Fontane, Theodor – Stine

(1889 | 224 S.)

Meinung

Bißchen wie die Irrungen, nur viel flacher. Dieser Graf Waldemar ist ein arg lieber, diese Stine eine arg brave, der Onkel, der sich eine Witwe aus dem Volk als Mätresse leistet, hat die Bekanntschaft verschuldet und hält dann die Familienehre hoch, gegen die Waldemar an-heiraten will. Stine macht nicht mit, weil sie genau weiß, daß eine Liebe diesen Klassenunterschied nicht ertragen kann. Happich, aber ein wenig hölzern, wie er nachher sich erschießt.

Wie die Irrungen stellt der Roman die Brüchigkeit der Klassengesellschaft dar. Wenn es nichts mehr gibt an Leistung, auf das sich der Adel berufen könnte, dann hat er kein Lebensrecht mehr, eigentlich. Dann wäre die Zeit der Herzensfreiheit da. Aber die Klassengegensätze sind noch zu tief eingegraben.

Der Roman war auch ein Skandal. Weil die Bürgerliche zehnmal edler dastand, als all das höhere Volk. Da findet sich eine Verschiebung von Humanität, die allerdings schon in der Emilia bei Lessing präsent war. Interessant ist, daß der Titel gar nicht Stine heißen sollte, weil sie nicht Hauptperson ist, sondern Witwe Pittelkow, die ihren sugar daddy ganz schön rumboxt.

Nicht zu empfehlen

Info

Erscheinungsjahr19. Jh., 2. Hälfte
Seiten100-300
AutorFontane, Theodor

Kommentare

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