wieder ihren schlechten Begierden nach.“
4. … alle diese weggeworfenen und in den Bau des Turmes nicht passenden Steine… werden für einen anderen viel geringeren Platz passen, und zwar dann, wenn sie ihre Schmerzen getragen und die Tage ihrer Sünden erfüllt haben. Sie werden aber deshalb an einen anderen Ort versetzt werden, weil sie teilgenommen hatten an dem gerechten Worte. Und nur dann wird es ihnen gelingen, ihren Qualen entrissen zu werden, wenn in ihrem Herzen (die Reue über) die bösen Werke, die sie verübt, sich regt. Wenn diese sich aber nicht regt in ihrem Herzen, dann werden sie nicht gerettet werden wegen ihrer Herzenshärtigkeit.“
Damit rückt mithin auch die eucharistische Teilhabe an Christus als dem Überwinder des Todes in den Vordergrund der vom Geist gegründeten Kirche. Sie erscheint als Vorwegnahme des von ihr verkündeten Königreichs. Die Kirche ist nicht nur der Ort des Zeugnisses für das, was Christus in Seinem irdischen Leben getan und für die Zukunft versprochen hat. Ihr Gottesdienst wird auch zur Gegenwart Seiner zugesagten Anwesenheit „bis an der Welt Ende“. Die erfahrbare Mitte des auf das Früher und Später ausgerichteten Zeugnisses der Kirche ist – so können wir jetzt präzisieren- die eucharistische Gegenwart dieses Reiches.
Insofern ist die Kirche
– Zeugnis, d.h. sie legt Zeugnis ab in Wort und Werk
und
– Bezeugtes, denn sie ist schon, vorwegnehmend, was sie bezeugt.
FAZIT
Nur da, wo sie beides ist, rechte Verkündigung in Wort und Werk und zugleich dieses liturgisch vorweggenommene Reich, ist sie Kirche. Als solche hat sie Anteil an der Heiligkeit des sie leitenden Geistes. Kirchlich leben bedeutet also für uns als Glieder der Kirche: Wir nehmen diese Verkündigung an und treten im liturgischen Dienst (als Antwort auf das Handeln Gottes) in diese Gott-geschenkte Heiligkeit ein. In der durch Gott gegründeten Kirche ist darum alles menschliche Handeln primär Gott-gerichtet.
Schon hier lassen sich einige heute verbreitete theologische Irrtümer abwehren. Diese betonen die humanistischen Seiten kirchlicher Nächstenliebe. Sie verstehen sich begreiflicherweise als bessere Alternative zum bloß formalen Ritualismus. Aber Ritualismus und soziale Dienstbereitschaft sind nicht die einzigen Optionen. Nils von Sora und Josef von Volokalamsk waren uneinig über die Mission ihrer Klöster. Beide aber wußten um die zentrale Bedeutung des Gebets und der eucharistischen Vereinigung mit Gott, aus der allein wahre Nächstenliebe sich speist.
Also nochmal:
In der durch Gott gegründeten Kirche ist also alles menschliche Handeln primär Gott-gerichtet. Kirchliches Handeln kann aber angemessen Gott-gerichtet nur sein, sofern es sich in den Heilsplan einfügt, den Gott mit seiner Kirche verfolgt. Sie kann nicht eigenmächtig ein „besseres Leben“ versprechen (obwohl sie ein solches Leben doch zugleich schenkt. Dabei bleibt allerdings die Bedeutung von „besser“ auf die göttliche Pädagogik bezogen).
[1] Die Kirche geht aus der Verbindung der Mysterien von Pascha und Pfingsten hervor (Vlasios Pheidas: Boundaries): Durch Sein Erlösungswerk ist Christus die Quelle oder der Ursprung (πηγή) der göttlichen Gnade, und der Heilige Geist ist der Schenker (χορηγός) und der Bewirkende (ο ενεργών) dieser Gnade in den Gläubigen. Die Scholastik ist hier Augustin gefolgt. Sie hat Christus sowohl als Quelle als auch als Schenker der göttlichen Gnade angesehen und den Heiligen Geist nur als Vermittler einer bereits gesicherten Gnade. Sie hat die Christo-monistischen Tendenzen der westlichen Theologie verstärkt. Die ekklesiologischen Konsequenzen waren entscheidend für das theologische Auseinanderleben, das zum großen Schisma führte.