Die Kirche sah sich als Rechtsnachfolgerin von Tempel und Synagoge. Diskussionen über jüdische Gesetze hatten schon für Streit zwischen Jesus und den Pharisäern & Schriftgelehrten gesorgt: Übertritt er/erfüllt er das Gesetz?

FAZIT:

All dies ist heute nicht mehr aktuell. Aktuell bleibt aber das Problem einer in göttlicher Selbst-Offenbarung gegründeten Tradition, die durch zeitbedingte Vermittlungsformen und örtliche Besonderheiten hindurch von menschlichen Verfälschungen befreit werden muß. Der Gegensatz zwischen göttlicher Offenbarung DURCH Menschen und Zutaten VON Menschen beschäftigt uns weiterhin.

Hilfreich erscheint hier die Betrachtung,

a) wie Konflikte zwischen den Lehren Christi und denen des Alten Testaments im Blick auf verschieden qualifizierte Adressaten dieser Lehren erklärt werden,

b) wie solche Unterschiede nur durch menschliche Verfehlungen zu Konflikten führten,

c) wie der Bezug auf die Person Christi diese Konflikte zu lösen erlaubt.

a) Gleiche Lehren für verschieden qualifizierte Hörer


Altes und Neues Testament lehren dieselben höchsten beiden Liebes-Gebote; sie haben denselben Autor.

Der Dekalog ist nur die erste Stufe; Wie die Geschichte vom reichen Jüngling zeigt, muß für Fortgeschrittene die Überwindung der Habsucht als zweite Stufe hinzukommen, bevor die Vollkommenheit der Nächstenliebe erreicht wird.
So stellen

Vgl.

Dabei stellen…

und

die Entwicklung AT- NT als wunderbare Erziehungsgeschichte Gotts mit seinem Volk dar.

Der Dekalog, als „Herzens-Natur gemäße“ Basis der Volkserziehung, wird hierbei wegen Nichtbefolgung in der Deuterosis verschärft. Statt „wenn du opferst, mach es so….“ jetzt: „opfere alle Nase lang dies und das so und so“. Beide Gesetze stimmen zwar zusammen, treffen aber auf verschieden hörwillige Adressaten..

b) Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Überholtem und Bleibendem


Schauen wir genauer hin:

Diese zwecks Disziplinierung draufgesetzten Zwangs-Vorschriften nährten einen Phariäismus, der dem Zweck dieser Erziehung widersprach.  So wurden diese Zwangsgesetze zum Hindernis für das eigentlich mit ihnen verfolgte Ziel der Erlösung. Sie sind nunmehr bloß noch menschliche, d.h. den egoistischen Leidenschaften dienende, Überlieferungen, die vom Willen Gottes ablenken.

Darum konnten die pingeligen Schriftgelehrten die dritte (neutestamentliche) Stufe der geistigen Freiheits-Weisungen durch Jesus als Tradtionsverrat mißverstehen.

Gegen dieses selbe Mißverständnis kämpft auch Paulus noch an:


c) Lösungswege


Gleich die nächste Generation theologischer Väter mußte sich mit Mißdeutungen des Bezugs zwischen dem Alten Testament und Christus auseinandersetzen. Systematisch wurde jetzt Christus als Schlüssel zum Verständnis der Schrift (d.h. noch des Alten Testaments) thematisiert.


Christliche wie auch jüdische Lehren (dh.AT und NT) ohne Christusbezug (d.h. ohne ein Wort über Christus zu verlieren) sind tot.


Nur durch Christus als im Wort Gottes erfahrene Realität hatten die Patriarchen und Propheten jenen Zugang zu Gott, den auch die Apostel und die Kirche hat.


Wer nur das in der Schrift (AT) Fixierte anerkennen will, begreift nicht das (über das Schrift-Wort hinausgehende) lebendige „Dokument“ der Person des Wortes Gottes. (vgl. Ich bin der Weg…: die Wahrheit als Person).
So hat ja auch Jesus erst nach Seiner Auferstehung den Jüngern den Schrift-Sinn öffnen können. Also nur vom Ziel dieser Schrift her, der mit der Auferstehung erlangten Chance der Erlösung, wird die Schrift begreiflich.


Oder: Nur in der persönlichen Begegnung mit Ihm konnten sie das AT (die „Schrift“) neu verstehen:

Man bemerke in diesem Zitat den Unterschied zwischen dem Wort über Christus und Christus als dem Wort.

Es muß also das lebendige Wort die tote Schrift erklären.


Der Zusammenhang der Schriften erschließt sich mithin nur personal, in der Begegnung mit der Person Christi


FAZIT:

Dieses Erfordernis persönlicher Begegnung mit Christus kann uns in den heutigen Auseinandersetzungen mit jenen theologischen Akademikern helfen, die ihre Reformvorhaben als Wiederherstellung der Tradition darstellen (vgl. Vat. II!).. Da hilft nur die „Unterscheidung der Geister,“ die allerdings nur wahren Geist-Trägern geschenkt wird. Wir Fußvolk halten uns hier an Theologen, deren Geist-Trägerschaft von der Kirche anerkannt wurde. Wir sind also heute, wenn wir über nötige Reformen in verkrusteten Hierarchien nachdenken, auf der sicheren Seite, wenn wir (z.B.) den Weisungen des Heiligen Justin von Celje folgen und nicht denen seiner Gegner oder Verächter. Und es ist ratsam, geistliche Väter aus dem Umkreis solch beglaubigter Geistträger zu suchen.

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